Fußball

"Königliche" Nachwuchs-Camps Deutscher erfüllt sich Traum bei Real Madrid

Der Hamburger Stefan Kohfahl hat Real Madrid von seinem Konzept überzeugt - und arbeitet nun als Nachwuchskoordinator beim Champions-League-Finalisten.

Der Hamburger Stefan Kohfahl hat Real Madrid von seinem Konzept überzeugt - und arbeitet nun als Nachwuchskoordinator beim Champions-League-Finalisten.

(Foto: Oliver Jensen)

Weltmeister Toni Kroos ist nicht der einzige Deutsche beim Champions-League-Finalisten Real Madrid. Stefan Kohfahl leitet die westeuropäischen Fußballschulen der "Königlichen" und arbeitet dabei mit den großen Stars zusammen.

Vor drei Jahren trainierte Stefan Kohfahl noch den Hamburger Oberligisten Oststeinbeker SV. Nun ist er ein Bestandteil von Real Madrid - einem der populärsten Fußballvereine der Welt. Der 48-Jährige fungiert bei den Spaniern als Nachwuchskoordinator. In mehreren europäischen Ländern organisiert er die offiziellen Fußball-Camps von Real Madrid für Kinder und Jugendliche. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 11.000 Teilnehmer. "Wir sind die Nummer eins in Europa", sagt Kohfahl im Gespräch mit n-tv.de.

Der Familienvater jettet ständig zwischen seiner Heimatstadt Hamburg und Madrid hin und her. Erst am vergangenen Wochenende war er in der spanischen Hauptstadt. Die 24 besten Kinder aus den Camps durften ein Freundschaftsspiel im legendären Estadio Santiago Bernabéu bestreiten. "Das war für alle ein ergreifendes Erlebnis", sagt Kohfahl.

Toni Kroos ist offizieller Botschafter der Fußballschulen

Die Kinder sollen Real Madrid spüren - und bekommen dafür die passenden Trikots.

Die Kinder sollen Real Madrid spüren - und bekommen dafür die passenden Trikots.

(Foto: Real Madrid)

Ein Besuch von "la Fábrica", dem Nachwuchsleistungszentrum von Real Madrid, stand ebenfalls auf dem Programm. 41 Fußballer, die dort ausgebildet wurden, verdienen heute in Spanien, England, Deutschland, Italien und Frankreich ihr Geld. Nicht einmal der FC Barcelona oder Manchester United spucken so viele Profis aus.

Gut möglich, dass auch einige Kinder aus den Fußball-Camps von Stefan Kohfahl bald in der Real-Talentschmiede mitmischen. Das sei allerdings nicht das vorrangige Ziel, behauptet der Hanseat: "Natürlich notiert man sich manch einen Namen. Aber es ist gesetzlich ohnehin nicht erlaubt, Kinder unter 16 Jahren zu verpflichten. Uns geht es vorrangig darum, Werte wie Respekt, Demut und Zusammenhalt zu vermitteln. Denn dafür steht Real Madrid."

Die Inhalte aus den mehrtägigen Fußball-Camps entstehen in enger Abstimmung mit dem Nachwuchsleistungszentrum von Real Madrid. Kohfahl bespricht sich daher regelmäßig mit Alberto Moriñigo, dem Nachwuchschef der "Königlichen." Bei Werbemaßnahmen arbeitet er sogar mit den Stars der ersten Mannschaft zusammen.

Vor einigen Wochen wurden Videos mit Spielern wie Toni Kroos, Gareth Bale und Karim Benzema gedreht. Kohfahl war für die Organisation zuständig. "Die sind alle sehr zugänglich. Gareth Bale ist natürlich eine imposante Erscheinung, aber ein sehr schüchterner Typ", verrät er. Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit dem deutschen Nationalspieler Toni Kroos - dem offiziellen Botschafter der Fußballschulen. "Seine Zeit ist zwar begrenzt, aber er steht voll dahinter", sagt Kohfahl. Nur einem Superstar hat er bislang nie die Hand geschüttelt: Cristiano Ronaldo. "Der steht eben über allem."

Für den Traum das Haus aufs Spiel gesetzt

Kohfahl und die Talentförderung scheinen zusammenzupassen. Früher trainierte er mit Ivan Klasnic und Patrick Owomoyela zwei Jugendliche, die später Bundesliga- und Nationalspieler wurden. Zudem arbeitete er als Campleiter bei den Fußballschulen des Hamburger SV. Dort allerdings fehlte ihm der sportliche Anspruch: "Es ging dem Verein nur um Markenbildung und Fan-Bindung - das ist leider bei den meisten Bundesligisten so." Also entwickelte er ein Konzept, wie Kinder wirklich gefördert werden können.

Von Madrid bis Barcelona, von Lissabon bis Mailand - Kohfahl klapperte sämtliche europäischen Spitzenvereine ab, um sein Konzept vorzustellen. Er und seine Frau Nicole setzten alles auf eine Karte: Die Reisekosten und die Honorare für Mitarbeiter wären ohne Kredit nicht zu stemmen gewesen. Als Sicherheit diente das Haus. "Natürlich hat es zwischendurch auch Tränen gegeben", gibt er zu. So zum Beispiel, als er einen teuren Flug nach Spanien gebucht hatte und Real-Boss Jose Angel Sanchez den Termin einen Tag vorher aus Zeitgründen absagte.

Doch Kohfahl blieb beharrlich, wollte unbedingt die Madrilenen von seinem Konzept überzeugen: "Dieser Verein hat einfach die größte Strahlkraft. Es gibt nur zwei oder drei Vereine, mit denen man so etwas europaweit machen kann." Ende 2013 wurden die Verträge unterzeichnet. Im Jahre 2014 fand das erste Camp statt.

Als Bestandteil von Real Madrid fiebert er bei den Spielen der Profis besonders mit. Häufig schaut er sich die Spiele im Stadion an. Das Champions-League-Finale gegen Juventus Turin (ab 20.45 im n-tv.de Liveticker) verfolgt er allerdings vor dem Fernseher. "Ich bin froh, auch einmal zu Hause zu sein", sagt er. Kohfahl erwartet jedenfalls eine enge Partie: "Das sind die beiden besten Mannschaften dieser Spielzeit. Ich würde keine Wette eingehen wollen, wer da gewinnt."

Quelle: ntv.de

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