Fußball

Löw findet keine Lösung für die Abwehrprobleme Die DFB-Elf sehnt sich nach der Null

"Vielleicht müssen wir uns nicht ständig gezwungen fühlen, so hoch zu stehen", sagte Per Mertesacker nach dem Spiel. Ein deutlicher Hinweis an Trainer Joachim Löw.

"Vielleicht müssen wir uns nicht ständig gezwungen fühlen, so hoch zu stehen", sagte Per Mertesacker nach dem Spiel. Ein deutlicher Hinweis an Trainer Joachim Löw.

(Foto: imago sportfotodienst)

Kein Defensiv-Konzept, Fehlpässe, Stellungsfehler - das 3:3 gegen Paraguay ernüchtert das DFB-Team. Zu Beginn der WM-Saison fehlt der Abwehr Stabilität. Während die Spieler Alarm schlagen, setzt Bundestrainer Joachim Löw auf den Faktor Zeit.

Noch wird Joachim Löw von Hansi Flick assistiert. Vielleicht wäre Huub "die Null muss stehen" Stevens perspektivisch die bessere Wahl.

Noch wird Joachim Löw von Hansi Flick assistiert. Vielleicht wäre Huub "die Null muss stehen" Stevens perspektivisch die bessere Wahl.

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Huub Steven steht vielleicht bald ein Karrieresprung bevor. Noch betreut der Niederländer Paok Saloniki, den Gegner des FC Schalke 04 in der Champions-League-Qualifikation. Da geht es um viel Geld, sicher, aber trotzdem wird Stevens anderswo viel dringender gebraucht: bei der deutschen Fußballnationalmannschaft. Da wird wahrscheinlich noch vor der Weltmeisterschaft der Platz des Assistenztrainers frei, wenn Hansi Flick den Posten des DFB-Sportdirektors übernimmt. Gut möglich, dass sich Bundestrainer Joachim Löw dann an einen legendären Satz von Huub Stevens erinnert: "Die Null muss stehen."

Gegen Paraguay stand die Null. Neun Minuten lang. Dann leistete sich Mats Hummels einen Stellungsfehler, und Ariel Nunez drosch den Ball ins Tor. Drei Minuten später legte Sami Khedira höchstpersönlich für Wilson Pittoni vor. Nicht weniger aberwitzig agierte die Defensive beim 2:3 kurz vor der Pause, als Mertesacker und Lahm sich in die Mitte zu Nunez orientierten, und den links heranflitzenden Samudio allein ließen. Drei Treffer, die Zweifel aufkommen lassen, ob das DFB-Team bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien um den Titel mitspielen kann. Aber noch ist Brasilien weit weg, kurzfristig muss die Mannschaft wieder Vertrauen in die Defensive entwickeln. Torwart Manuel Neuer, dem nach dem dritten Gegentor hörbar die Laune verging ("Leck mich doch am Arsch"), gab die Richtung vor. "Klar haben wir schon zu oft nicht zu null gespielt. Wir müssen das wieder lernen."

Tadel, aber kein Konzept

Der Mannschaft stabile Abwehrarbeit beizubringen, das ist die Aufgabe von Bundestrainer Löw. Der verteilte vor allem Tadel an seine Spieler. "Im Mittelfeld sind wir zum Teil zu weit zurückgewichen. Paraguay darf in aller Ruhe den Ball annehmen." Auch die Abwehrspieler hätten zu viele Fehler gemacht, sie dürften sich den Ball nicht in den Rücken spielen lassen, sagte Löw. "Da spekuliere ich nicht." Die Verteidiger selbst scheinen mit den Vorgaben des Bundestrainers unzufrieden zu sein: "Vielleicht müssen wir uns in den entscheidenden Situationen auch mal fallen lassen, uns nicht ständig gezwungen fühlen, so hoch zu stehen", sagte Per Mertesacker.

Auch wenn Paraguay der erste Testgegner war: Es ist durchaus beunruhigend, dass Löw zu Beginn der WM-Saison noch kein passendes Defensivkonzept gefunden hat. Torwart Neuer sprach von einem "Warnschuss zur rechten Zeit". Die Frage ist nur, wie viele Warnschüsse der Bayern-Keeper noch auf sein Tor bekommen will. Gegen Paraguay drei Gegentore, gegen die USA vier, gegen Ecuador zwei, von den vier Gegentoren im Qualifikationsspiel gegen Schweden ganz zu schweigen.

Der Bundestrainer will die Zeit für sich arbeiten lassen: "Man hat gesehen, dass bei dem einen oder anderen Spieler ein bisschen die Frische gefehlt hat. Ich bin absolut überzeugt, dass die Mannschaft und jeder Einzelne im September verbesserte Form zeigt." Dann geht es gegen Österreich um Punkte in der WM-Qualifikation. Bis dahin hat Joachim Löw Zeit zum Tüfteln. Und vielleicht ruft er ja mal Huub Stevens an.

Quelle: ntv.de, mit dpa/sid

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