Union wackelt im Aufstiegskampf Die Eisernen bekommen weiche Knie
06.04.2017, 11:59 Uhr
Zweite Niederlage in Serie, da braucht's schonmal Trost.
(Foto: imago/Bernd König)
Noch vor knapp einer Woche ist die Welt von Union Berlin rosarot. Doch zwei Spiele später dreht sich die Stimmungslage dramatisch um. Die Spieler sind verunsichert, der Trainer von der Spielweise angesäuert. Der angepeilte Aufstieg vertreibt die Leichtigkeit.
Nach dem nächsten Rückschlag im Bundesliga-Aufstiegskampf musste Jens Keller nicht lange nach den Gründen suchen. "Ich glaube, der Kopf spielt eine zu große Rolle, die Angst vor Fehlern bei den Spielern ist zu groß. Das ist im Fußball ein schlechter Ratgeber", sagte der Trainer von Zweitligist Union Berlin nach dem enttäuschenden 0:1 (0:0) gegen Erzgebirge Aue. Erstmals in dieser Saison verloren die Eisernen aus Köpenick zwei Ligaspiele in Folge, stürzten in nur fünf Tagen vom ersten auf den vierten Rang ab.
Während die Fans vom erstmaligen Sprung ins Oberhaus träumen, zittern den Profis offenbar die Knie. "So viele Fehler wie in diesem Spiel haben wir in der Summe in der ganzen Saison nicht gemacht", sagte Keller: "Uns fehlt die Leichtigkeit, die müssen wir schnell wieder reinbekommen." Der 46-Jährige strich deswegen den freien Donnerstag, wollte das aber ausdrücklich nicht als Bestrafung verstanden wissen. Keller sah es viel mehr als dringend nötig an, ausgiebig zu analysieren, was gegen die abstiegsbedrohten Sachsen falsch lief. "Klar ist das ein Dämpfer", gab der frühere Coach von Schalke 04 offen zu: "Dass wir verlieren, kann passieren, aber nicht in dieser Art und Weise."
"Wir waren schlechter als wir erwartet haben"
Den Ost-Berlinern fehlte es an Mut, Offensivkraft und den nötigen Ideen. Bei noch sieben ausstehenden Spielen beträgt der Rückstand auf den neuen Tabellenführer Hannover 96, gegen den Union bereits am Samstag 0:2 verloren hatte, zwar nur zwei Punkte, doch der Druck ist enorm. Am Sonntag (13.30 Uhr im n-tv.de-Liveticker) muss bei Fortuna Düsseldorf unbedingt ein Sieg her, um nicht mehr Boden zu verlieren. "Ich habe nicht das Gefühl, dass die Mannschaft nicht möchte, sondern dass es eine gewisse Verunsicherung gibt", sagte Keller.
Zum Glück für die Berliner patzten auch der VfB Stuttgart (1:1 bei 1860 München) und Eintracht Braunschweig (0:0 bei der SpVgg Greuther Fürth), so dass der Rückstand auf das Duo nur einen Punkt beträgt. Freuen konnte sich Kapitän Felix Kroos darüber jedoch nicht: "Der Frust über die eigene Leistung ist ein bisschen größer." Der Bruder von Weltmeister Toni Kroos stand am Mittwochabend angefressen in den Katakomben des Stadions An der Alten Försterei und machte keinen Hehl aus seinem Ärger. "Aue war nicht besser, wir waren schlechter als wir erwartet haben", sagte Kroos: "Wir müssen uns wieder bewusst machen, was uns stark gemacht hat. Dass wir es können, haben wir oft genug gezeigt."
Und Aue? Der dreimalige DDR-Meister steht nach zehn Punkten aus vier Spielen unter dem neuen Trainer Domenico Tedesco weiter vor den Abstiegsrängen und darf auf den Ligaverbleib hoffen. "Bei uns kämpft wieder einer für den anderen, das ist ein super Gefühl. Ich hoffe, dass wir weiter so spielen können", sagte Calogero Rizzuto, der den späten Siegtreffer für die Erzgebirgler erzielte (79.).
Quelle: ntv.de, Thomas Wolfer, sid