Als Bester nicht in der Weltelf Die Skurrilität um Welttorhüter Neuer
18.12.2020, 08:59 Uhr
Ein glücklicher Welttorhüter.
(Foto: SvenSimon/Marco Donato-FC Bayern/Pool via Getty Images)
Manuel Neuer vom FC Bayern wird nach der Triple-Saison der Münchner völlig verdient als Welttorhüter geehrt. Bei der Kür des Weltverbands setzt er sich gegen Alisson Becker und Jan Oblak durch. In der Weltelf steht Neuer allerdings nicht. Wie kann das sein?
Manuel Neuer ist in diesem Jahr der beste Torwart der Welt gewesen. Das hat die Fifa bei ihrer Gala "The Best" am Donnerstagabend in Zürich verkündet. Beim FC Bayern wissen sie um die weltbesten Qualitäten des Keepers selbstverständlich schon sehr lange, die weltöffentliche Bestätigung hätte es dafür gar nicht gebraucht. Und sie sind natürlich auch stolz auf ihren Kapitän, auch wenn der seinen Klub in der ersten Jahreshälfte mit Vorwürfen bei den Verhandlungen über einen neuen Vertrag mächtig stresste.
"Manuel Neuer hat den Titel als Welttorhüter absolut verdient", bekannte der Münchner Klubboss Karl-Heinz Rummenigge noch am Abend. "Manuel hat das Torwartspiel auf ein völlig neues Niveau gehoben, er ist für mich der beste Torwart der Fußballgeschichte." In Zürich wurde auch Robert Lewandowski ausgezeichnet, als bester Spieler des Jahres. Eine ebenfalls hoch verdiente Ehre. Überraschend nicht "The Best" ist dagegen Trainer Hansi Flick, er muss sich hauchzart dem Liverpooler Champion Jürgen Klopp geschlagen geben - warum, das lesen Sie hier.
Auch ohne das Maximum an Ehre sind die Münchner glücklich mit der Entscheidung, die zu gleichen Teilen mit den Stimmen der Spielführer und Cheftrainer von Nationalteams, Journalisten und Fans herbeigeführt wurde. Neuer setzte sich gegen den brasilianischen Vorjahressieger Alisson Becker vom FC Liverpool und den Slowenen Jan Oblak von Atlético Madrid durch. Für den Platz in der Weltelf reichte es für Neuer indes nicht. Das wirkt reichlich skurril, lässt sich aber ganz simpel erklären. Denn die Weltelf wird seit 2005 von den Mitgliedern der Profivereinigung FIFPro gewählt, seit dem Jahr 2009 geschieht dies unter offiziellem Label des Weltverbands.
"Er ist wirklich in der Form seines Lebens"
Ob das nun verdient ist oder nicht. Nun ja, es ist vermutlich wie bei Flick und Klopp. Für beide Entscheidungen gibt es gute Argumente. Viele gute Argumente für sich hatte Neuer auch gerade in den vergangenen Wochen noch einmal gesammelt. Als seine Münchner, vom zehrenden Jahr reichlich ausgelaugt und ermattet und von zahlreichen Verletzungen gebeutelt, schwächelten, da war er da. Als titanisierende Lebensversicherung. Zahlreiche Leistungsnachweise mit den Vermerken "stark" bis "sensationell" sammelte der 34-Jährige in seinem Pflichtspielheft.
"Er ist wirklich in der Form seines Lebens", befand Trainer Hansi Flick Ende November nach dem 3:1-Erfolg gegen RB Salzburg in der Champions League. "Es ist sensationell, wie er Großchancen pariert, uns Gegentore erspart. Er hatte das ein oder andere zu tun - für mich zu viel." Zu tun bekommt Neuer in diesem Jahr übrigens nur noch einmal etwas. Am Samstag könnte es allerdings sehr arbeitsreich werden. Denn im Topspiel der Fußball-Bundesliga geht es gegen Bayer Leverkusen und damit gegen die derzeit spektakulärste Offensive im deutschen Fußball, vermutlich sogar im europäischen. Womöglich feiert bei den Münchnern Joshua Kimmich ein Blitz-Comeback nach seiner schweren Verletzung. Für die Stabilität im Spiel des Rekordmeisters wäre das ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.
Kimmich hat sich nicht nur im Klub, sondern auch in der Nationalmannschaft in diesem Jahr zum absoluten und unumstrittenen Anführer hochgearbeitet. Der Mittelfeld-Terrier war in der herausragenden Mannschaft des FC Bayern neben Lewandowski, Neuer und Thomas Müller der prägendste Charakter. Auch das brachte ihm nun, anders als Neuer und Müller, einen Platz in der Weltelf ein. Dort steht auch Alphonso Davies, der furiose Aufsteiger auf der linken Abwehrseite des Rekordmeisters. Und noch ein vierter Spieler aus dem Triple-Team gehört zu den Besten: Thiago, der mittlerweile beim FC Liverpool spielt.
So sieht die Elf des Jahres aus
Alisson Becker (FC Liverpool) - Trent Alexander-Arnold (FC Liverpool), Virgil van Dijk (FC Liverpool), Sergio Ramos (Real Madrid), Alphonso Davies (FC Bayern) - Joshua Kimmich (FC Bayern), Kevin De Bruyne (Manchester City), Thiago (FC Bayern/FC Liverpool) - Lionel Messi (FC Barcelona), Robert Lewandowski (FC Bayern), Cristiano Ronaldo (Juventus Turin).
Quelle: ntv.de