Fußball

Das Phänomen Lewandowski Die Fußball stürmende Perfektion

So spielt der beste Fußballer der Welt.

So spielt der beste Fußballer der Welt.

(Foto: Peter Schatz / Pool)

Einst als Egoist kritisiert, jetzt als komplettester Stürmer der Welt gefeiert: Robert Lewandowski hat sich beim FC Bayern zum unverzichtbarsten Spieler entwickelt. Ein frühes Gespräch mit Ex-Trainer Jürgen Klopp ebnete dabei den Weg zum Torgiganten.

Einen besseren, letzten Eindruck davon, wer in diesem Jahr der beste Fußballer der Welt war, hätte man wahrlich nicht bekommen können. Nicht einmal 24 Stunden bevor die Entscheidung verkündet wurde, traten Robert Lewandowski, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo gewissermaßen im finalen Fernduell-Showdown an - mit dem Ergebnis, das sich beeindruckend durch dieses Jahr walzt. Während Ronaldo für Juventus einen Elfmeter ziemlich kläglich vergab, während Barcelona sich mit Messi zu einem Sieg mühte (Messi hatte an den entscheidenden Szenen keinen Anteil), machte Lewandowski wieder einmal das, was er seit Monaten tut. Eigentlich bereits seit Jahren. Er entschied ein Spiel seines FC Bayern. Dieses Mal zum 2:1 gegen den VfL Wolfsburg. Mit zwei Toren.

Lewandowski glich die Führung der Gäste mit einem perfekten Kopfball aus, ehe er die Entscheidung per Fuß erzielte. Beide Treffer waren zwar nicht sonderlich spektakulär, den Titel "Tor des Abends" verdiente sich derweil der Kieler Zweitliga-Routinier Fin Bartels mit einem sensationellen Seitfallzieher, sie (die Lewandowski-Treffer) waren aber Ausdruck dessen, was der Münchner ist. Ein Stürmer nämlich, der fast immer das Richtige tut. 43 Tore in allen Pflichtspielen des Jahres 2020 hat er für seinen Verein erzielt - anständig verteilt auf alle Wettbewerbe. Das ist durchaus wichtig für einen, der der Beste der Welt ist. Denn so gut, treffsicher und dominant ein Spieler in der nationalen Liga, dem nationalen Pokal auftritt, so egal ist das alles, wenn es in den internationalen Spielen nicht mit den großen Momenten klappen will.

Ohne Lewandowski kein Triple

Jahrelang musste sich Lewandowski eben das vorhalten lassen, dass er nämlich immer dann nicht zu sehen ist, wenn es um die großen Titel geht, wenn die Champions gemacht werden. Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, die ewigen Duellanten um die Krone des besten Fußballers binnen zwölf Monaten, hatten Lewandowski das tatsächlich lange voraus. Was allerdings auch daran lag, dass sich ihre Mannschaften häufiger in große Finals vorspielten - sowohl auf Ebene der Klubs als auch auf Ebene der Nationalteams. Mit Polen, da konnte der Stürmer des FC Bayern international nicht mithalten.

Menschen, die diesen Vorwurf jahrelang vehement aufrechterhalten haben, werden auch nun wieder heftig winken und rufen: Beim Triumph der Münchner in der Champions League in diesem Jahr war es ja wieder nicht der 32-Jährige, der die Entscheidung erzwungen hat. Faktisch ist das unzweifelhaft richtig. Denn der Mann, der das Finale (1:0) gegen Paris St. Germain entschieden hat, ist Kingsley Coman. Doch die Krönung, das zweite Triple der ruhmreichen Klubgeschichte des FC Bayern, sie wäre ohne Lewandowski nicht möglich gewesen. Der Pole steuerte in der gesamten Saison (2019/2020) in 47 Spielen 55 Tore bei. Damit war er bester Schütze der Liga, des DFB-Pokals und der Champions League. Aber nicht nur das: Der FC Bayern war so brutal erfolgreich, weil Lewandowski sich zur Perfektion verändert hat.

Einst als No-Name zum BVB

2010 war er für mittlerweile läppisch anmutende 4,75 Millionen Euro von Lech Posen zum BVB gekommen - als Backup für Lucas Barrios, als No-Name, der sich zunächst bei der Borussia schwertat. Erst ein Gespräch mit Trainer Jürgen Klopp sei entscheidend für seinen Aufstieg zum Weltstar gewesen, erzählte Lewandowski unlängst: "Wir sprachen fast zwei Stunden und er hat mir erklärt, was er erwartet. Nach diesem Gespräch hat alles besser funktioniert." Aber nicht immer frei von unangenehmen Nebengeräuschen.

Einst galt der Stürmer als Egoist. Erfolg, so wirkte es und so wurde es ihm vorgeworfen, war stets an sein persönliches Glück geknüpft. Lewandowski galt als Fußball spielende Solo-AG. Als er beispielsweise in der Saison 2016/17 den Titel als bester Torjäger der Bundesliga nur knapp verpasste, nämlich um einen Treffer (damals gewann der Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang mit 31 Toren), zählte er im Nachgang seine Teamkollegen an. Gegenüber dem "Super Express" sagte er über seinen Ärger: "Vielleicht empfand ich so, weil ich nicht völlig damit zufrieden war, wie das Team mich unterstützt hat. Unmittelbar nach dem letzten Spiel war ich sauer, ich war enttäuscht von meiner Mannschaft. Das war das Gefühl, das ich in dem Moment hatte."

Den FC Bayern auch provoziert

Mehr zum Thema

Dazu wiederholten sich quasi jeden Sommer die Debatten um seine Zukunft: Der FC Bayern, so schien es, ist für einen Lewandowski nicht gut genug, Real Madrid oder der FC Barcelona sollten es dann doch eher sein. Dafür lancierte er auch Interviews, die im Klub überhaupt nicht gut ankamen. Doch mittlerweile ist das alles Geschichte. Der FC Bayern und Lewandowski, das ist eine perfekte Einheit. Der Stürmer trifft, bereitet vor und arbeitet als vorderster Pressingspieler hart für die Mannschaft. Er lässt sich auch von skurrilen Begleitumständen wie den Streit mit seinem Ex-Berater nicht von seinem Titel-Fokus abbringen. Lewandowski liefert. Immer. Das hat er Ronaldo und Messi in diesem Jahr voraus. Meilenweit sogar.

Auch weil sich die Aufmerksamkeit der gegnerischen Verteidiger voll auf den 32-Jährigen konzentriert, haben sich Teamkollegen wie Thomas Müller oder eben Kingsley Coman in eine herausragende Form und Rolle gespielt. Der beste Fußballer der Welt ist Robert Lewandowski nicht nur, weil er die meisten Tore erzielt hat. Der beste Fußballer der Welt ist er, weil er seine Mannschaft besser macht. Zur besten der Welt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen