
Die Lösung liegt so nah.
(Foto: imago images / DeFodi)
Die 1. Runde des DFB-Pokals steht fest. Also ein bisschen zumindest. 23 von 64 Teilnehmern müssen noch ausgespielt werden, mehr als 90 Klubs hoffen noch auf ein Spiel gegen einen Bundesligisten. Sie alle müssen jetzt viel (unnötige) Arbeit leisten, die leicht zu verhindern wäre.
Die Auslosung zur 1. Runde der Saison 2020/21 war die absurdeste in der langen und bewegten Geschichte des DFB-Pokals. Vielleicht sogar die absurdeste in der Geschichte von Auslosungen überhaupt. Obwohl "nur" 32 Begegnungen mit 64 Teilnehmern zu bestimmen waren, blickten mehr als 120 Vereine interessiert auf den Fernseher. Und sahen, wie DFB-Präsident Fritz Keller und die stellvertretende DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich zwar eine Kugel nach der anderen öffneten und in die Kamera hielten. Trotzdem stand damit immer noch nicht fest, wer gegen wen spielt.
In nur neun von 32 Partien sind beide Mannschaften bekannt, in den anderen 23 liegen Platzhalter. Der Titelverteidiger FC Bayern München beispielsweise weiß zwar, dass er irgendwann zwischen dem 11. und 14. September zu einem unterklassigen Klub aus dem Fußball-Landesverband Mittelrhein reist. Weil aber dessen Landespokal aufgrund der Corona-Pandemie vor dem Halbfinale unterbrochen wurde, ist noch völlig offen, ob sich der 1. FC Düren, Viktoria Arnoldsweiler, FC Pesch oder Alemannia Aachen auf Besuch aus München freuen dürfen. Und vor allem dafür wappnen müssen.
"Wir haben so früh gelost, damit die Amateurvereine sich auf die Hygienegeschichten vorbereiten können", erklärte DFB-Präsident Keller, warum trotz so vieler Unklarheiten schon jetzt mit Platzhaltern gelost wurde. "Hygienegeschichten", das sind die behördlichen Vorgaben, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Während die Profiklubs der Bundesliga, der 2. Liga und der 3. Liga diese seit der Wiederaufnahme ihres Liga-Spielbetriebs in einem Hygienekonzept aufgeschrieben und umgesetzt haben, sollen die rund 90 Klubs, die für die 23 noch zu vergebenden Plätze infrage kommen, nun ein solches aufstellen.
Acht Klubs für einen Hamburger Platz
Denn weil die Platzhalter allesamt im Amateurtopf lagen, winkt diesen rund 90 Klubs ein Heimspiel gegen einen Erst- oder Zweitligisten. Auf das sich nun alle die 90+ Klubs vorbereiten müssen, was bedeutet: Spielort festlegen, Hygienekonzept aufstellen, von den Behörden vor Ort genehmigen lassen, Corona-Testreihen für die eigenen Akteure organisieren. Spielort festlegen deshalb, weil vereinseigene Heimstätten nicht immer den DFB-Pokal-Anforderungen entsprechen, was etwa den Umzug in das Stadion eines klassenhöheren Teams notwendig macht. Der natürlich auch erstmal verhandelt werden muss. Und zwar bis Mitte August. Ob diese Vorbereitungen aber überhaupt notwendig waren, entscheidet sich für die meisten dieser Klubs erst danach, nämlich am 22. August.
Für dieses Datum ist der eigentlich für Mai geplante "Finaltag der Amateure" neu angesetzt, an dem bundesweit die Endspiele der Landespokale ausgetragen werden sollen. Mit Endspielen ist es aber - wie etwa das Mittelrhein-Beispiel zeigt - nicht getan, teilweise stehen zusätzlich noch Halbfinals aus, in Hamburg ist sogar noch kein einziges Viertelfinale gespielt. Allein in der Hansestadt sollen sich jetzt also acht Klubs auf ein Erstrundenspiel gegen Bayer Leverkusen vorbereiten und einen aufwändigen Plan aufstellen für den Fall, dass sie im Landespokal bis dahin noch drei Siege einfahren.
Die Planung des DFB schafft bei einer Mehrheit dieser mehr als 90 Klubs kurzfristig ziemlich viel Arbeit. Für Vereine, in denen hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entweder ohnehin Mangelware sind oder sogar das Ehrenamt die Hauptlast trägt. Nur für den Fall, zu den 23 Glücklichen zu gehören, die in den DFB-Pokal einziehen. Und nicht zu der weitaus größeren Zahl, bei denen die Pläne ungenutzt verschwinden. Bestenfalls in der Schublade für die neue Saison, schlimmstenfalls direkt im Papierkorb.
Dabei wäre die Lösung so simpel wie naheliegend: Da voraussichtlich ohnehin keine oder nur wenige Zuschauer live dabei sein können, hätte der DFB das Heimrecht tauschen können. Dann müssten sich die Amateurklubs zwar immer noch darum kümmern, negative Corona-Tests vorzulegen. Aber die Spiele selbst würden dort ausgetragen, wo es schon ein funktionierendes und erprobtes Hygienekonzept gibt.
Quelle: ntv.de