Citys Rechenschwäche verhindert Schlimmeres Dilettantischer FC Bayern erlöst Guardiola
11.12.2013, 13:32 Uhr
Die Umstände der unnötigen Niederlage machen den Stimmungsdämpfer für Bayern-Coach Pep Guardiola erträglicher.
(Foto: REUTERS)
Was erst nach einem Debakel für Manchester City aussieht, endet als Ernüchterung für die Super-Bayern. Allzu traurig ist der Coach nicht, die Niederlage wirkt sogar befreiend - weil City zwar ein 0:2 dreht, aber die Regeln nicht kennt und sich kräftig blamiert.
Tore: 1:0 Thomas Müller (5.), 2:0 Götze (12.), 2:1 Silva (28.), 2:2 Kolarov (59., Foulelfmeter), 2:3 Milner (63.)
München: Neuer - Lahm, Jerome Boateng, Dante, Alaba - Thiago - Götze (55. Martínez), Toni Kroos - Thomas Müller, Ribery - Mandzukic (68. Shaqiri)
Manchester: Hart - Richards (16. Zabaleta), Demichelis, Lescott, Kolarov - Garcia, Fernandinho - Navas, Silva (73. Negredo), Milner - Dzeko (88. Rodwell)
Referee: Borbalan Zus.: 68.000 (av)
Schüsse: 11:9 Ecken: 15:0 Ballbes: 58:42
Irgendwann musste es ja passieren, jetzt ist es passiert. Die Rekordserie des FC Bayern ist nach zehn Champions-League-Siegen in Folge gerissen, auch der deutsche Fußball-Rekordmeister kann noch verlieren. Gegen Manchester City leisteten sich die Münchner nach einer 2:0-Führung noch eine völlig überflüssige 2:3-Niederlage. So richtig stört sich bei den Münchnern aber niemand daran. Warum auch? Den Gruppensieg haben die Bayern trotzdem in der Tasche und nun hat der Verein endlich auch mal wieder Argumente dafür, dass man nicht jeden Gegner automatisch überrollen muss - nachdem man zuletzt fast jeden Gegner überrollt hatte.
Eine 2:0-Führung hatten die Bayern zuletzt vor drei Jahren beim 2:3 gegen den AS Rom verspielt. Dass sich dieses unerfreuliche Ereignis nun wiederholte, kam überraschend, denn zunächst lief für den Gastgeber alles nach Plan. Nach den frühen Toren durch Thomas Müller (5.) und Mario Götze (12.) dachten einige der 68.000 Zuschauer in München vielleicht schon, dass den Citizens Ähnliches blühen könnte wie Werder Bremen am vergangenen Samstag beim 0:7-Debakel.
"Wird schon schiefgehen" geht schief

Diesen Schuss von Franck Ribery konnte City-Keeper Joe Hart noch an den Pfosten lenken.
(Foto: imago sportfotodienst)
Dass es dazu nicht kam, hat verschiedene Ursachen. Der Hauptgrund: Manchester City ist nicht Werder Bremen. Im Gegensatz zu den Norddeutschen ließen die Engländer nach dem 0:2-Rückstand nicht die Köpfe hängen, sondern beteiligten sich am Fußballspiel. "So wie wir in den ersten 15 Minuten gespielt haben, kann man nicht Fußball spielen", sagte City-Coach Manuel Pellegrini. Während Manchester danach die Laufbereitschaft erhöhte und früh presste, ruhten sich die Bayern auf ihren Lorbeeren aus. Nach dem Motto "Wird schon schiefgehen" überließen sie City das Spielfeld.
In der Folge kamen die Gäste zu ihren ersten Torchancen und durch David Silva (28.) zum Anschluss. Die Innenverteidigung wirkte dabei recht unbeholfen. Boateng blieb wie angewurzelt stehen, Dante kam zu spät - drin! Nach der Pause sollte es noch schlimmer kommen. Zunächst verschuldete der mit Gelb verwarnte Dante einen Elfmeter und hatte dabei wie im Champions-League-Finale Bayern-Dusel, dass er dafür nicht Gelb-Rot sah. Er sah das allerdings anders. "Das war kein Elfmeter. Das war eine falsche Entscheidung des Schiedsrichters", verteidigte sich der Brasilianer anschließend vor der Kamera mehr als zuvor auf dem Platz.
Der Strafstoß führte zum Ausgleich durch Aleksandar Kolarov (59.). Drei Minuten später nutzte James Milner (62.) dann eine Slapstick-Einlage von Boateng, der schon vor dem 1:2-Anschlusstreffer nicht gut ausgesehen hatte, eiskalt zur Führung.
Balsam für die gelobhudelte Bayern-Seele

Manuel Pellegrini und sein Verein jonglieren zwar mit Öl-Millionen, können aber nicht rechnen.
(Foto: dpa)
Ein weiteres Gästetor hätte den Triple-Sieger Platz 1 in der Gruppe inklusive besinnlicher Weihnachtsstimmung gekostet, dazu kam es jedoch nicht. Der Grund: City-Coach Manuel Pellegrini und auch seine Spieler gingen fälschlicherweise davon aus, sie müssten mit drei Toren Unterschied gewinnen. Das hielt Pellegrini nicht mehr für möglich. Deshalb beschränkte sich der Coach in der Schlussphase mit seinen Wechseln darauf, den knappen 3:2-Sieg über die Zeit zu retten und ließ Toptorjäger Sergio Agüero auf der Bank. Ein peinlicher Fauxpas, der in Englands Blätterwald für heftiges Rauschen sorgte, den Bayern aber eine unangenehme Nachbetrachtung ersparte.
"Wir bleiben Erster, das ist das einzig Positive", resümierte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nach 90 verrückten Minuten, die Mario Götze auf zwei Worte komprimierte: "Blöd gelaufen!" Teamkollege Thomas Müller meinte: "In der zweiten Halbzeit war es seltsam. Am Ende müssen wir damit zufrieden sein, dass wir den Gruppensieg geholt haben."
Die Niederlage gegen den Tabellen-Vierten der Premier League kann unter dem Strich als Betriebsunfall ohne nennenswerte Schäden abgehakt werden. Denn damit die Münchner in dieser Saison ein Spiel verlieren, muss schon einiges zusammen kommen. Die Abwehr verschläft ein ganzes Spiel, der Rest der Mannschaft stellt nach einer überragenden Anfangsviertelstunde den Spielbetrieb ein und der Gegner ist keine Laufkundschaft.
"Solche Sachen passieren"
Dem Referee machte Guardiola im Gegensatz zu Dante keinen Vorwurf. "Das macht nichts, es wurde gepfiffen. Solche Sachen passieren. Solche Sachen muss man als Mannschaft überwinden", bewertete der FCB-Coach die Elfmeter-Szene. Generell wirkte der Spanier nach der Niederlage irgendwie gelöst, als wenn er und seine Mannschaft eine solches Erlebnis nach all den Lobeshymnen der vergangenen Wochen dringend gebraucht hätten.
"Vielleicht tut uns die Niederlage gut, denn sie zeigt uns, dass die Champions League sehr kompliziert ist. Auch die Bundesliga ist schwierig. Das ist schwer, das den Leuten zu verkaufen, gerade dann, wenn man immer gewinnt", sagte Guardiola, der nach den frühen Toren seines Teams keine Miene verzogen hatte. "Vielleicht war es notwendig, einfach mal zu verlieren, gerade wenn es mal nicht so wichtig ist, zu gewinnen."
Quelle: ntv.de, sport.de