"Traum" und "Erniedrigung" Draxler begeistert, Barcelona "stirbt"
15.02.2017, 18:15 Uhr
Julian Draxl erlebte ein Traumdebüt für Paris St. Germain in der Champions League.
(Foto: imago/PanoramiC)
Diese Nacht dürfte Julian Draxler lange in Erinnerung bleiben. Der Weltmeister von Paris St.-Germain brilliert bei der Champions-League-Demontage des FC Barcelona. Auf den prasselt in der Heimat vernichtende Kritik ein.
Dieser perfekte Pass von Marco Verratti, dieser coole Abschluss von Weltmeister Julian Draxler, dieser zwar surreale, aber verdiente Endstand von 4:0 für Paris Saint-Germain gegen den FC Barcelona: Es war eine rauschhafte Gala, die Draxler mit PSG im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League erlebte. Anschließend genoss er an der Seite seines deutschen Teamkollegen Kevin Trapp erst den Jubel der Pariser Fans und später den der französischen Medien. Die überschlugen sich angesichts Draxlers starker Leistung.
"Le Figaro" geriet bei der Vorstellung Draxlers im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League richtig ins Schwärmen. "Alles was er macht, ist überlegt, gepflegt und elegant. Wenn er den Ball berührt, passiert immer etwas", lobte die Zeitung den Deutschen, der gegen Barça das zweite Tor mit einem trockenen Schuss erzielt hatte.
"Wie in einem Traum", titulierte "Le Parisien" den beeindruckenden Erfolg. "Das war wirklich eine unglaubliche Nacht für uns", fasste Weltmeister Draxler bei Sky die Lehrstunde der Franzosen für den überforderten fünfmaligen Champions-League-Gewinner am Dienstagabend zusammen. Für den 23-Jährigen war es das erste Spiel in der Königsklasse für PSG. Und wie schon bei seinem Pokal- und Liga-Debüt für die Franzosen konnte er sich in die Torschützenliste eintragen. "Es war eine nahezu perfekte Nacht für uns", ergänzte der offensive Mittelfeldspieler, der an Weihnachten für mindestens 42 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg an die Seine gewechselt war.
"Untergang" und "Erniedrigung"
Wie auf Paris die Hymnen prasselte auf den FC Barcelona unverhohlene und schmähliche Kritik ein. Von "Untergang" und "Erniedrigung" sprachen spanische Medien. Die Zeitung "El Mundo" meinte gar, die Katalanen seien im Pariser Prinzenpark "gestorben". "Ein katastrophales Barcelona", titelte die Zeitung "El País" und betonte, die Enriques Elf sei auf dem Spielfeld kaum wiederzuerkennen gewesen.
Sie habe dem Gegner nichts entgegengesetzt und so eine "vernichtende Niederlage gegen die brillante Truppe" des baskischen Trainers Unai Emery kassiert - und das, obwohl Enrique seine gesamte Weltklasse-Offensive um Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar im Startaufgebot hatte. Nur der deutsche Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen habe die "Blaugrana" vor einer noch größeren Blamage bewahrt, lobte "Sport" den 24-Jährigen.
Nach Barças höchster Europapokal-Pleite seit dem 0:4 beim FC Bayern im Halbfinale 2013 lagen bei den gedemütigten Katalanen die Nerven blank und Trainer Luis Enrique verlor sie in einer ersten Reaktion denn auch prompt. Ein Journalist hatte ihn gefragt, warum er während des Matches die Taktik nicht geändert habe. "Ich bin verantwortlich für das Ergebnis, also sucht gar nicht erst einen anderen, den ihr zur Verantwortung ziehen könnt. Aber mir gefällt dieser Ton nicht", sagte ein sichtlich nervöser und wütender Enrique dem Reporter des katalanischen Senders TV3. "Wir hätten uns heute gegen PSG auf den Kopf stellen können, wir hätten trotzdem noch verloren."
Selbst die Spieler legten nach dem Debakel ein Mea Culpa ab. So betonte Mittelfeldstar Sergio Busquets: "Sie haben besser gespielt als wir und uns physisch übertrumpft." PSG sei auch taktisch einfach überlegen gewesen. "Sie hatten einen Plan und haben ihn ausgeführt. Es war einfach das bessere Team."
"Wir hatten einen schlimmen Tag"
Barcelonas diesmal wirkungsloser Dirigent Andrés Iniesta war nach dem Spiel ratlos: "Es ist schwer zu erklären, in diesem Wettbewerb darf man sich aber keine Fehler erlauben. Wir hatten einen schlimmen Tag", räumte Iniesta ein. "Wir haben aber schon mehrmals bewiesen, wie man stark zurückkommen kann. Es wird hart, wir haben aber eine Chance."
Für den fünfmaligen Sieger muss jetzt ein Königsklassen-Wunder her, um im Wettbewerb zu bleiben. "Wir brauchen nicht nur vier Tore, wir brauchen fünf", sagte Luis Enrique und setzte hinzu: "Aber warum sollten wir nicht träumen, dass wir das schaffen können?" Das Rückspiel findet am 8. März im Camp Nou statt.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa