Fußball

Arnautovic, Kjaer und McClaren Drei Neue in der Bundesliga

Was haben der Trottel mit dem Regenschirm, Werders Problem-Ösi und der neue Beckenbauer gemeinsam? Sie sind neu in der Bundesliga. Und machen Hoffnung auf mehr. Deswegen stellen wir Ihnen hier Steve McClaren, Marko Arnautovic und Simon Kjaer vor.

Wer es zuspitzen will, kann sagen: Die Jungen sind weg, die Altstars da. Wenn die Fußball-Bundesliga in ihre 48. Saison startet, tut sie das ohne die deutschen Nationalspieler Mesut Özil, 21 Jahre alt, und den ein Jahr ältereren Sami Khedira, die nun in Spanien für Real Madrid auflaufen und wahrscheinlich viel Geld verdienen. Dafür spielt Ex-Weltstar Raul, zwölf Jahre älter als Özil,  nun für den FC Schalke, und Altmeister Michael Ballack, ebenfalls 33 Jahre alt, ist zurück in Leverkusen.

Ein Trend? Eher nicht. Denn abgesehen davon, dass junge und sehr gute deutsche Nationalspieler wie Bastian Schweinsteiger (25), Philipp Lahm (26) oder Thomas Müller (20) weiter in der Bundesliga spielen, und zwar für den FC Bayern, ist da ja noch zum Beispiel der Däne Simon Kjaer (21), der mit Arne "Diego" Friedrich in dieser Spielzeit die neue Wolfsburger Innenverteidigung bilden soll. Und Werders Stürmer Marko Arnautovic (21), den die Boulevardzeitungen so sehr mögen, dass sie nur noch von Bremens "Problem-Ösi" schreiben. Und dann, ja dann ist da noch der Trottel mit dem Regenschirm. Der ist allerdings Trainer – und auch schon etwas älter. Hier stellen wir sie vor, drei Neue in der Bundesliga, die für Aufsehen sorgen könnten:

"Trottel mit dem Regenschirm"

Seit dieser Saison ist er Trainer des VfL Wolfsburg: Steve McClaren.

Seit dieser Saison ist er Trainer des VfL Wolfsburg: Steve McClaren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Steve McClaren: Ein einziger neuer Trainer hat im Sommer in der Bundesliga angeheuert, er hat einen Ruf zu verlieren. Steve McClaren ist der "Trottel mit dem Regenschirm". Der 49-Jährige war einst englischer Nationaltrainer, bis er sich am 21. November 2007 selbst entließ. Als England im Wembley-Stadion gegen Kroatien die EM-Qualifikation wegwarf, stand McClaren hilflos im Londoner Regen. Das einzige, was er an der Seitenlinie noch im Griff hatte, war sein riesiger Schirm. Das Urteil der Presse war vernichtend, die "Times" schrieb: "Wir haben Anführer gesehen, die in Schnee und beißendem Wind bei ihren Männern sein wollten. Aber wir haben noch nie einen Cheftrainer gesehen - und ganz sicher nicht in England - der in so einem wichtigen Spiel Angst hatte, dass seine Haare nass werden könnten."

Seit dieser Saison ist Steve McClaren Trainer des VfL Wolfsburg. Wer hier wem Farbe verleihen soll, ist noch unklar. Sicher ist: McClaren ist von Twente Enschede gekommen und damit der zweite Coach in Folge, der den Gewinn des Meistertitels in der niederländischen Erendivisie zum Sprung in die Bundesliga nutzt. Der andere war Louis van Gaal. Verglichen mit van Gaals Trainervita, liest sich McClarens Bilanz bescheiden. Verglichen mit Coaches, die sich nicht für den Trainergott höchstselbst halten, muss sich McClaren nicht verstecken. Den FC Middlesbrough führte er zum ersten Titel der Vereinsgeschichte und ins Uefa-Cup-Finale (0:4 gegen den FC Sevilla), Twente Enschede mit Offensivfußball zur ersten Meisterschaft.

Zwischendurch durfte er England trainieren, weil Luis Felipe Scolari den Job 2006 dann doch nicht gewollt hatte. Nun ist der einstige "Second Choice Steve" der erste englische Trainer in der Bundesliga. Sein Pflichtspieldebüt mit dem VfL bestritt McClaren in der ersten Pokalrunde beim Viertligisten Preußen Münster. Es war ein zähes Spiel, es regnete. Steve McClaren stand ohne Schirm an der Seitenlinie. Wolfsburg gewann.

Launischer Problemfall?

Traum des Boulevards: Werders Marko Arnautovic.

Traum des Boulevards: Werders Marko Arnautovic.

(Foto: picture alliance / dpa)

Marko Arnautovic: Er ist der Traum des Boulevards, ein 21 Jahre alter Österreicher mit Schlagzeilen-Garantie. Entweder auf dem Platz, weil der Stürmer als Hochbegabter mit dem Ball alles kann und Werder Bremen deshalb sechs Millionen Euro wert war. Aber auch abseits des Platzes, schließlich liegen bei Marko Arnautovic Genie und Wahnsinn so dicht zusammen, dass sich Bremens Kapitän Torsten Frings den Neuzugang schon vor der Saison erstmals verbal zur Brust genommen hat. Bei allem Potenzial müsse der 21-jährige Stürmer aufpassen, nicht arrogant zu wirken. Denn der Bremer an sich, der mag so etwas gar nicht.

Als Arnautovic kurz darauf von Werder-Coach Thomas Schaaf im Training zu Liegestützen und Strafrunden verdonnert wurde, bebte der Boulevard. Voller Vorfreude wurde daran erinnert, dass ihm der große Jose Mourinho in der Vorsaison bei Inter Mailand die "Mentalität eines Kindes" bescheinigt hatte. Und an die Geschichte von Samuel Eto'os Bentley. Den hatte sich Arnautovic geliehen, aber klauen lassen. Ganz Bruder Leichtfuß hatte er ihn einfach so im Mailänder Stadtzentrum geparkt.

Die erste Aufregung um Arnautovic, sie hat sich gelegt. An der Weser sehen sie den Neueinkauf nicht als launischen und impulsiven Problemfall, sondern setzen "sehr große Hoffnungen" in ihn. Zu vielversprechend sind die Anlagen, die der schussstarke Stürmer mitbringt. Trotz seiner Größe von 1,92 Meter ist Arnautovic technisch ungemein beschlagen und deshalb ungemein vielseitig einsetzbar. Er kann als Mittelstürmer auflaufen, in einem 4-2-3-1-System aber auch alle offensiven Mittelfeldpositionen spielen. Und dort ist bei Werder bekanntlich kürzlich eine Planstelle freigeworden.

Er kann auch grätschen

Der neue Beckenbauer? Simon Kjaer, jetzt in Wolfsburg.

Der neue Beckenbauer? Simon Kjaer, jetzt in Wolfsburg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Simon Kjaer: Die "New York Times" hat ihn mit Franz Beckenbauer verglichen, nachdem er in Dänemarks WM-Vorrundenspiel gegen Kamerun mit einem 60-Meter-Pass das 1:1 eingeleitet hatte. Die halbe Premier League, wurde kolportiert, buhlte um die Dienste des dänischen Abwehrtalents von US Palermo. Gelandet ist Simon Kjaer nicht bei Manchester United oder dem FC Chelsea, sein neuer Verein heißt VfL Wolfsburg. Dort soll der 12-Millionen-Einkauf gemeinsam mit Arne "Diego" Friedrich die neue Innenverteidigung bilden.

Den Pragmatismus, den Kjaer bei der Wahl seines neuen Vereins an den Tag gelegt hat, hätten sich die Bremer Verantwortlichen auch von Mesut Özil gewünscht. Kjaer entschied nicht nach dem Namen der Bewerber. Er entschied danach, was für die Entwicklung eines talentierten Jungprofis am besten ist: "Wenn man 21 ist, muss man spielen und nicht auf der Bank sitzen." Seinen Job in der Innenverteidigung interpretiert Kjaer ähnlich wie Joachim Löws Lieblingsschüler Serdar Tasci, den der Bundestrainer immer wieder für seine Spieleröffnung lobt. Kjaer will ebenfalls nicht nur grätschen, er will mitspielen, seine Mitspieler einsetzen. Der Unterschied zu Tasci ist: Kjaer kann auch grätschen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen