Dynamo-Ungewissheit nach Abstieg Dresdener Mob verursacht Feuer und randaliert
25.05.2022, 13:25 Uhr
Ja, das ist wirklich ein Feuer im Fanblock.
(Foto: IMAGO/Hentschel)
Der Spielabbruch bleibt aus, ist beim Relegationsrückspiel zwischen Dresden und Kaiserslautern aber nicht weit entfernt. Im K-Block der Dynamo-Anhänger brennt es sogar, nach dem besiegelten Abstieg versuchen Fans der Sachsen, das Stadiongebäude zu stürmen.
Als der Abstieg von Dynamo Dresden besiegelt war, machte sich eine gespenstische Stille im berüchtigten K-Block breit. Ab und zu flog eine Leuchtrakete auf den Rasen, doch der befürchtete Platzsturm blieb aus. Immerhin. In der Nachspielzeit des Relegationsrückspiels gegen den 1. FC Kaiserslautern hatte noch die totale Eskalation gedroht, als der Mob tobte und mit zahlreichen Feuerwerkskörpern beinahe einen Spielabbruch provozierte.
Die Dresdner Profis stellten sich in dieser heiklen Situation nicht den Fans, sie verschwanden sofort und wortlos in die Kabine. "Nach so einem Spiel ist einfach nur absolute Leere. Die Jungs sind am Heulen, haben negative Emotionen - da geht gar nichts mehr", sagte Dynamo-Trainer Guerino Capretti nach der bitteren 0:2 (0:0)-Heimniederlage gegen die Roten Teufel. Er selbst spüre "Trauer, Enttäuschung, Wut, alles ist dabei".

Nach 2:0 für Kaiserslautern warfen die Dynamo-Fans massenhaft Feuerwerkskörper auf den Rasen.
(Foto: IMAGO/Picture Point LE)
Die Ultras präsentierten sich derweil als schlechte Verlierer, rund 30 von ihnen verletzten kurz vor Mitternacht bei einem versuchten Sturm des Stadiongebäudes zwei Ordner. Gegen sie wird wegen Landfriedensbruchs ermittelt. Nach Steinwürfen auf einen der Shuttlebusse bei der Abreise wurden zudem Ermittlungen wegen Sachbeschädigung eingeleitet. Zudem besteht der Verdacht einer gefährlichen Körperverletzung, weil in der ersten Halbzeit eine Rakete aus dem Gästeblock auf die Südtribüne geflogen war. Verletzt wurde dabei aber niemand.
Lauterns Trainer leidet als gebürtiger Sachse mit
Während des Spiels hatten beide Fanlager immer wieder Pyrotechnik gezündet. Nach dem zweiten Tor für Aufsteiger Lautern in der Nachspielzeit hatte Schiedsrichter Daniel Siebert die Partie für einige Minuten unterbrochen, weil die Heimfans mehrere Leuchtraketen auf den Rasen geworfen hatten, in den Dresdener Blöcken loderten kurzzeitig sogar zwei Feuer. Abseits dieser Krawalle herrschte in der Führung wohltuender Realismus. Es gebe bei einem Abstieg aus der 2. Liga "wenig Argumente, zu sagen, dass man viel richtig gemacht" habe, sagte Sportgeschäftsführer Ralf Becker, und Trainer Capretti gab schwer gezeichnet zu: "Am Ende muss man sagen: Es war zu wenig."
Wer 19 Spiele in Folge keinen Sieg holt, hat den Klassenerhalt wohl auch nicht verdient. Dynamo steht - mal wieder - vor einem Trümmerhaufen. Dass Capretti, der Alexander Schmidt erst im März abgelöst hatte, weitermachen darf, ist höchst unwahrscheinlich. Auch Beckers Zukunft ist fraglich. Zudem wird die Rückkehr in die Drittklassigkeit nach nur einem Jahr erneut zu einem XXL-Umbruch im Kader führen - mit ungewissem Ausgang.
Der gegen Lautern verletzte Innenverteidiger Sebastian Mai signalisierte zumindest, das sinkende Schiff nicht verlassen zu wollen. "Ich will hier bleiben, keine Frage - egal in welcher Liga", hatte Mai vor dem Anpfiff bei Sky gesagt. Ob der Verein dieses Angebot annimmt, bleibt abzuwarten. Vieles ist derzeit ungewiss, zuerst muss geklärt werden, wer in der 3. Liga das sportliche Sagen hat.
Der Lauterer Aufstiegstrainer Dirk Schuster, selbst gebürtiger Sachse, litt in der Stunde des Triumphs mit den Schwarz-Gelben mit. "Ich würde mir wünschen, Dynamo schnell in der 2. Liga wiederzusehen", sagte er. Auch FCK-Manager Thomas Hengen zeigte irgendwie Verständnis für die grenzüberschreitenden Ausbrüche der Fans im Stadion, die auch der eigene Anhang zu verantworten hatte: Der Druck in der Relegation sei zwar "nicht unmenschlich, aber hart an der Grenze".
Quelle: ntv.de, tsi/sid