Fußball

"Ist eine Lüge. Ich war krank." Eberl holt nach Hass-Attacken zum Gegenschlag aus

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Eberl sieht als Leipzig-Verantwortlicher vieles anders als früher.

(Foto: dpa)

Als Max Eberl im Januar 2022 bei Borussia Mönchengladbach zurücktritt, erhält er für seine Offenbarung gesundheitlicher Probleme massenhaft Zuspruch. Seit er Leipzigs Sport-Geschäftsführer ist, hagelt es Kritik. Auch, weil er selbst einen Sinneswandel vollzieht. Nun wehrt er sich nachdrücklich.

Max Eberl scherzte, er lachte viel und zeigte sein breitestes Zahnpastalächeln. Der RB-Sportchef diskutierte munter und in bester Laune über die Lage in der Fußball-Bundesliga - bis sein brisantes Wiedersehen mit Borussia Mönchengladbach zur Sprache kam. "Das trifft mich als Menschen. Ja, das tut schon weh", sagte Eberl mit ernster Miene im Sport1-"Doppelpass" über den Hass, der ihm im einseitigen Duell zwischen den Leipzigern und Gladbach (3:0) von Teilen der Borussia-Fans entgegengeschlagen war. Die Vorwürfe, insbesondere jene, die ihm Schauspielerei unterstellen, seien "absurd", polterte Eberl: "Das ist einfach eine Lüge. Ich war krank."

Die Begleiterscheinungen des Spiels, das wurde mit einer Nacht Abstand sichtbar, haben ihre Spuren bei Eberl hinterlassen. Während der Geschäftsführer seine früheren Mitarbeiter auf Gladbacher Seite vor dem Spiel herzlich begrüßte, empfingen ihn die mitgereisten Auswärtsfans weniger warm. "Eberl ist ein H****sohn", sangen sie, als jener im Vorfeld beim TV-Interview stand.

Eberl: "Ich musste aufhören"

Die Gladbacher Fanszene wirft dem 49-Jährigen wegen seines Wechsels zu RB fehlende Glaubwürdigkeit vor. Eberl hatte Gladbach im Januar 2022 nach 23 Jahren als Spieler und Sportdirektor wegen gesundheitlichen Problemen verlassen, ehe er im vergangenen Dezember bei Bundesliga-Rivale Leipzig anheuerte. Seinen Abschied hatte er damals unter Tränen auf einer Pressekonferenz ("Ich will raus aus der Mühle") verkündet.

"Ich habe nicht aufhören wollen, ich musste aufhören. Das ist ein Riesenunterschied - das wird völlig negiert", betonte Eberl nun. Am Sky-Mikrofon holte er gegen die Fans, die ihm Schauspielerei unterstellen und ihn beleidigen, zum Gegenschlag aus: "Das passiert von Menschen, die andere ins Fadenkreuz nehmen, mit Eisenstangen durch die Städte laufen und Feuer zünden."

Eberl verfolgte die Tore von Timo Werner (58.), Emil Forsberg (71., Foulelfmeter) und Josko Gvardiol (80.) auf der Tribüne neben dem früheren RB-Geschäftsführer und heutigen Red-Bull-Konzernchef Oliver Mintzlaff betont zurückhaltend. Auch "aus Respekt vor meinem ehemaligen Arbeitgeber", wie er am Sonntag erklärte, "aber ich bin auch entspannter geworden".

Optimistisch dürfen er und die Leipziger, die in der Bundesliga die Königsklassen-Ränge weiter fest im Blick haben, zum Achtelfinal-Rückspiel der Champions League bei Manchester City am Dienstag (21 Uhr/Prime Video) reisen. Auf der Insel will der Pokalsieger nach dem 1:1 im ersten Duell die große Überraschung schaffen.

Eberl wollte Spruchbänder nicht sehen

Dann dürften auch die Anfeindungen vorerst in den Hintergrund gerückt sein. Die Gladbacher Ultragruppierung Sottocultura hatte Eberl als "Charakterschwein" bezeichnet, das "auf die böse Seite des Fußballs" gewechselt sei. Gleichzeitig schrieb die Gruppe mit Verweis auf Eberls Burn-out-Diagnose von "seiner erfundenen 'Erkrankung', die ihm dann zufällig und passenderweise den Weg nach Leipzig ebnete".

Am Samstag legten die Fans auch mit Spruchbändern nach. "Leere Worte nur zum Schein, für uns nur noch ein Bullenschwein" oder "Wunderheilung durch Red Bull. Wenn Lügen zum Geschäftsmodell wird", war im Block zu lesen und überlagerte ein wenig den sportlichen Auftritt beider Teams. "Ich habe ganz bewusst weggeschaut. Ich versuche, mich davon freizumachen", sagte Eberl. "Ich habe eine Entscheidung gefällt, zu der stehe ich zu 100 Prozent."

Eberl über Schröders Schalke-Abgang

Im "Doppelpass" sprach Eberl auch über den künftigen Leipziger Sportdirektor Rouven Schröder. Dieser hat seinen Ex-Klub FC Schalke 04 laut Eberl anders als er nicht aus gesundheitlichen Gründen verlassen. "Fakt ist, dass es nicht gesundheitliche Gründe waren, die bei Rouven dazu geführt haben", sagte Schröders baldiger Vorgesetzter. Schröder war Ende Oktober auf Schalke von seinem Sportdirektor-Posten zurückgetreten. Der Klub hatte damals offiziell von "persönlichen Gründen" gesprochen, ohne diese genauer zu benennen. Am 1. April fängt Schröder in Leipzig an.

Wenige Tage nach Schröders Rückzug hatte Sportvorstand Peter Knäbel noch betont, er glaube nicht an eine baldige Rückkehr des 47-Jährigen. Es "würde mich wundern", sollte Schröder "zeitnah wieder irgendwo einsteigen" wollen, sagte Knäbel in der "Bild am Sonntag". "Ich hoffe, dass er es jetzt erst einmal schafft, etwas Ruhe zu finden."

Spielerwechsel von RB zu RB in Kritik

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Allerdings gab es bereits damals Spekulationen, Schröder würde nach Leipzig wechseln wollen. Wenige Wochen später konkretisierte sich der Wechsel, in dieser Woche wurde er offiziell verkündet. In Leipzig ist Schröder für alle Themen der Profi-Mannschaft zuständig. Das sportliche Sagen hat künftig das Dreigestirn aus Eberl, Schröder und Trainer Marco Rose. "Klar ist, dass ich die Verantwortung trage", sagte Eberl.

Angesprochen auf seine frühere Kritik an der Transferpolitik der Leipziger, speziell was die Spielerwechsel von Schwesterklub RB Salzburg zu den Sachsen angeht, argumentierte Eberl, dass sich der Fußball in der Zwischenzeit weiterentwickelt habe. "Ich habe nie gesagt, dass ich der Hüter des heiligen Grals bin. Ich habe nie gesagt, dass ich ein Traditionalist bin", ergänzte er.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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