PSG und das "wahre Königreich" Ein bedrohlicher Chanson rollt auf die Bayern zu
04.11.2025, 18:16 Uhr
Können die Bayern diesmal gegen PSG gewinnen?
(Foto: IMAGO/Eibner)
Paris macht sich bereit für den Champions-League-Kracher und PSG sonnt sich im eigenen "Königreich". Dem FC Bayern könnten am Abend unbezwingbare Chansons um die Ohren geknallt werden - doch die Bedrohung ist viel größer als ein Fußballspiel.
Mittagszeit in Paris. Während etliche Bayern-Fans an den Flug- und Bahnhöfen der französischen Hauptstadt eintrudeln, um den Champions-League-Kracher ihrer Mannschaft gegen Paris Saint-Germain zu sehen, herrscht nähe der Opéra Garnier am rechten Seineufer geschäftiges Treiben. Fein gekleidete Geschäftsleute eilen von Termin zu Termin, andere zwängen sich an winzige Restauranttische. Natürlich gibt es Weißwein, aber ein Trikot trägt hier niemand an dem lauen Herbsttag. Die französischen Balkone lachen in der Sonne, bei diesem Charme können weder Glockenbachviertel noch Viktualienmarkt mithalten.
Es wirkt, als schreie Paris es laut heraus: In dieser Weltstadt sind andere Dinge wichtiger als Fußball. Und das passt zum Selbstverständnis von PSG, die beste Mannschaft der Erde zu sein. Denn auch der Klub, der längst eine Welt-Marke geworden ist, scheint sich dieser Tage kaum noch um jemand anderen zu scheren. Wieso auch? Zu gut, zu dominant, zu erfolgreich sind die Auftritte der vergangenen anderthalb Jahre gewesen. Erst der Gewinn der Champions League, dann der Finaleinzug bei der Klub-WM.
"Europa, das wahre Königreich von PSG", titelt dementsprechend das renommierte Sportmagazin "L'Équipe". Drei Spiele, drei Siege, dreizehn erzielte Tore: PSG hat, trotz ein paar Strauchlern in der heimischen Ligue 1, auch in dieser Saison wieder eine außergewöhnliche Bilanz in der Königsklasse vorzuweisen und führt die Tabelle vor den Münchnern an.
Gewinnt Bayerns Rock'n'Roll gegen PSG-Chanson?
"Es muss Rock'n'Roll sein!", wünschte sich Bayern-Trainer Vincent Kompany vor dem Gipfeltreffen (21 Uhr/Prime Video und im Liveticker bei ntv.de). Ganz im Stile dieser Musikrichtung nimmt sein schier unschlagbares Team bisher die Bundesliga und Europa auseinander. Aber trotz der bärenstarken Saison müssen die Münchner nun aufpassen, nicht vom französischen Chanson niedergeschmettert zu werden.
Denn es wartet der erste wirkliche Gradmesser dieser Spielzeit. Aktuell gehören die Bayern zu den besten zwei Teams in Europa- aber das bedeutet nicht viel, wenn die großen Spiele nicht gewonnen werden und im April wieder Schluss ist in der Champions League. Seit dem Titelgewinn 2020 erreichte der deutsche Rekordmeister nur noch einmal das Halbfinale. Zu wenig für die eigenen Ansprüche.
PSG hat den Härtetest in der diesjährigen Champions League bereits mit Bravour gemeistert und den FC Barcelona in die Schranken gewiesen. Danach wurde Bayer Leverkusen mit 7:2 vermöbelt. Da macht es auch kaum etwas, dass gegen die Bayern der junge Superstar Désiré Doué ausfällt und Ballon d'Or-Gewinner Ousmane Dembélé noch leicht angeschlagen wohl nicht das ganze Spiel auf dem Platz stehen wird.
Bayern-Weg gegen PSG und Katar
Der PSG-Chanson, er kommt so gefühlvoll wie alleinnehmend daher. Bei den Tönen des PSG-Ensembles, die in dieser und der letzten Saison jede Note treffen, dürften selbst Édith Piaf und Jacques Brel in ihren Gräbern schon mal neidisch lauschen. Doch für den FC Bayern ist diese französische Harmonie auf dem Spielfeld eine ordentliche Bedrohung. Geht der Rock'n'Roll unter, bedeutet das den ersten bitteren Dämpfer dieser Saison.
Mehr noch: Verlieren die Münchner nach dem Viertelfinale bei der Klub-WM in den USA, bei dem man auch noch Jamal Musiala mit einer schweren Verletzung mindestens bis Dezember verlor, erneut gegen PSG, unterstützt das einen in München ungern akzeptierten Trend: Den, dass andere Top-Klubs in Europa den Bayern enteilt sind. Das Konstrukt PSG - und dessen Nachahmer - bedroht den Bayern-Weg. Diese war über Jahrzehnte überaus erfolgreich, aber könnte nun von einer neuen Realität abgehängt worden sein.
Bedrohlich ist der Chanson im Prinzenpark für die Bayern auch wegen Katar. Denn das reiche Emirat, der Klubeigentümer mit schier unendlichen Petrodollars, ist der Grund für die Dominanz des Pariser Klubs. Seit Nasser Al-Khelaifi 2011 zum Vorstandsvorsitzenden ernannt wurde, hat PSG über eine Milliarde Euro verbrannt. Der Staat Katar, der für weitreichende Menschenrechtsverletzungen und -verbrechen verantwortlich ist, schaffte es mit der PSG-Übernahme, die Softpower Katars zu stärken - und letztlich den europäischen Fußball-Thron zu erklimmen. Die bösen Worte über das den Fußball missbrauchende Konstrukt sind größtenteils verstimmt, das Exempel für Nachahmer wurde statuiert.
"Versprechen der Freude"
Von einem "europäischen Gipfeltreffen" und einem "Versprechen der Freude", schreibt die Tageszeitung "Le Parisien". Ein Bayern-Sieg gegen PSG wäre also auch ein Sieg für das Image. Für die eigene Überzeugung, sich weiterhin auf dem richtigen Pfad zu bewegen. Dass die anderen Topteams in Europa die Münchner doch noch nicht überholt haben.
Dass nach sechs Jahren des europäischen Frusts beim Finale der Champions League im Mai in Budapest der Rückschlag gelingen kann. Mit Harry Kane in den eigenen Reihen, dem vielleicht besten Stürmer der Welt. Und mit Rock'n'Roll, der vielleicht sogar bis ans rechte Ufer der Seine zu hören ist.
Quelle: ntv.de