Fußball

Hoeneß' Hammer im Schnellcheck Ein schmeichelhaftes 1:4 für den FC Bayern

Thomas Müller konnte diesmal keine große Impulse setzen.

Thomas Müller konnte diesmal keine große Impulse setzen.

(Foto: imago images/Thomas Frey)

Der große FC Bayern ist geschlagen, die TSG Hoffenheim jubelt: Nach Spiel- und Reisestrapazen ist der deutsche Rekordmeister in der Fußball-Bundesliga nicht auf der Höhe. Fußballerisch sehr mutige Hoffenheimer nutzen ihre Chance beeindruckend.

Was ist in der PreZero-Arena passiert?

Nun, Sie wissen es bereits: Der FC Bayern München hat ein Fußballspiel verloren. Was wie eine peinliche "Fake News" klingt, ist derweil amtlich verbrieft. Sowohl die Deutsche Fußball-Liga, verantwortlich für die sachgemäße Durchführung des Wettbewerbs Bundesliga, bestätigt auf ihrer offiziellen Homepage die 1:4-Niederlage der Mannschaft von Trainer Hansi Flick, als auch der Rekordmeister selbst. Über den offiziellen Twitter-Account des Klubs wird über die krachende Pleite berichtet. Es ist die erste, auch das wissen Sie natürlich bereits, seit über zehn Monaten, die erste in diesem Jahr.

Und dieses Spiel, ein furioses war es, schreibt ein Maximum an Ausgerechnet-Geschichten. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub verliert Flick. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub gewinnt Sebastian Hoeneß. Der, auch das wissen Sie natürlich, verließ die Münchner als Meistertrainer (in Liga drei mit Bayern zwei), um seine Klasse in der Bundesliga zu beweisen. Dass er diesen Nachweis nun an diesem Sonntagnachmittag auf spektakuläre Weise ablieferte, ach ja: So's Fußball! Und tatsächlich war dieser Sieg nicht nur deutlich, er war auch einfach richtig gut herausgespielt und für den erschöpften Rekordmeister, der sich erst am Donnerstag über 120 Minuten zum europäischen Supercup-Triumph gepowert hatte, schmeichelhaft.

Teams & Tore

Tore: 1:0 Bičakčić (16.), 2:0 Dabbur (24.), 2:1 Kimmich (36.), 3:1 Kramarić (77.), 4:1 Kramarić (90.+2, Foulelfmeter)

Hoffenheim: Baumann - Posch, Vogt, Bičakčić (38. Skov) - Akpoguma, Samassekou, Kaderabek - Baumgartner (59. Gacinovic), Geiger (58. Bebou) - Dabbur (80. Grillitsch), Kramarić; Trainer: Hoeneß.

München: Neuer - Pavard (57. Goretzka), Jerome Boateng, Alaba, Davies - Kimmich, Tolisso (72. Musiala) - Thomas Müller - Gnabry, Zirkzee (57. Lewandowski), Leroy Sane (73. Coman); Trainer: Flick.

Schiedsrichter: Brand (Unterspiesheim)

Zuschauer: 6030

Die historische Pleite im Spielfilm

Da guckste, drin.

Da guckste, drin.

(Foto: imago images/Nordphoto)

16. Minute, TOOOOOR FÜR HOFFENHEIM, 1:0 Bičakčić: Nun, gemach, ein Rückstand macht noch keine Pleite. Wie schon gegen den FC Sevilla am Donnerstag fängt sich der FC Bayern ein frühes Gegentor. Der robuste Eisen-Ermin (Nachname tut nichts zur Sache, ist aber Bičakčić) hält seinen Kopf gewinnbringend in eine scharfe Eckstoßflanke. Alphonso Davies, die letzte Torverhinderungshoffnung der Münchner, kann den Ball mit der Stirn nur noch ins eigene Tor klären.

24. Minute, TOOOOOR FÜR HOFFENHEIM, 2:0 Dabbur: So, Zeit die Zurückhaltung abzulegen! Hoffenheim führt, deutlich. Und verdient. Einen Klärungsversuch von Benjamin Pavard schnappt sich Munas Dabbur und lupft ihn mal ganz, ganz lässig über Manuel Neuer. Thomas Müller würde vermutlich sagen: "Na da schau her, Frau Stachelbär!"

36. Minute, TOOOOOR FÜR DEN FC BAYERN, 2:1 Kimmich: Der Münchner Stachelbär schlägt zurück, zwar nicht in Person von Müller, dafür aber mit Feingeist-Terrier Joshua Kimmich. So genial wie einst gegen den BVB schlenzt er den Ball aus 18 Metern an Oliver Baumann vorbei. Punktgenau. Wunderschön.

51. Minute: Dabbur steht frei. Das kommt überraschend. Am meisten für ihn selbst. Fasziniert von der Situation jagt er den Ball über das Tor.

57. Minute: Sie vermissen eine Szene von Robert Lewandowski. Gut, das liegt daran, dass er bislang nicht mitspielt. Für ihn stürmt der einstige Erstkontakt-Erlöser Joshua Zirkzee. Und der wackelt erst seinen Gegenspieler aus und fackelt den Ball dann über die hochschnellenden Hände von Baumann an die Latte.

57. Minute (II): Zirkzee geht, Lewandowski kommt.

74. Minute: Manuel Neuer muss der Welt einmal kurz beweisen, dass er immer noch der Beste ist. Überragend schnell fährt er sein linkes Bein gegen einen wuchtigen Flachschuss von Robert Skov aus. Das liest sich tatsächlich irgendwie unspektakulär, war's aber gar nicht. Das war RICHTIG gut!

77. Minute, TOOOOOR FÜR HOFFENHEIM, 3:1 Kramarić: "Ja gut, der Andrej Kramarić ist ja praktisch ein Weltstar (Anmerk. d. Red.: Weltstar ist kein geschützter Begriff!), er kann links wie rechts" - Annahme, Drehung, Schuss, Tor. Kimmich im Duell geschlagen, Neuer überwunden. Prädikat: Weltstar.

Manuel Machtlos.

Manuel Machtlos.

(Foto: REUTERS)

90.+2 Minute, TOOOOOR FÜR HOFFENHEIM, 4:1 Kramarić: "Ja gut, der Andrej Kramarić ist ja praktisch ein Weltstar (Anmerk. d. Red.: Weltstar ist kein geschützter Begriff!), er kann links wie rechts" - und er kann's aus elf Metern. Neuer räumt Ilhas Bebou ab, Strafstoß, Tor.

Was war gut?

Was hat Coach Hoeneß in wenigen Wochen nur aus der TSG Hoffenheim gemacht? Eine beeindruckend gut spielende Mannschaft! Gierig im Pressing, giftig im Duell, stabil in der Defensive und wuchtig im Spiel nach vorne. Dieser zweite Spieltag war eine Demonstration zu was diese hochtalentierte Mannschaft fähig ist. Und wozu ihr Trainer in der Lage ist. Mit einer auf schnelle Konter ausgelegten Taktik erwischte er die Bayern, wo sie an diesem Abend am anfälligsten waren: bei der Frische. Auch wenn Hansi Flick ein paar Änderungen in seiner Startelf vorgenommen hatte, so wirkte die Mannschaft spätestens in der zweiten Halbzeit reichlich erschöpft, unkonzentriert und gedanklich langsam. Bei einigen Gelegenheiten hatten die Münchner viel Glück, dass den Hoffenheimern der letzte Pass misslang und die letzte Entscheidung - Schuss oder Pass - falsch war.

Was war nicht gut?

Der Handlungsdruck auf Hasan Salihamidzic wächst.

Der Handlungsdruck auf Hasan Salihamidzic wächst.

(Foto: imago images/Jan Huebner)

Nun, vor allem das geordnete Rückzugsverhalten des FC Bayern. Aber auch das sonst allesfressende Pressing griff nicht - mit Auswirkungen auf die Offensive, wo Umschaltmomente, Tempo und Schärfe fehlten. Doch wer will ihnen das verdenken? Auf das Finalturnier in der Champions League folgte eine Mini-Pause und eine Mini-Vorbereitung. Dass diese Strapazen ihren Tribut fordern würden, war klar. Und so bestätigt diese Niederlage Hansi Flick, der sich für sein Rumpfaufgebot plus spannender Talente noch Verstärkungen wünscht - auch wenn Hoeneß (der Uli, der Onkel vom Sebastian) das eigentlich anders sieht. Und so erhöht diese Niederlage auch den Handlungsdruck auf Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Denn die Strapazen, sie werden ja nicht weniger. Bereits am Mittwoch kommt's zum deutschen Supercup mit Borussia Dortmund, dann kommt am Sonntag die Hertha, ehe ein Länderspielblock folgt und schließlich noch vier Pflichtspiele im Oktober.

Wer ist der Gewinner dieses Spieltags?

Klar, die Hoffenheimer. Sind jetzt schließlich Tabellenführer. Punktgleich mit dem FC Augsburg, der dem BVB am Samstag eine überraschende und schwer zu verdauende Niederlage zugefügt hatte. Die Sieger des zweiten Spieltags sind aber vor allem die patzenden Herausforderer des FC Bayern. Statt schon wieder hinterherzulaufen, ist RB Leipzig sogar einen Punkt voraus (1:1 bei Bayer Leverkusen) und die Borussia punktgleich mit den Münchnern. Wie es in der Tabelle ausschaut, das sehen Sie hier!

Was sagen die Trainer?

Sebastian Hoeneß (Trainer TSG Hoffenheim): "Es ist so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben. Die Mannschaft hat gezeigt, was sie kann heute. Nach etwas schwierigem Start haben wir dann mit der ersten Chance so einen Brustlöser gehabt und haben es dann geschafft, über die Spielzeit immer gefährlich zu bleiben. Der Sieg bedeutet, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Jetzt muss es darum gehen, den Sieg beim nächsten Spiel in Frankfurt zu veredeln. Wichtig ist, dass wir cool bleiben. Wir sind in einem Prozess."

Hansi Flick (Trainer Bayern München): "Es war ja klar, dass wir irgendwann verlieren. Wir haken dieses Spiel ab und vertrauen immer noch in unsere Stärke. Es gab vielerlei Gründe für die Niederlage. Aber von der Einsatzbereitschaft und dem Willen her, kann ich der Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen. Die Mentalität nach den 120 Minuten von Donnerstag war top. Ich schiebe das nicht allgemein auf die Müdigkeit. Wir haben es einfach nicht geschafft, entschlossen und zielstrebig Chancen herauszuspielen. Wir haben dem Gegner zu einfach Torchancen ermöglicht und waren im Angriff nicht durchschlagskräftig genug."

Der Tweet zum Spiel

Quelle: ntv.de

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