Fußball

Der Mob tobt in Frankfurt Eintracht vor viertem Abstieg

Eintracht Frankfurt steht als schlechtestes Rückrundenteam in der Fußball-Bundesliga dicht vor dem Abstieg. Nach dem 0:2 gegen den 1. FC Köln spielen sich in der WM-Arena einmal mehr üble Szenen ab.

Ein wenig sauer: Fans der Frankfurter Eintracht.

Ein wenig sauer: Fans der Frankfurter Eintracht.

(Foto: dpa)

Als der vierte Abstieg so gut wie besiegelt war, brachen bei Eintracht Frankfurt endgültig die Chaos-Tage aus - es regierte der Mob: "Der Abstieg würde uns um Jahre zurückwerfen. In so extremen Situationen treten natürlich wieder diese Krawallfans in den Vordergrund. Das ist traurig für den Fußball, das ist traurig für Eintracht Frankfurt", sagte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen nach dem Überfall der eigenen Fans auf die Mannschaft im Anschluss an das 0:2 (0:1) des hessischen Fußball-Bundesligisten gegen den 1. FC Köln.

Die berüchtigten Frankfurter Ultras drehten eine Woche nach dem Warnschuss eines Polizisten und den insgesamt 19 Festnahmen erneut durch. Direkt nach dem Abpfiff jagten 150 Eintracht-Hooligans die verängstigten Frankfurter Spieler über den Platz, zerstörten eine 600.000 Euro teure ARD-TV-Kamera und ließen sich erst von den Schlagstöcken und dem Pfefferspray der Polizei zurückdrängen.

"Das ist furchtbar. Das sind ganz schlimme Bilder, die wir in Frankfurt nicht sehen wollen", sagte Frankfurts Aufsichtsratsboss Wilhelm Bender. Vize-Präsident Axel Hellmann meinte: "Präsident Peter Fischer hat die Situation durch intensive Gespräche mit den Ultras gerade noch gerettet. Sonst wäre das hier alles eskaliert." Einige Chaoten wurden noch auf dem Platz verhaftet, die Spieler entschuldigten sich 45 Minuten nach ihrer Kabinen-Flucht bei den Fans für den Auftritt gegen den FC. "Wir wollten deeskalierend wirken", sagte der desillusionierte Frankfurter Trainer Christoph Daum.

Training unter Polizeischutz

Auch am Montag wird das Training in Frankfurt unter Polizeischutz stattfinden. "Wir treten jetzt die Flucht nach vorne an und werden in Frankfurt trainieren", sagte Daum, der als Nachfolger von Michael Skibbe magere drei Punkte holte und auf den vorletzten Tabellenplatz abstürzte: "Ich kann jetzt nicht mehr mit Fakten kommen, sondern muss mich auch mit Durchhalteparolen über Wasser halten. Mein Ziel ist zwar immer noch der Klassenerhalt, aber das geht nur mit einem Sieg im letzten Spiel."

Mit Pfefferspray: Polizei im Frankfurter Stadion.

Mit Pfefferspray: Polizei im Frankfurter Stadion.

(Foto: REUTERS)

Die Verpflichtung von Daum vor sechs Wochen war aus Sicht der Eintracht ein Schuss in den Ofen. Das sieht mittlerweile auch der um sein Lebenswerk bangende Bruchhagen nicht mehr anders, auch wenn er sich öffentlich zurückhält. Daum ist in Frankfurt nie angekommen und wird die Bankenmetropole vermutlich mit seinem ersten Abstieg als Trainer verlassen. Unterdessen haben bei der Eintracht die Planungen für die 2. Liga begonnen. Der Lizenzspieleretat wird bei 15 bis 17 Millionen Euro liegen, Ziel ist der direkte Wiederaufstieg. Der Schweizer Marcel Koller soll Trainer werden. Dass die Hessen am letzten Spieltag mit einem Sieg bei Borussia Dortmund den Ligaerhalt sogar noch direkt sichern könnten, daran glauben die Bosse in Frankfurt nicht mehr.

Sie reden schon vom Wiederaufstieg

"Wir müssen uns jetzt ganz mit dem worst case Abstieg befassen und dann schauen, dass wir direkt wieder aufsteigen", sagte Bender, der als Chef des Aufsichtsrats noch keine Entscheidung über die Zukunft von Bruchhagen getroffen hat. Der Eintracht-Macher hat nur einen Vertrag für die Bundesliga, will aber auch im Falle des nach 1996, 2001 und 2004 vierten Abstiegs bleiben. Allerdings gibt es im Aufsichtrat Strömungen, Bruchhagen einen Sportdirektor zur Seite zu stellen - doch das will der 62-Jährige partout nicht.

Während die Hessen nun eine Woche des Grauens erleben, feiert ganz Köln den vorzeitigen Klassenerhalt. Dank der Tore von Adil Chihi (24.) und Lukas Podolski (90.+3, Foulelfmeter) sicherten sich die Rheinländer am vorletzten Spieltag eine weitere Spielzeit in der Bundesliga. Übergangstrainer Volker Finke wurde nach seinem zweiten Sieg dann auch ganz schnell vom Königsmörder zum Gratulanten. "Mein Dank gilt vor allem Frank Schaefer, der mit seinem Umschwung den Klassenerhalt in Köln erst möglich gemacht hat", sagte Finke, der möglicherweise bereits in der kommenden Woche den neuen Trainer präsentieren kann: "Wir haben eine entsprechende Fährte gelegt."

Quelle: ntv.de, Marc Schmidt, sid

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