Triumph statt Frust? Erfolg schweißt Neymar und PSG zusammen
17.08.2020, 17:40 Uhr
Neymar will mit PSG den Henkelpott holen - dafür muss er im Halbfinale gegen RB Leipzig wieder aufdrehen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Neymar scheint sportlich und emotional endlich bei PSG angekommen zu sein. Dass der französische Fußballmeister nach 25 Jahren mal wieder in einem Champions-League-Halbfinale steht, schweißt die Mannschaft um Trainer Thomas Tuchel zusammen - und könnte auch den Brasilianer beflügeln.
"Niemand bekommt es aus meinem Kopf heraus, dass wir um den Titel spielen werden", hatte der 28-Jährige nach seiner Gala beim 2:1 im Viertelfinale gegen Atalanta Bergamo gesagt. Die PSG-Fans bekamen am Sonntag aber einen Schreck, als Neymar ein Bild auf Instagram postete, auf dem er in einem Zelt liegt und eine Sauerstoffmaske trägt. Doch der Offensivspieler ist nicht krank, ganz im Gegenteil: Die Sauerstoff-Therapie fördert die Regeneration. Neymar lässt nichts unversucht für den Coup.
So motiviert präsentiert sich der extrovertierte Profi nun schon etwas länger. Die Fans, die ihn vor einem Jahr noch am liebsten zurück nach Barcelona geschickt hätten, liegen ihm plötzlich zu Füßen. Nach einer Saison ohne schwere Verletzung, mit Triumphen und Heldentaten in Meisterschaft, Pokal, Ligapokal und Supercup, fehlt nur noch die Krönung auf Europas Thron.
Dafür stellt Neymar sogar sein Ego hinten an. Als er nach der Bergamo-Partie zum Spieler des Tages gekürt wurde, rief er den Siegtorschützen Eric Maxim Choupo-Moting vor die Werbetafel, um dem einstigen Bundesligaprofi den gläsernen Ball zu überreichen.
"Ich versichere, alles zu geben"
Lange war Neymar in der PSG-Kabine ein Fremdling. Streit mit Julian Draxler - der deutsche Nationalspieler könne nur nach hinten passen - oder Uruguays Idol Edinson Cavani - mit dem er sich um den Status als Elfmeterschütze Nummer eins zoffte - wurden intern oder extern ausgefochten.
Doch mittlerweile hat der Brasilianer die Truppe hinter sich, lud nach dem Liga-Cup-Sieg vor gut zwei Wochen zum ersten Mal die komplette Mannschaft zum Grillen ein. Weil endlich alle seine Sprachen (Portugiesisch oder Spanisch) verstehen. Es kommt aber auch vor, dass Neymar Fragen auf Französisch beantwortet. Ein Paradigmenwechsel.
Am 14. September 2019 hatte er nach einem Bänderriss im rechten Knöchel ein Comeback bei PSG gefeiert. Damals wollten ihn die Ultras mit üblen Spruchbändern und Gesängen vom Hof jagen. Vorher war er wenige Tage vor der Copa America wegen Vergewaltigungsvorwürfen nach einer Liebesnacht in einem Pariser Hotel endgültig zum Buhmann geworden. Danach wollte er gar zurück zum FC Barcelona, mit seinen Kumpels Lionel Messi und Luis Suarez erneut ein Erfolgstrio bilden - und kokettierte sehr offen mit seinen Abschiedswünschen. Alles Vergangenheit, zumindest für den Moment. "Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, den Verein zu verlassen. Doch heute bin ich Spieler von PSG und versichere, alles zu geben", so der Brasilianer. Neymar lernt endlich Paris lieben - und umgekehrt.
Quelle: ntv.de, Jörg Soldwisch & Heiner Gerhardts, sid