Politischer Druck auf die Fifa Europarat zweifelt an Blatter-Wahl
07.03.2012, 18:58 Uhr
Die Initiative des Europarats gegen Fifa-Boss Joseph Blatter ist nicht mehr als politisches Zeichen. Aber sie ist besser als kein Zeichen.
(Foto: AP)
Aussitzen ist diesmal nicht: Der Europarat fordert vom Fußball-Weltverband nicht nur, die zahllosen Skandale der vergangenen Jahre aufzuklären. Er verlangt von der Fifa auch, gegen ihren eigenen Präsidenten Joseph Blatter zu ermitteln - und dessen umstrittene Wiederwahl zu prüfen.
Der Europarat hat den Weltfußballverband zu einer Untersuchung der Wiederwahl von Fifa-Präsident Joseph Blatter aufgefordert. Geklärt werden sollte, ob Blatter seine Position dazu ausgenutzt habe, "unfaire Vorteile für sich oder für abstimmende Personen" zu erlangen. Das erklärte der Kulturausschuss der Staatenorganisation in einem in Straßburg veröffentlichten Bericht. Die Fifa wies noch am Abend die Darstellung in einer Pressemitteilung zurück und betonte, zahlreiche Forderungen des Europarats nach Aufklärung und transparenterer Politik längst erfüllt zu haben.
Blatter ist seit 1998 Fifa-Chef. Im vergangenen Juni hatte er sich für eine weitere vierjährige Amtszeit wiederwählen lassen. Nach dem kurzfristigen Rückzug seines Gegenspielers Mohamed bin Hammam war er einziger Kandidat bei der Wahl in Zürich. Überschattet worden war die Wahl durch mehrere Korruptionsaffären um hochrangige Fifa-Funktionäre.
Politisches Druckmittel
Zudem wurde die Fifa vom Europarat aufgefordert, die "verschiedenen Skandale aufzuklären, die in den letzten Jahren das Ansehen der Fifa und des internationalen Fußballs beschädigt haben". Die Mitglieder des Ausschusses der Staatenorganisation mit 47 Mitgliedsländern verlangen besonders, dass die Befugnisse der Ethikkommission der Fifa "beträchtlich erweitert" werden sollten.
Diese Forderung ist gedacht als politisches Druckmittel. Die parlamentarische Versammlung des Europarates wird auf ihrer Sitzung ab 23. April darüber beraten und eine Entschließung verabschieden, die jedoch keinen verpflichtenden Charakter hat.
Kampf den Wettmanipulationen
Dann soll auch das Thema Wettmanipulationen diskutiert werden. Der Europarat fordert dringend ein europaweites Gesetz. Der Kulturausschuss hat in einem Bericht angemahnt, Betrug beim Sport in Zukunft als Straftat zu deklarieren.
"Das ist ein wichtiger Schritt. Dieser Aufruf richtet sich an die Länder, in denen solche Taten strafrechtlich nicht verfolgt werden können", erklärte Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). "In Deutschland sind Verurteilungen schon erfolgt. Daran sieht man, dass hier Straftatbestände greifen."
Bessere Verzahnung der Ermittler
Der deutsche Ober-Olympier wünscht sich zudem eine wesentlich intensivere Kooperation der verschiedenen Behörden: "Es bedarf einer engeren Zusammenarbeit der Polizeien der verschiedenen Länder und Interpol." Eine Arbeitsgruppe des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hatte im Februar ähnliche Forderungen gestellt.
Fußballer, Tennisprofis und Teamsportler sollten mit Aufklärungskampagnen davon abgehalten werden, für Geld absichtlich schlecht zu spielen, empfahl der Kulturausschuss. Außerdem sollte man enger mit Buchmachern zusammenarbeiten, um verdächtige Wetten auszumachen.
Die Sportminister der Europaratsländer werden bei ihrem Treffen am 15. März in Belgrad vermutlich die Arbeit an einer entsprechenden Konvention lancieren. Der Gesetzestext könnte etwa ein Jahr später wirksam werden.
Quelle: ntv.de, dpa