"Niemand war an meiner Seite" Ex-Boss Clemens Tönnies rechnet mit Schalke 04 ab
02.11.2024, 14:06 Uhr
Tönnies war im September auf Schalke zu Gast.
(Foto: IMAGO/RHR-Foto)
20 Jahre lang ist Clemens Tönnies der starke Mann beim FC Schalke 04. Den Klub verlässt er nach mehreren Eklats. Seitdem gibt es immer wieder Comeback-Gerüchte und gleichzeitig harsche Aussagen. Diesmal prangert der Fleisch-Unternehmer fehlende Unterstützung an - und spricht über Rudi Assauer.
Einst Aufsichtsratschef beim FC Schalke 04, dann geflogen - und nun offensichtlich verbittert. Clemens Tönnies hat unter der Woche bei der Sport1-Veranstaltung "Doppelpass on Tour" in seiner Heimat Rheda-Wiedenbrück mit dem Fußballklub abgerechnet. "Man hat versucht, mich zum Erfinder von Covid zu machen. Man hat mich zwei Wochen lang durch die Medien gejagt - jeden Tag. Ich habe es ausgehalten, aber ich habe gesagt: Wo ist eigentlich der Rückhalt von Schalke 04?", sagte der millionenschwere Unternehmer. "Wo sind die Verantwortlichen, denen ich immer gesagt habe, über Jahrzehnte, da marschieren wir lang und sie sind mitgegangen? Niemand war an meiner Seite. Niemand."
Tönnies war im Jahr 2020 wegen eines massiven Corona-Ausbruchs in seiner Fleischfabrik wieder einmal in die Kritik geraten. Ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Körperverletzung und Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz wurde später eingestellt. Auf Schalke bedeutete der Vorfall aber das endgültige Ende seiner mehr als 20-jährigen Amtszeit als Vorsitzender des Aufsichtsrats. Die Fans gingen auf die Barrikaden, am 30. Juni 2020 legte Tönnies seine Ämter bei den Königsblauen nieder.
Dazu entscheidend beigetragen hatten auch seine rassistischen Äußerungen. 2019 hatte er Afrikaner in einer Rede verunglimpft und sein Amt zunächst für drei Monate niedergelegt. Auf den massiven Corona-Ausbruch folgten dann heftige Kritik an den Arbeitsbedingungen in seinen Fabriken.
Tönnies zieht über Schalke her
Es ist auch nicht das erste Mal, dass Tönnies über Schalke herzieht. "Ich kann keine der im Klub getroffenen Entscheidungen der letzten drei Jahre nachvollziehen", sagte Tönnies vor einem Jahr dem "Express" und befand weiter: "Es wirkt fast, als ob sie den Verein absichtlich über die Klippe schubsen wollen." Und bei anderer Gelegenheit erklärte er abschätzig: "Ich kann die Dinge nicht nachvollziehen. Fußball ist Geschäft, Business, Fußball ist Professionalität."
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Dennoch gab es seitdem mehrfach Tendenzen, den Unternehmer zurück in den Klub zu holen. Schalke ist in großer Bredouille, nicht nur sportlich mit dem Absturz in die 2. Bundesliga und dort in den Abstiegskampf, sondern auch finanziell. Mit mehreren Hundert Millionen Euro ist der Klub verschuldet. Seine Rückkehr kam bislang aber nie zustande, auch wenn er mehrfach seine Hilfe angeboten hatte.
Seine Zeit bei Schalke 04 sieht er als glorreiche an: "Ich war 26 Jahre lang Tag und Nacht für diesen Verein da. Ich habe meinen Kopf immer hingehalten. Auch wenn kein Geld da war, wir waren erfolgreich und haben 16 Jahre international gespielt", blickte Tönnies nun zurück. Auf Schalke war er seitdem nur noch sporadisch zu Besuch, so der 68-Jährige: "Mich hat letztens einer gefragt: 'Wie oft warst du in den letzten vier Jahren im Stadion?' Ich sagte: 'Viermal'.". Zuvor sei er "mindestens zweimal in der Woche in irgendeinem Stadion" gewesen, so Tönnies weiter. "Was mir Spaß gemacht hat, war, dass wir ein Team waren. Warum? Weil wir zusammengehalten haben."
Wobei er sich stets den Vorwurf gefallen lassen musste, einst die verstorbene Klublegende Rudi Assauer abgesägt zu haben. "Niemand weiß, dass Rudi schon drei Jahre nicht mehr geschäftsfähig war. Ich musste ihn nach Hause schicken, weil er einfach krank war", rechtfertigte er sich. Assauer war im Jahr 2019 im Alter von 74 Jahren an den Folgen seiner Alzheimer-Erkrankung gestorben.
Quelle: ntv.de, ara/sport.de