Fußball

Auch Rangnick ist fassungslos Ex-Nationalspieler finden neue DFB-Ideen "grotesk"

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Thomas Helmer (oben rechts) und Dietmar Hamann (obere Reihe, 3. von rechts) spielten gemeinsam für die deutsche Nationalmannschaft.

Thomas Helmer (oben rechts) und Dietmar Hamann (obere Reihe, 3. von rechts) spielten gemeinsam für die deutsche Nationalmannschaft.

(Foto: picture alliance / Pressefoto Rudel)

Der DFB arbeitet an der Zukunft des deutschen Fußballs und seiner Rückkehr in die Weltspitze. Die jüngsten Ideen des Verbands sind kontrovers. Zwei ehemalige Nationalspieler sind fassungslos, ein Nationaltrainer sieht das "völlig falsche Rad" gedreht.

Die Ex-Nationalspieler Thomas Helmer und Dietmar Hamann haben die geplante Nachwuchsreform im Deutschen Fußball-Bund scharf kritisiert. "Mich wundert mittlerweile alles, was beim DFB so beschlossen und unternommen wird. Ich glaube, die haben viele eigene Probleme. Die sollte man in erster Linie lösen. Aber das finde ich jetzt schon grotesk", sagte der Europameister von 1996 dem TV-Sender Welt. Mit den Änderungen verabschiede man sich im Kindes- und Jugendalter fast schon vom Leistungsgedanken, befand Helmer: "Es geht auf jeden Fall in die Richtung."

Auch Hamann kann den Neuerungen wenig abgewinnen. "Sinnvolle Schritte kann ich da wenige sehen", sagte der 49-Jährige und bekräftigte: "Für mich: ohne Ergebnis kein Erlebnis. Deswegen kann ich den Schritt, den der DFB gemacht hat, überhaupt nicht nachvollziehen."

"Leistungsdruck minimieren"

Mit Beginn der Saison 2024/2025 sollen neue Spielformen im Nachwuchsbereich bundesweit umgesetzt werden. Diese sehen im Kern kleinere Mannschaftsgrößen auf kleineren Spielfeldern vor und lösen die bisherigen Wettbewerbsangebote als feste Formate ab. So sollen zum Beispiel in der G- und F-Jugend keine Meisterschaftsrunden mehr ausgespielt werden, "um den Leistungsdruck zu minimieren und die sportliche Entwicklung der Kinder stärker in den Vordergrund zu rücken", wie der DFB begründete.

Stattdessen sind Spielenachmittage und Festivals mit mehreren Mannschaften und Spielfeldern vorgesehen. Wichtigstes Ziel der Reform in den Altersklassen U6 bis U11 sei es, "mit einer kindgerechten Art des Fußballs den Spaß am Spiel nachhaltig zu fördern". Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick hatte eine frei von Ergebnisdruck organisierte Fußballausbildung scharf kritisiert. "Wenn bei uns, beim ÖFB, man auf die Idee kommen würde, mir zu erklären, dass es bei den Sechs- bis Zwölfjährigen keine Tabellen mehr gibt, keine Ergebnisse zum Schluss und auch nicht aufgelistet wird, wer die Tore geschossen hat, dann kriegt derjenige mit mir ein Problem", sagte Rangnick schon im Juli beim Internationalen Trainer-Kongress. "Da dreht man am völlig falschen Rad."

"Geht in die völlig falsche Richtung"

Bei den A- und B-Junioren kommt es zu Veränderungen: Die aktuell in drei Staffeln eingeteilte Bundesliga wird durch eine DFB-Nachwuchsliga ersetzt, alle Vereine mit einem Leistungszentrum sind dauerhaft gesetzt und können somit nicht absteigen. "Das in der U17 und U19, darüber kann man diskutieren. Aber dass den Kindern dieses Leistungsprinzip austrainiert wird, darunter wird der Spaß leiden", meinte Hamann.

Helmer argumentiert, dass der Leistungsaspekt für die individuelle Entwicklung auch im Nachwuchsbereich wichtig sei. Entscheidende Situationen würden größtenteils im mentalen Bereich entschieden, meinte der frühere Profi von Bayern München, "und wenn man das bei den jungen Menschen nicht zulässt, da auch Fehler zu machen, eine Persönlichkeit zu entwickeln, glaube ich, geht das in die falsche Richtung".

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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