"Warum ist es so weit gekommen?" Hansi Flick hadert mit seinem Ende beim FC Bayern
21.09.2022, 11:36 Uhr
Hasan Salihamidzic und Hansi Flick haben sich wieder angenähert.
(Foto: imago images/MIS)
Hansi Flick ist bereits seit zwei Jahren nicht mehr Trainer des FC Bayern München. Die am Ende mit reichlich Knirschen auseinandergegangene kurze, aber ungeheuer erfolgreiche Ära beschäftigt den Bundestrainer aber weiterhin emotional.
Auch nach einem Jahr als Fußball-Bundestrainer hadert Hansi Flick noch mit seinem Aus bei Bayern München. "Ich glaube schon, dass ich das eine oder andere jetzt anders machen würde", sagte Flick im Interview mit der FAZ: "Ein Gespräch wäre natürlich gut gewesen, noch mal mit dem einen oder anderen am Tisch zu sitzen, um die Dinge so anzusprechen, wie sie sind, beziehungsweise wie ich sie wahrgenommen habe, und da auch alle zu Wort kommen zu lassen."
Dies betreffe keineswegs nur den Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidžić, mit dem sich Flick überworfen hatte, sondern auch Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge. "Ich hatte ein tolles Trainerteam, überragende Spieler, eine großartige Mannschaft, ich war auch nicht ausgelaugt", sagte Flick. "Ich frage mich schon manchmal: Warum ist es so weit gekommen?"
Flick hatte - nach einer wochenlangen Hängepartie um die eigene Zukunft im oder außerhalb des Klubs - völlig unüblich einseitig und nicht in einer gemeinsamen Erklärung im April 2020 seinen Abschied vom FC Bayern verkündet. Im Interview mit diversen TV-Sendern nach dem die Meisterschaft entscheidenden Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg, offenbar ohne Absprache mit dem Klub. Die Granden des FC Bayern waren mächtig sauer.
"Am gestrigen Samstag informierte Hansi Flick, der Cheftrainer des FC Bayern, die Öffentlichkeit über seinen Wunsch, seinen bis Juni 2023 laufenden Vertrag vorzeitig zum Ende der aktuellen Saison aufzulösen", hieß es in einer Stellungnahme. "Über diesen Wunsch hatte Hansi Flick den Vorstand der FC Bayern München AG im Verlauf der vergangenen Woche unterrichtet. Hansi Flick und der FC Bayern hatten daraufhin vereinbart, den Fokus auf die Spiele gegen den VfL Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen und den 1. FSV Mainz 05 zu legen, um die volle Konzentration des gesamten Vereins auf diese drei wichtigen Spiele nicht zu stören."
"Momente, in denen ich mal falsch abgebogen bin"
Und dann folgte in ungewohnter Schärfe, was der Vorstand um Karl-Heinz Rummenigge, Hasan Salihamidžić und Oliver Kahn von der Entwicklung hielten: "Der FC Bayern missbilligt die nun erfolgte einseitige Kommunikation durch Hansi Flick und wird die Gespräche wie vereinbart nach dem Spiel in Mainz fortsetzen." Eine erste Reaktion auf seine Entscheidung hatte Flick offenbar nicht ausreichend überzeugt, seinen Vertrag beim FC Bayern zu verlängern. Später gab der Klub den Wünschen seines Erfolgstrainers zähneknirschend statt.
Seine eigene Unzufriedenheit mit der damaligen Situation und Konstellation habe bisweilen auch unguten Einfluss auf seine Arbeit mit der Mannschaft gehabt: "Am Ende meiner Bayern-Zeit gab es Momente, in denen ich mal falsch abgebogen bin", räumt Flick in der "Süddeutschen Zeitung" ein. "Ich konnte in dieser Phase nicht alles einfach so wegschnaufen. Und deshalb gab es sicher auch mal Momente, in denen ich dem Team gegenüber ungerecht war."
Mit Salihamidžić habe es "inzwischen eine Annäherung gegeben", berichtete Flick. "Mich freut sehr, dass wir einige Dinge ausräumen konnten." Flick hatte die Bayern von 2019 bis 2021 trainiert, 2020 gewann er alles, was es zu gewinnen gab: Meisterschaft, Pokal, Supercup, Champions League, UEFA-Supercup und die Klub-WM.
Quelle: ntv.de, ter/sid