Fußball

Das war die Hinrunde der Fußball-Bundesliga FC Bayern droht mit Weltherrschaft

Besser als Casablanca: Franck Ribery, Jerome Boateng, David Alaba und der FC Bayern München.

Besser als Casablanca: Franck Ribery, Jerome Boateng, David Alaba und der FC Bayern München.

(Foto: AP)

Ganz steile These: Die Fußball-Bundesliga ist mehr als der FC Bayern. Während Guardiolas taktisch unlimitierte Siegmaschine für immer supersupersuper sein will, haben sie auch andernorts Spaß. In Mönchengladbach zum Beispiel.

Wenn man sich den FC Bayern wegdenkt, ist die Fußball-Bundesliga eigentlich eine ganz spannende Sache. Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund und sogar der VfL Wolfsburg kämpfen um einen Startplatz in der Champions League, Aufsteiger Hertha aus Berlin und der FC Schalke dürfen von Europa träumen. Und selbst im Abstiegskampf ist noch nicht alles gelaufen, da die Eintracht aus Braunschweig zwar immer noch Tabellenletzter ist, der 1. FC Nürnberg, der SC Freiburg, Eintracht Frankfurt und auch der Hamburger SV wieder in Reichweite sind. Da die Münchner aber alle und alles dominieren, ist die Prognose, dass sie auch nach 34 Spieltagen ganz oben stehen, alles andere als riskant. Lohnt es sich überhaupt, sich die Rückrunde noch anzuschauen? So ganz sicher sind wir da nicht, behaupten aber in unserer Not: Die Liga ist mehr als der FC Bayern. Vier Thesen zu einer dennoch unterhaltsamen Hinrunde, die wir aber sicherheitshalber an keine Tür nageln.

1. Der Abstand zwischen oben und unten wird größer

Oben, da sind die Bayern im erfolgreichsten Jahr ihrer an Erfolgen nicht gerade armen Vereinsgeschichte. Und danach kommt lange nichts. Jupp Heynckes hat den Grundstein gelegt, Trainer Josep Guardiola die Mannschaft zu einer taktisch nahezu unlimitiert variablen Siegmaschine entwickelt. Mit einem Kader, der Qualität für drei komplette Bundesligateams birgt. Sportvorstand Matthias Sammer hat das nach dem Gewinn der Klub-WM so formuliert: "Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, dass es hier mit guter Arbeit so weitergeht. Es heißt immer, man könne nicht immer gewinnen. Warum nicht? Für uns muss Weltspitze einfach Normalität werden." Weiter, immer weiter. Für die Konkurrenz ist das eine Drohung. Seit 41 Partien haben die Bayern in der Liga nicht mehr verloren. Das ist definitiv langweilig. Nur scheint es das Publikum nicht zu stören. Die Heimspiele sind stets ausverkauft. Und wenn die Münchner reisen, freuen sich die Gastgeber seit Jahren über ein volles Haus. Nur sollten sie nicht hoffen, sportlich irgendetwas erreichen zu können. Die Mär von der Liga, in der jeder jeden schlagen kann, ist längst Vergangenheit. Längst muss es heißen: jeden, außer die Bayern. Daran wird sich absehbar nichts ändern, die Zementierung dieser Verhältnisse ist im System verankert. Wer erfolgreich ist, bekommt mehr Geld als die anderen - vom Fernsehen und von den Verbänden, jüngst 3,7 Millionen Euro von der Fifa. Mit diesem Geld können die Bayern noch mehr noch bessere Spieler kaufen. Und so weiter. Oben, da sind die Bayern.

2. Die Verfolger geben die Verfolgung auf

Ob nun Bayer Leverkusen oder Borussia Dortmund - beide Teams stehen zwar, wie der FC Schalke übrigens auch, im Achtelfinale der Champions League. Aber von Verfolgern zu sprechen, wäre glatt gelogen. Auch wenn wir nicht mehr wissen als die anderen: Der Titelkampf ist gelaufen. Bayer zieht sich mit aller Macht auf seinen Status als Vizekusen zurück, auch wenn 37 Punkte in dieser Hinrunde eine respektable Bilanz sind. Sportdirektor Rudi Völler gibt's offen zu: "Die Bayern sind nicht unsere Konkurrenten." Und die Dortmunder? Spielen längst nicht mehr so stabil, schnell, kreativ und gewitzt wie sie es eigentlich können. Das mag daran liegen, dass zwischendurch die die halbe Stammbesetzung verletzt ausfiel. Oder dass die Bayern ihnen mit Mario Götze den besten Spieler weggekauft haben. Aber sie müssen sich nun mit Mannschaften wie Borussia Mönchengladbach und dem VfL Wolfsburg messen - gegen die sie in der Hinrunde verloren haben. Auch wenn sie mit dem Sieg im Supercup vor dieser Saison den Bayern den einzigen Titel in diesem Jahr wegschnappten. Aber die ersten 17 Partien haben gezeigt: Der von vielen erhoffte Zweikampf der Giganten ist das nicht. Trainer Jürgen Klopp sagt: "Es wird ein Weilchen dauern, bis wir das verarbeitet haben. Wir können die Pause wirklich gut gebrauchen. " Recht hat er. Und nach der Pause wird dann Torjäger Robert Lewandowski verkünden, dass er geht. Zum FC Bayern.

3. Aber sonst ist alles prima

Die gute Nachricht ist: Die Menschen gehen auch ins Stadion, wenn der FC Bayern nicht spielt, mehr als 40.000 im Schnitt in den 153 Begegnungen der Hinserie. Gerade in Zeiten wie diesen scheint es heilsam, sich die Vereinsbrille aufzusetzen und sich per Tunnelblick auf die Mannschaft seines Herzens zu konzentrieren. Dann klappt's auch mit dem Spaß am Fußball. In Mönchengladbach zum Beispiel. Die Borussia gewann acht ihrer neun Heimspiele und steht auch wegen dieses Vereinsrekords auf Platz drei der Tabelle. Nur gegen die ebenfalls überraschend starken Wolfsburger gab es zum Abschluss ein Remis. Ein Quartett höchster Güte trägt maßgeblich zum Erfolg der Mannschaft von Trainer Lucien Favre bei: Juan Arango, Patrick Herrmann und die vor Saisonbeginn verpflichteten Max Kruse und Raffael drehen mächtig auf. Die Offensivreihe der Gladbacher war an 34 von 35 Toren in der Hinrunde beteiligt. Wenn das kein Grund ist, ins Stadion zu gehen. Und wer zum Beispiel die Fans in Bremen und Braunschweig am Wochenende hat feiern sehen, der ahnt: Auch Abstiegskampf kann Spaß machen. Die Liga ist tatsächlich mehr als der FC Bayern. Kommt halt auf die Perspektive an.

4. Und unterhaltsam ist es auch

Auch wenn die Schadenfreude traditionell ihren festen Platz im Fußball hat, gab's in der Hinrunde viel zu lachen. Oder eben drum. Oft mit dabei: die TSG Hoffenheim. Nicht nur, dass bei den Spielen der so genannten Breisgauer Tore garantiert sind, in 17 Partien waren es 74, also knapp 4,4 im Schnitt. Nein, in Sinsheim gab's gegen Leverkusen auch das zweite Phantomtor der Bundesligageschichte. Stefan Kießling wird sich gut daran erinnern, wie er den Ball mit dem Kopf durch ein Loch im Netz von der Seite ins Tor mogelte. Ein Thema waren auch die Fehler der Torhüter. In Bremen griff Sebastian Mielitz mindestens einmal zu viel daneben, so dass Trainer Robin Dutt lieber Raphael Wolf ins Tor stellte. In Augsburg und Mainz standen gar drei Kandidaten zwischen den Pfosten, auf Schalke scheint Ralf Fährmann den einstigen Nationalkeeper Timo Hildebrand verdrängt zu haben, Hoffenheims Koen Casteels darf sich ebenfalls ausruhen. Ganz zu schweigen von Tim Wiese, der sich zwar noch immer für einen der Besten hält, zuletzt aber noch nicht einmal zur Weihnachtsfeier eingeladen wurde. Das ist natürlich ganz und gar nicht lustig. Ebenso wenig, dass für Bruno Labbadia schon nach dem drittem Spieltag Schluss als Trainer des VfB Stuttgart war. Schalkes Jens Keller darf erst einmal bleiben, allerdings wie stets in seiner einjährigen Amtszeit unter Vorbehalt. Eng wird es für Mirko Slomka, dem mit Hannover 96 das Kunststück gelang, alle acht Auswärtsspiele zu verlieren. Damit ist er immer noch besser als der 1. FC Nürnberg, der erst in acht Partien unter Michael Wiesinger und dann in neun unter Gertjan Verbeek kein einziges Mal gewann - als erstes Team der Bundesligageschichte. Wie dem auch sei: Ohne den FC Bayern ist die Bundesliga eigentlich ganz spannend.

Quelle: ntv.de

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