Fußball

Kein Gehalt während Quarantäne FC Bayern macht bei Ungeimpften wohl Ernst

Fällt Joshua Kimmich aufgrund seines Impfstatus aus, wird es offenbar teuer für ihn.

Fällt Joshua Kimmich aufgrund seines Impfstatus aus, wird es offenbar teuer für ihn.

(Foto: imago images/MIS)

Beim FC Bayern steigt offenbar der Druck auf die ungeimpften Profis im Kader: Medienberichten zufolge geht es Joshua Kimmich und Co jetzt bei Ausfallzeiten ans Geld. Der Trainer ist genervt, bei der Mannschaft soll die Maßnahme auf Zuspruch stoßen.

Joshua Kimmich fehlte dem FC Bayern bei der völlig überraschenden Bundesliga-Niederlage gegen den FC Augsburg, der hoch bezahlte Mittelfeldspieler wird auch am Dienstag in der Champions League beim Spiel bei Dynamo Kiew fehlen. Der Grund: Kimmich hatte in der vergangenen Woche Kontakt zu einer positiv auf das Coronavirus getesteten Person. Weil Kimmich ungeimpft ist, muss er in Quarantäne. Mindestens bis nach dem Kiew-Spiel.

Es ist das zweite Mal, erst am Montag hatte sich der 26-Jährige aus seiner ersten Isolation freigetestet. Gemeinsam mit Kimmich hatten da auch die ungeimpften Profis Serge Gnabry, Jamal Musiala und Eric Maxim Choupo-Moting gefehlt. Sie alle hatten Kontakt zu ihrem positiv getesteten, aber doppelt geimpften Kollegen Niklas Süle gehabt. Für den FC Bayern wird das Fehlen seiner Stars immer mehr zum Ärgernis. Nun erhöht der Klub offenbar den Druck auf seine ungeimpften Angestellten - und behält einem Medienbericht zufolge Teile ihres üppigen Salärs ein.

Wie die "Bild am Sonntag" aus Mannschaftskreisen erfahren haben will, wurde den ungeimpften Profis - außer Kimmich, Gnabry, Musiala und Choupo-Moting noch Michael Cuisance - von der Chefetage mit Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn, Präsident Herbert Hainer, Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Finanz-Chef Jan-Christian Dreesen, eindringlich ins Gewissen geredet. Dazu habe es eine erste Konsequenz gegeben. Nach Informationen der Zeitung soll den Spielern verkündet worden sein, dass das Gehalt für die Quarantänezeit einbehalten wird. Die Profis seien von dieser Maßnahme völlig überrascht gewesen seien, heißt es. Vom Rest der Mannschaft sei die Entscheidung der Klubführung positiv aufgenommen worden.

"Wenn das stimmt, was die Bild-Zeitung vermeldet, ist das sicherlich auch als Zeichen zu verstehen, dass der Verein jetzt reagiert", sagte Karl-Heinz Rummenigge, der im Sommer nach zwei Jahrzehnten den Vorstandsvorsitz beim deutschen Rekordmeister an Oliver Kahn übergab, bei "Sky90 - die Fußballdebatte". Nach Ansicht des 66-Jährigen müsse der FC Bayern auch reagieren. "Beim nächsten Spiel darf man nur noch mit 25 Prozent Zuschauerkapazität spielen. Aus 75.000 werden dann rund 19.000. Das ist auch ein wirtschaftlich großer Schaden für den FC Bayern", sagte Rummenigge zu den neuen Corona-Beschränkungen. Das wäre ein finanzieller Schaden in Millionenhöhe pro Heimspiel. "Das wird ihm nicht gefallen", bemerkte Rummenigge zur möglichen Reaktion von Kimmich auf Gehaltskürzungen. Er nannte den 26 Jahre alten Impfzauderer ausdrücklich einen verantwortungsvollen Menschen. Der FC Bayern gab keine Stellungnahme zum "Bild"-Bericht ab.

"Es ist eine Debatte, die den Verein langsam auch nervt. Alle haben versucht, das Thema Nichtimpfen zu bereinigen oder eine Lösung zu finden. Das ist nicht geglückt bis dato", argumentierte Rummenigge. Er wisse "aus gesicherter Quelle" von vielen Gesprächen mit den bislang ungeimpften Profis beim FC Bayern. "Corona beschäftigt den ganzen Verein und die Mannschaft", sagte Rummenigge. Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann bezog als Sky-Experte ebenfalls klar Position: "Joshua Kimmich muss wissen, wer ihn bezahlt. Er hat die Mannschaft geschwächt."

"Es nervt"

Vorstandschef Kahn hatte schon im Oktober verkündet, der Verein habe "eine klare Haltung" und empfehle allen, sich zu impfen. Man müsse jedoch auch "respektieren, wenn der eine oder andere eine andere Meinung hat", so Kahn mit Blick auf Kimmich. Das habe man bei der Ansprache am Donnerstag auch gegenüber den Spielern gesagt, heißt es in der "Bild am Sonntag". Gleichzeitig habe man aber auch das Recht, bei Ausfällen aufgrund des Impfstatus Geld einzubehalten. Gemäß der aktuell geltenden Verordnung des zuständigen Gesundheitsamtes München-Land müssen derzeit nur ungeimpfte Kontaktpersonen in Quarantäne. Auch dann, wenn sie selbst negativ getestet und symptomfrei sind.

Rechtlich wäre der FC Bayern mit der Maßnahme auf der sicheren Seite: Nach einer Verordnung der Stadt München, die am 1. November in Kraft trat, haben Angestellte keinen Anspruch auf einen quarantänebedingten Verdienstausfall, wenn dies aufgrund ihres Ungeimpften-Status passiert. Weil der Mittelfeldstar bereits die zweite Woche ausfällt, droht ihm bei einem geschätzten Jahresgehalt von 20 Millionen Euro ein Verdienstausfall von rund 768.000 Euro.

Der FC Bayern hatte am Freitag, nur Stunden vor dem Spiel am Abend verkündet, dass Kimmich erneut in Quarantäne muss. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hatte tags zuvor noch einmal eindringlich an Kimmich und Co appelliert, sich impfen zu lassen. Das Risiko liege "auf dem Präsentierteller. Die Zahlen sind erschreckend. Wir merken es auch bei uns. Es gibt immer wieder Problemfälle", sagte er. Nagelsmann setzt das leidige Thema immer mehr zu. "Es nervt und beschäftigt einen. Keiner fragt etwas zu Augsburg, wir reden nur über die Pandemie", sagte er und fügte mit Nachdruck an: "Ich bin Trainer und nicht als Pandemie-Beauftragter angestellt." Es gehe nur noch um "2G und 3G. Es bindet viele Gedanken, man diskutiert viel. Die Pandemie lässt uns nicht los."

Dass Kimmich wegen einer erneuten Quarantäne-Anordnung in Augsburg fehlte, war dem Bayern-Spiel deutlich anzumerken. "Ich finde, dass das keine Ausrede ist. Es ist zu leicht für mich", betonte Nagelsmann jedoch. Andere Vereine dürften "bei ein, zwei Ausfällen deutlich mehr jammern. Wir bei Bayern München sollten das jedoch nicht tun." Der Bayern-Coach räumte aber ein, "dass es Phasen im Leben gibt, die ruhiger sind".

Quelle: ntv.de, ter

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