Fußball

Robben grantelt, Müller lächelt FC Bayern tanzt grandios und grausig

Der FC Bayern tanzte gegen Leverkusen zwischen Genie und Wahnsinn.

Der FC Bayern tanzte gegen Leverkusen zwischen Genie und Wahnsinn.

(Foto: imago/HJS)

Mit einem ergebnissouveränen Ergebnis eröffnet der FC Bayern München die 55. Saison der Fußball-Bundesliga. Allerdings pendelt die Leistung gegen Leverkusen zwischen beeindruckend und brachial nachlässig. Für Coach Ancelotti ist das völlig normal.

Arjen Robben hat es sehr eilig. Einfach nur weg. Ganz schnell. Nicht reden. Eiligen Schrittes hetzt der Niederländer durch die Katakomben der Münchner Arena. Ein flüchtiger Gruß zu den Journalisten, ein Abwinken. Und tschüss. Auch Kapitän Manuel Neuer will nichts sagen. Nicht ganz so fix wie sein stürmender Teamkollege, aber ebenso bestimmt verlässt er den Interviewbereich. Was passiert war? Nichts. Zumindest nichts, was einem Fußballer des FC Bayern an diesem Freitagabend zwingend hätte die Laune verhageln müssen. Außer natürlich dem heftigen Blitz-Donner-und-Starkregen-Unwetter mit zwangsverlängerter Halbzeitpause. Aber da kann ja niemand etwas für.

Arjen Robben erlebte einen bittersüßen Saisonauftakt von der Bank.

Arjen Robben erlebte einen bittersüßen Saisonauftakt von der Bank.

(Foto: imago/GEPA pictures)

Neuer hatte nicht gespielt. Noch nicht fit hatte es schon am Tag zuvor geheißen. Auch Robben hatte nicht gespielt, zumindest nicht von Anfang an. Und offensichtlich hatte er das nicht verstanden. Nun, ein Grund für maximalen Frust ist das immer noch nicht. Denn auch ohne die genialen, wenn auch immer gleichen Momente des 33-Jährigen waren die Bayern ergebnissouverän in die 55. Saison der Fußball-Bundesliga gestartet. Mit 3:1 (2:0) hatten sie die forschen Leverkusener abgewimmelt. Vor allem dank der Neuen. Dank Vorbereiter Sebastian Rudy, dank den Vollstreckern Niklas Süle (9.) und Corentin Tolisso (19.), aber auch dank dem wieder glücklichen Robert Lewandowski (52./FE).

Bayer deutet an, Bayern schafft Fakten

Der Pole hatte einer Phase getroffen, als die Bayern gerade dabei waren, das Spiel aus ihrer Sicht so richtig doof in die falsche Richtung kippen zu lassen. In einer Phase, in der Bayer merkte, dass es gar nicht so schlecht sind, wie es nach 20 Minuten schon dagestanden hatte, trotz mutiger Ansätze aber von der neuen Standard-Wucht der Münchener erlegt. In einer Phase, in der Leverkusen andeutete, wie gefährlich sie in dieser Saison werden können - es aber nicht vernünftig, beziehungsweise sehr unvernünftig zu Ende spielte. "Wir haben gewonnen, das ist gut. Wir haben die ersten drei Punkte eingefahren, das war wichtig. Aber es müssen auch noch Dinge verbessert werden", urteilte der neue Mia-san-mia-Chef des FC Bayern, Hasan Salihamidzic.

Die Münchener, sie waren mal wieder nah dran an einem Kontrollverlust. Wie im Februar 2016 unter Josep Guardiola bei Juventus Turin oder im April dieses Jahres mit Coach Carlo Ancelotti zuhause gegen Real Madrid. Diesmal aber ging es gut aus. Weil es eben schon 3:0 stand, weil die Bayern es bis dahin "sehr gut gemacht haben", wie Aushilfs-Kapitän Thomas Müller selig lächelnd erklärte. Dann aber passierte das, was Salihamidizic meinte – und Ancelotti konkret benannte: "Wir haben früh getroffen und dann nicht mehr gut verteidigt. Wir haben zwischen den Linien zu viel Platz gelassen. Das kann in dieser Phase passieren. Da müssen wir kompakter sein."

Denn mit der gleichen Vehemenz, mit der die Münchener ihren Gästen über Lewandowski, Franck Ribéry und Müller vorne zusetzten, ließ sich die eigene Abwehr in der zweiten Halbzeit mehrfach vom schnellen Spiel in die Tiefe in grausige Verlegenheit bringen. So rettete Keeper Sven Ulreich nach zwei guten Szenen in Durchgang eins nun zweimal spektakulär gegen den eingewechselten und dann aufdringlich guten Julian Brandt und gegen Abräumer Dominik Kohr. Dass Ulreich wenig später gegen Admir Mehmedis Gewaltschuss in den Winkel machtlos war – geschenkt, fand der Keeper: "Ich bin froh, dass ich der Mannschaft heute helfen konnte. Ich bin froh über diese Spiele."

Müller ist wieder überall

Mit dem gleichen Impetus war auch Müller in die neue Saison gestartet. In Abwesenheit von Neuer zum Kapitän hochgearbeitet, führte er das phasenweise grandiose Offensivspiel der Bayern leidenschaftlich und energisch an. An nahezu jeder gefährlichen Kombination war der Weltmeister beteiligt. Ganz besonders schön anzuschauen war's in Minute 24, als er Tolisso freispielte, der aber das mögliche 3:0 an den Pfosten nagelte. Müller war indes überall. Ab und zu in der Mitte, öfter auf den Außenbahnen, mal links, mal rechts. Dabei gehört er da ja gar nicht hin, wie sein Coach noch vor dem Spiel erklärt hatte: "Thomas wird nicht als Flügelstürmer spielen. Einige sehen ihn auf dieser Position, da sehe ich ihn nicht. Aber vielleicht war mein Fernseher kaputt." Und nun? Neu justiert – und dabei Arjen Robben vergessen?

Nein, nein, betonte der Coach. Alles sei gut. Robben käme gerade erst von einer langen Verletzung zurück. Und gespielt hat er ja auch. Gut 30 Minuten, davon ein paar als Kapitän. Grantelig war der Niederländer trotzdem. Warum? Das sagte er nicht. Erst nächste Woche mag er wieder reden. Und vermutlich auch ein bisschen mehr spielen.

Quelle: ntv.de

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