Nach Attacke von Hamann FC Bayern will "unsachliche Aussagen" zu Tuchel "nicht mehr akzeptieren"
29.01.2024, 17:06 Uhr
Tuchels Vertrag in München läuft aktuell bis 2025.
(Foto: dpa)
Bei einem Fanclubtreffen sagt Thomas Tuchel, dass er sich grundsätzlich eine weitere Trainerstation im Ausland vorstellen kann. Das ruft Kritik am Coach des FC Bayern hervor. Der Klub wehrt sich nun deutlich dagegen - und sagt, dass ohnehin alles gar nicht so schlimm gewesen sei.
Der FC Bayern hat auf Kritik an Thomas Tuchel nach dessen Aussagen über den Reiz eines Trainerpostens im Ausland mit einem deutlichen Rüffel für die Kritiker reagiert. Man werde unsachliche Aussagen nicht mehr akzeptieren, teilte der deutsche Fußball-Rekordmeister mit.
"Unser Cheftrainer Thomas Tuchel wurde am Sonntag im Rahmen eines Fanclubbesuches von den Anhängern über seine Trainerkarriere und seine bisherigen Erfahrungen im Ausland bei Paris St. Germain und dem FC Chelsea befragt und gab darüber im Gespräch natürlich Auskunft. Ebenso beantwortete er allgemeine Fragen der Fans zu Spanien als Fußballland", hieß es in dem gemeinsamen Statement von Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und Sportdirektor Christoph Freund.
"Er sprach niemals über Xavi Hernández und dessen Nachfolge, wie danach fälschlich behauptet wurde. Wir werden solche unsachlichen, gegen unseren Trainer gerichteten Aussagen, die immer aus derselben Ecke kommen, nicht mehr akzeptieren." Auf wen genau die Münchner ihre Kritik bezogen, ließen sie offen.
Tuchel hatte für seine Aussagen bei einem Fanclub-Besuch in Heidenheim über ein mögliches Auslands-Engagement in der Zukunft Kritik einstecken müssen. "Dann setzt sich der da hin und redet über Xavi, über die Nachfolge und dass er gerne mal in Barcelona oder Spanien trainieren würde. Das ist eine Frechheit", sagte Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann in der Talkshow "Sky90": "Er ist ein sehr intelligenter Mann, so etwas rutscht ihm nicht einfach so raus. Nur er muss eins wissen: Wenn du Angestellter vom FC Bayern bist, sich mit der Führung anzulegen - das war selten eine gute Idee."
Bayern-Präsident Dreesen versteht die Aufregung nicht
Tuchel hatte grundsätzlich über ein mögliches Traineramt im europäischen Ausland gesprochen. "Das Ausland wird mich auf jeden Fall nochmal reizen, also ganz allgemein", sagte der frühere Coach von Paris Saint-Germain und des FC Chelsea. Die Liga in Spanien finde er "außergewöhnlich", weil sie "von wahnsinnigem Selbstvertrauen geprägt" sei. "Wenn man mit spanischen Spielern spricht, hast du das Gefühl, dass du ganz schnell mit den Menschen sprichst und da keine Floskeln dazwischenstehen und keine unsichtbare Wand."
Auch der frühere Bundesliga-Manager Heribert Bruchhagen zeigte wenig Verständnis für Tuchels Aussagen, die nur einen Tag nach der Ankündigung von Trainer Xavi Hernández, am Saisonende beim spanischen Spitzenklub FC Barcelona aufhören zu wollen, fielen. "Er muss auch wissen, welche Folgen das hat. Ich hätte erwartet, dass er die Antwort gibt: 'Im Augenblick beschäftige ich mich ausschließlich mit dem FC Bayern'", sagte Bruchhagen. Der 75-Jährige ist sich sicher: "Man wird bei Bayern nicht amüsiert sein darüber."
Hamann ging sogar noch einen Schritt weiter, er glaubt an ein baldiges Aus für den Trainer in München. "Tuchel und der Bayern München ist das größte Missverständnis seit Jürgen Klinsmann. Es passt nicht zusammen - und er weiß das mittlerweile auch", sagte er.
Dreesen indes zeigte sich wenig beeindruckt von den Diskussionen. "Ach, man sollte da nicht so aufgeregt mit umgehen. Der Job eines Trainers ist generell nie an einen Rentenvertrag geknüpft. Es ist völlig korrekt und okay für mich, wenn Thomas so etwas sagt, zumal er ja nicht von selbst darauf kam, sondern in einer offenen Fan-Fragerunde dementsprechend 'gelöchert' wurde", sagte der Vorstandschef bei "Münchner Merkur/tz". Er wundert sich "viel mehr, was daraus teilweise gemacht wurde. Das geht dann doch zu weit. Thomas arbeitet mit großer Leidenschaft und Intensität für uns. Er will mit uns etwas erreichen - und wir wollen mit ihm etwas erreichen."
Bereits im November hatte es einen längeren Streit zwischen den Bayern und TV-Experten gegeben. Damals hatte Tuchel selbst im Nachgang des Auswärtsspiels bei Borussia Dortmund (4:0) die Sky-Experten Hamann und Lothar Matthäus für deren Aussagen scharf kritisiert.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid