Fußball

Verkauf an Milliardär war Fiasko FC Valencia liegt in Trümmern

Alvaro Medran (l.) und Ezequiel Garay liegen am Boden - dem Klub geht es nicht viel besser.

Alvaro Medran (l.) und Ezequiel Garay liegen am Boden - dem Klub geht es nicht viel besser.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Fußballverein braucht viel Geld, um ganz oben mitzumischen. Diesen Traum hatte der FC Valencia aus Spanien, den vor zwei Jahren ein Milliardär aus Fernost übernahm. Und nun? Droht der Abstieg aus der Primera División.

Als Fußball-Fan muss man leidensfähig sein, da sind sich die Experten einig. Insofern braucht der FC Valencia zurzeit seine Fans. Die Mannschaft ist ein Schatten ihrer selbst, von der einstigen Größe ist nicht mehr viel übrig. Die Erinnerungen an zwei erreichte Champions-League-Finalspiele vor knapp 20 Jahren sind längst verblasst, der letzte Meistertitel ist fast anderthalb Jahrzehnte her. Letzter großer Triumph war der Gewinn des Uefa-Cups 2004. In dieser Saison droht gar der Abstieg aus der ersten spanischen Liga, der Primera División.

Investor Peter Lim.

Investor Peter Lim.

(Foto: REUTERS)

Die Mannschaft galt noch vor wenigen Jahren als dritte Kraft hinter den Schwergewichten Real Madrid und dem FC Barcelona, aktuell ist sie aber nicht mehr als eine Söldnertruppe ohne Elan. Nach der Hälfte der Saison steht das Team auf dem 15. Tabellenplatz. Trainer Cesare Prandelli, zwischen 2010 und 2014 italienischer Nationaltrainer, reichte kurz vor Silvester seinen Rücktritt ein und stürzte die Schwarz-Weißen damit in eine weitere Krise. Die indes geht sportlich nun schon ins zweite Jahr. Der Italiener war bereits der vierte Übungsleiter innerhalb eines Jahres, Ruhe kennt der Verein schon lange nicht mehr.

Dabei könnte zurzeit alles ganz anders sein. Vor gut zwei Jahren übernahm ein Milliardär aus Fernost, Peter Lim, den Verein. Für günstige 200 Millionen Euro kaufte der Börseninvestor aus Singapur die Mehrheit des Klubs und versprach, groß zu investieren. 60 Millionen Euro stellte er sofort er für Spielerverkäufe zur Verfügung. Er wurde wie ein Retter empfangen, denn der Verein steckte in einer schweren Krise. Hunderte Millionen Euro Schulden drückten auf die Bilanz, die Stadt selbst versank in einem Schlamassel aus Korruption, Vetternwirtschaft und Pleiten. Symbol der Probleme des Vereins war der Stadionneubau, der wegen akuten Geldmangels unterbrochen werden musste und das Team zwang, weiter im traditionsreichen, aber maroden Stadion La Mestalla zu spielen - bis heute.

Großinvestor aus Fernost taucht auf

Der FC Valencia stand am Abgrund und wäre womöglich hineingestürzt, wenn nicht Lim als Retter erschienen wäre. Der hatte zuvor schon vergeblich versucht, den FC Liverpool zu übernehmen und durfte sich nun über sein neues Spielzeug in Spanien und Duelle mit Madrid und Barcelona freuen. Lim ist nicht mit Fußballsachverstand gesegnet und vertraute auf die Dienste von Star-Spielerberater Jorge Mendes. Fünf Neue für gut 50 Millionen Euro kamen, fast die Hälfte entfiel auf einen Spieler: den Argentinier Enzo Peres, der zuvor in Mendes' portugiesischer Heimat bei Benfica Lissabon gekickt hatte und bereits 28 Jahre alt war. Es war zu dem Zeitpunkt der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte. Acht Millionen Euro wurden für Weltmeister Shkodran Mustafi an Sampdoria Genua überwiesen.

Für 30 Millionen von Benfica: Rodrigo.

Für 30 Millionen von Benfica: Rodrigo.

(Foto: imago/Marca)

Die Saison 2014/2015 schien den Euphorikern recht zu geben. Immerhin auf Platz vier landeten die Fledermäuse, so ihr Spitzname, an deren Ende. Doch schon ein Jahr später machte sich das Missmanagement bemerkbar. Nach dem Erreichen der Champions League investierte Lim für die Spielzeit 15/16 noch einmal massiv. Der Mittelstürmer Rodrigo kam für 30 Millionen von Benfica, insgesamt wurden neun Spieler für knapp 144 Millionen Euro eingekauft. Ein Kommentator der Lokalzeitung "Levante-EMV" schrieb, es sei wie auf einem persischen Markt zugegangen. Es sei kein solides sportliches Projekt zu erkennen gewesen, pflichtet diesem die Tageszeitung "La Vanguardia" aus Barcelona bei. Die Saison 2015/16 beendete die Mannschaft auf Platz elf. Die Doppelbelastung aus Champions League und Liga zählt nicht als Ausrede, denn die Mannschaft schied bereits in der Gruppenphase aus der Königsklasse aus. In der Konkurrenz mit Zenit St. Petersburg, KAA Gent und Olympique Lyon reichte es nur für den dritten Platz.

In der Europaliga war dann auch gleich wieder im Achtelfinale Schluss, das Team scheiterte mit viel Pech an Ligakonkurrent Athletic Bilbao. Im Pokal erlebte die Mannschaft eine demütigende Niederlage beim FC Barcelona, wo sie mit 0:7 unterging. Das Online-Portal "El Confidencial" beschuldigt Spielerberater und Strippenzieher Mendes, den Verein nur als Schaufenster für seine Spieler zu nutzen, um diese gewinnbringend zu verkaufen. So wie er es in Saragossa und La Coruna ebenfalls getan habe - beide Teams endeten in Liga zwei.

Neville die totale Fehlbesetzung

Trainer war zu jener Zeit der einstige Kapitän von Manchester United, Gary Neville. Der sprach kein Spanisch, kannte die Liga nicht und hatte zuvor noch keinen Cheftrainer-Posten innegehabt. Ein erfahrener Mann hätte womöglich mehr Fortune gehabt, aus der zusammengewürfelten Truppe ein Team zu formen. Lim hatte Neville aber als Coach durchgedrückt, laut BBC sind beide eng befreundet. Nach einer 0:2-Heimpleite in der Liga gegen Celta Vigo feuerte dieser dann Neville. Vier Monate hatte dieser durchgehalten. Sein Nachfolger wurde der vormalige Co-Trainer Pako Ayestarán, der zwei Monate länger im Amt blieb. Als der erfahrene Prandelli Trainer wurde, durfte man auf bessere Zeiten hoffen. Laut Medienberichten war diesem aber versprochen worden, dass er neue Spieler bekommt. Lim schien aber mittlerweile den Spaß an seinem Klub verloren zu haben und verweigerte dies. Nach Prandellis Rücktritt fragte "La Vanguardia": "Was will Peter Lim mit Valencia?" und dürfte damit vielen Fans aus der Seele gesprochen haben.

Nun leitet wieder einmal Voro González das Training, ein Urgestein des Klubs, der stets einspringen muss, wenn die Träume von einer großen Zukunft wieder einmal geplatzt sind. Gleich nach Prandellis Abschied kassierte das  verunsicherte Team ein 1:4 gegen Celta Vigo im Pokal. Einige Fans waren so frustriert, dass sie weiße Taschentücher schwenkten, die Höchststrafe in Spanien. Auch Proteste gegen Klubbesitzer Lim waren zu hören. Kurz darauf trat Sportdirektor Jesús García Pitarch zurück, der Lim vorwarf keine Gefühle und keine Sensibilität für die Fans zu haben.  

Und jetzt? Der neue und alte Interimstrainer González, der meist nur Voro genannt wird, lässt wieder ein wenig Hoffnung aufkommen. Die jüngsten beiden Ligaspiele gewann seine Mannschaft, gegen Espanyol Barcelona und Villareal. Beide stehen in der Tabelle deutlich vor Valencia. Ob daraus etwas mehr wird, muss man abwarten. Eine Lektion haben Fußballfans jedenfalls gelernt. Wer davon träumt, mittels Milliardär bei den ganz Großen mitzumischen, sollte sich in Valencia ansehen, wie man es nicht macht.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen