Fratze des russischen Fußballs Fan-Gewalt erschüttert Moskau
12.12.2010, 14:14 Uhr
(Foto: AP)
Krawalle bei einer Protestkundgebung in Moskau sorgen für Aufsehen. Hintergrund im Gastgeberland der Fußball-WM 2018 sind offenbar erneut rassistische Auswüchse. 29 Personen werden verletzt, mehr als 70 zwischenzeitlich festgenommen.

Die Bilanz des Schreckens: Mehr als 70 Leute werden vorläufig festgenommen, 30 teils schwer verletzt.
(Foto: dpa)
Russland hat gut eine Woche nach dem Erhalt der Weltmeisterschaft 2018 durch Krawalle am Rande einer nicht genehmigten Fußball-Kundgebung für Negativschlagzeilen gesorgt. Nach Angaben der Agentur Interfax wurden 29 Personen am Samstag in Moskau verletzt und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, als es bei einem Gedenkmarsch, der an einen getöteten Fan erinnern sollte, zu Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern von Spartak Moskau und Ordnungskräften des Innenministeriums gekommen war.
Der 28 Jahre alte Spartak-Fan Jegor Swiridow war vor einer Woche erschossen worden. Die Verdächtigen in dem Mordfall sollen aus dem Kaukasus stammen. Schon beim Champions-League-Spiel der Moskauer beim slowakischen Meister MSK Zilina hatten Spartak-Anhänger in dieser Woche für Ärger gesorgt. Im Gästeblock waren Mittwoch Feuerwerkskörper abgebrannt und die Begegnung zwischenzeitlich unterbrochen worden.
"Moskau ist eine russische Stadt"
Auch einige Personen kaukasischer Herkunft, die sich in der Nähe der Kundgebung aufhielten, sollen nach Zeugenaussagen verletzt worden sein. Die Demonstranten skandierten nationalistische Parolen wie "Moskau ist eine russische Stadt". Zuletzt hatte Russland verstärkt mit rassistischen Auswüchsen im Fußball zu kämpfen, wiederholt waren dunkelhäutige Spieler Ziel von verunglimpfenden Rufen von Teilen der Zuschauer geworden.
Der Demonstrationszug mit Tausenden Teilnehmern zog am Samstag unweit des Kreml los. Laut Augenzeugenberichten wurden Unbeteiligte von einigen der Kundgebungsteilnehmer attackiert. Die staatlichen Sicherheitskräfte, die einschritten, wurden gleichfalls angegriffen. Es gab Schlägereien, außerdem bewaffneten sich die Hooligans mit Stangen. Die Zusammenstöße dauerten etwa eine halbe Stunde an.
Rassismus nimmt zu
Moskau war zuletzt wiederholt Ort von rassistisch motivierter Gewalt. Immer mehr Personen aus dem Kaukasus oder anderen verarmten ehemaligen Sowjetrepubliken aus dem Osten strömen in Richtung Hauptstadt. Die Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr 26 rassistisch motivierte Morde in Russland.
Der Chef der Moskauer Behörde des Innenministeriums, Wladimir Kolokoltsew, erschien später selbst am Ort der Zusammenstöße. "Wenn Fackeln brennen und Unbeteiligte verletzt werden, ist das inakzeptabel", sagte er, "wir haben versucht, mit geringstmöglicher Gewalt vorzugehen."
Die Kundgebung in Moskau war nicht die einzige, nach dem Mord an Swiridow gab es wiederholt Demonstrationen. Auch in St. Petersburg wurden bei einem Protestmarsch 60 Personen festgenommen, dies berichte Itar-Tass. Über 1000 Spartak-Fans hatten sich am Samstag an der Bushaltestelle, an der Swiridow getötet wurde, versammelt. Laut russischen Medienberichten gehörte Swiridow zu den Spartak-Ultras. Diese Gruppierung ist schon mehrfach durch Gewalttätigkeiten aufgefallen.
Quelle: ntv.de, sid