Verteidigung vor Polen-Spiel Flick: Kritik in Ordnung - "aber lasst die Spieler draußen"
15.06.2023, 19:53 Uhr
Es gehe "um die Basics" und darum, "den Ball unter Druck zu behaupten", stellt Bundestrainer Flick fest.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das 1000. Länderspiel des DFB gegen die Ukraine war ernüchternd. Vor dem 1001. Spiel fordert Bundestrainer Flick, die Spieler von der Kritik auszunehmen. An seinem System habe es aber auch nicht gelegen. Gegen Polen wird es immerhin ein paar personelle Änderungen auf dem Platz geben.
Hansi Flick zwängte sich auf dem engen Podium im Warschauer Nationalstadion mit einem Lächeln auf seinen grauen Stuhl - und setzte zu einer nie dagewesenen Verteidigungsrede an. "Die Kritik", sagte der unter Druck geratene Bundestrainer mit Vehemenz, "müssen wir uns gefallen lassen. Und es ist auch okay, wenn es sich auf meine Person fokussiert. Aber bitte lasst die Spieler draußen!" Vor allem seinen Liebling Joshua Kimmich.
Ergebniskrise hin, gedrückte Stimmung her - für Flick ist zwölf Monate vor der Heim-EM klar: "Mir ist überhaupt nicht bange!" Er sei "überzeugt von unserem Weg und davon, dass wir nächstes Jahr eine Mannschaft da stehen haben werden, die top vorbereitet ist für die EURO." All der Widrigkeiten zum Trotz - und mit Kimmich als einem der Anführer.
Den Münchner in Schutz zu nehmen, betonte Flick vor dem Länderspiel gegen Polen am morgigen Freitag (20.45 Uhr/ARD), liege ihm "am Herzen". Dass man ihn verdamme, verstehe er "nullkommanull". Kimmich habe eine Mentalität wie die Basketball-Götter Michael Jordan oder Kobe Bryant, sagte er, "er geht voran und ist ein Vorbild für alle Spieler".
"Mehr fighten, mehr Körperlichkeit"
Schon beim Abschlusstraining noch am Frankfurter Campus wirkte Flick regelrecht angestachelt. Die Ansage von höchster Stelle hatte wohl auch ihn alarmiert. "Mehr Herz und mehr Leidenschaft", forderte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem steinigen Weg zur EM - und Flick lebte diese Tugenden sofort vor. Er weiß: Eine Pleite im kniffligen Duell mit Robert Lewandowskis Polen hätte weitreichende Folgen. Auch für ihn.
"Mehr fighten, mehr Körperlichkeit", forderte er von seiner Elf, in der er nach dem unbefriedigenden 3:3 gegen die Ukraine "einige Änderungen" vornehmen will. Marc-Andre ter Stegen rückt ins Tor, Emre Can laut Flick als zusätzlicher Stabilisator ins Mittelfeld und auch Jamal Musiala in die Startelf. Auch Rückkehrer Robin Gosens sei als Flankenschutz für die wacklige Dreierkette "eine Option".
Das gilt noch nicht für Triple-Held Ilkay Gündogan, der erst am Dienstag in seinem Geburtsort Gelsenkirchen gegen Kolumbien spielen werde. Auf den wegen seiner Knöchelprobleme abgereisten Timo Werner muss Flick ebenso verzichten wie auf Lukas Klostermann, der sich im Training am Oberschenkel verletzte.
Die jüngsten Leistungen, betonte er, seien "nicht unser Anspruch". Aber, und das wollte Flick "hier nochmal klarstellen, hat nichts mit dem System zu tun". Es gehe vielmehr "um die Basics" und darum, "den Ball unter Druck zu behaupten". An seinen Experimenten will er weiter festhalten. Der März und der Juni seien dafür "reserviert, etwas auszuprobieren", sagte der 58-Jährige, ab September liege der Fokus "auf Stabilität". Und zwar womöglich wieder mit Manuel Neuer und Thomas Müller. Flick habe den Routiniers "signalisiert", sie sollten sich "bereithalten" für die Länderspiele gegen Japan und Frankreich, schrieb die "Bild"-Zeitung.
Quelle: ntv.de, jwu/sid