Fußball

Historische Trainerbesetzung Franco Foda soll ÖFB-Team formen

Franco Foda - Wahlösterreicher und ab 1. Januar 2018 auch für den ÖFB tätig.

Franco Foda - Wahlösterreicher und ab 1. Januar 2018 auch für den ÖFB tätig.

(Foto: dpa)

Noch nie in der Geschichte des österreichischen Fußball-Bundes trainierte ein Deutscher die Nationalmannschaft. Das ändert sich nun: Franco Foda wird in der Alpenrepublik der neue Mann an der Seitenlinie. Er soll die Mannschaft zur EM-Endrunde 2020 führen.

Mit einem historischen "Tabubruch" zum EM-Ticket 2020: Der Österreichische Fußball-Bund hat mit Franco Foda den ersten Deutschen in seiner 113-jährigen Geschichte als Nationaltrainer angestellt. Der 51-Jährige folgt auf den Schweizer Marcel Koller, der in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2018 gescheitert war. "Er ist jemand, der gute Voraussetzungen mitbringt, er kennt den österreichischen Fußball als Spieler und als Coach", sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner über den noch bei Sturm Graz unter Vertrag stehenden Foda. "Er versteht es, mit kleinen Strukturen zu arbeiten, ist ein akribischer Arbeiter."

Foda erhielt zunächst einen Vertrag bis Ende 2019, der allerdings erst am 1. Januar 2018 beginnt. Am 14. November im Länderspiel in Wien gegen Uruguay wird Foda demnach noch nicht hauptverantwortlich im Einsatz sein, er wird aber auf der Bank hospitieren. Bei erfolgreicher Qualifikation für die EM in knapp drei Jahren verlängert sich Fodas Vertrag. Foda war erklärter ÖFB-Favorit und hatte unter anderem Thorsten Fink (Austria Wien) und Andreas Herzog (zuletzt Co-Trainer USA) ausgestochen - der ebenfalls gehandelte Kölner Noch-Trainer Peter Stöger sagte laut Windtner am Sonntag ab, zum erweiterten Kreis hätten laut Präsident zudem Niko Kovac (Eintracht Frankfurt) und Markus Weinzierl (zuletzt Schalke) gezählt.

Foda nimmt seine beiden Grazer-Assistenten, die beiden früheren Bundesliga-Profis Thomas Kristl und Imre Szabics, zum Nationalteam. Über die Ablösesumme hatte es zähe Verhandlungen gegeben, Bundesliga-Spitzenreiter Graz, bei dem der gebürtige Mainzer noch bis 2019 unter Vertrag stand, soll rund 350.000 Euro kassieren. "Ich freue mich für Franco und das gesamte Trainerteam, dass sie diese Möglichkeit erhalten. Franco hat sich mit langjähriger guter Arbeit diese Herausforderung verdient", sagte Sturm-Geschäftsführer Günter Kreissl.

Gefühlter Österreicher

Für den finanziell nicht auf Rosen gebetteten Verband ist die Ablöse eine Menge Geld, dafür erhält der ÖFB in Foda allerdings einen der in der Alpenrepublik höchstgeschätzten Trainer. Der langjährige eisenharte Bundesliga-Verteidiger (321 Spiele für Kaiserslautern, Bielefeld, Saarbrücken, Leverkusen und Stuttgart) sowie Nationalspieler (zwei Einsätze auf der Südamerika-Reise 1987) ist längst gefühlter Österreicher. Mit Unterbrechungen stand Foda 20 Jahre bei Sturm unter Vertrag, als Spieler (1997 bis 2001) holte er zweimal, als Trainer (2001/02, 2006 bis 2012, seit 2014) einmal den Meisteritel (2011). Dazwischen lag ein Engagement als Coach des 1. FC Kaiserslautern, mit dem Foda 2013 in der Relegation gegen Hoffenheim den Bundesliga-Aufstieg verpasste.

Auf Foda wartet eine schwere Aufgabe. In sechs Jahren unter Koller spielte die wohl talentierteste ÖFB-Generation seit den Krankls, Prohaskas und Schachners teils sehr erfolgreich, qualifizierte sich bei der EM 2016 sportlich erstmals nach 18 Jahren wieder für ein großes Turnier. Die Endrunde in Frankreich verlief aber genauso ernüchternd wie die folgende Qualifikation zur WM 2018. Kollers vor allem aus (Ex-)-Bundesliga-Spielern rekrutiertes Personal war entweder chronisch außer Form (David Alaba, Aleksandar Dragovic), charakterlich schwierig (Marko Arnautovic) oder chronisch mit (mittlerweile vollzogenen) Rücktritt beschäftigt (Zlatko Junuzovic).

Den früheren Bundesliga-Coach Koller kostete das Scheitern ebenso den Job wie Sportdirektor Willi Ruttensteiner. Dessen Nachfolger Peter Schöttel wurde mit dem Trainercasting betraut. Für ihn wie für Foda ist der Druck hoch: Scheitert der Trainer, geht der ÖFB erneut auf die Suche.

Quelle: ntv.de, rpe/sid

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