Chance für Müller, Kruse, Sam - und Weidenfeller? Frischlinge hoffen auf Löws Anruf
28.08.2013, 12:44 Uhr
Joachim Löw ist zum Rotieren gezwungen.
(Foto: imago sportfotodienst)
Viele Verletzungen bringen frischen Wind in die Fußball-Nationalmannschaft: Vier Spieler, die zuletzt nicht zum Aufgebot gehörten, hoffen auf eine Nominierung für die WM-Qualifikationsspiele in der nächsten Woche. Einer könnte sogar DFB-Geschichte schreiben.
Hoffnung für Roman Weidenfeller und drei "US-Boys": Überraschungen sind möglich, wenn Bundestrainer Joachim Löw am Donnerstag sein Aufgebot für die vorentscheidenden WM-Qualifikationsspiele gegen Österreich in München (6. September, 20.45) und die Färöer in Torshavn (10. September, 20.45 Uhr nominiert. Allerdings nicht in der Abwehr, die zuletzt beim 3:3 gegen Paraguay wieder einmal eklatante Schwächen offenbarte, sondern in den eigentlich ohnehin hervorragend besetzten Positionen im Tor sowie auf den offensiven Außenbahnen.
Auf eine Berufung hoffen darf vor allem der Dortmunder Schlussmann Roman Weidenfeller, der im Alter von 33 Jahren zum ältesten Torwart-Debütanten in der DFB-Geschichte werden könnte. Er würde im Fall eines Einsatzes den "Helden von Bern" Toni Turek ablösen, der bei seinem ersten Länderspiel-Einsatz 31 Jahre und 308 Tage zählte.
Podolski fällt aus
Zudem dürfen gleich drei der vier Debütanten der US-Reise darauf spekulieren, schneller als erhofft ins Löws Elitekreis zurückzukehren: Der Mainzer Nicolai Müller, der mit vier Treffern die Torschützenliste der Bundesliga alleine anführt. Der Leverkusener Sidney Sam, der vor Löws Augen beim 4:2 gegen Borussia Mönchengladbach glänzte und mit fünf Torbeteiligungen bester Scorer der Liga ist. Und auch der Mönchengladbacher Max Kruse, der in den USA den bleibenden Eindruck hinterließ und beim 3:0 gegen Hannover 96 eine Gala ablieferte. "Der ein oder andere, der heute auf dem Platz war, wird sich beim nächsten Doppelspieltag in unserem Aufgebot befinden", sagte Löw nach dem Spiel in Leverkusen. Gemeint haben kann er neben Lars Bender eigentlich nur Sam und Kruse.
Sicher fehlen wird Lukas Podolski, der sich beim Spiel von Arsenal London gegen Fenerbahce kurz nach der Pause einen Muskelfaserriss zuzog. Auch der Dortmunder Ilkay Gündogan wird wohl nicht von der Partie sein, er laboriert weiter an einer Verletzung am Lendenwirbel. Fraglich ist der im Freiburg-Spiel verletzte Münchner Bastian Schweinsteiger. Offen ist auch die Berufung von Götze, der nach ausgestandenem Muskelbündelriss erst zweimal für die Bayern spielte. Toni Kroos, der am Tag des Paraguay-Spiels erstmals Vater wurde, wird derweil zurückkehren.
Harter Konkurrenzkampf in der Offensive
Weidenfeller hatte der Bundestrainer zuletzt die Tür weit geöffnet. Hinter den gesetzten Manuel Neuer und René Adler gebe es "nicht nur die jungen Torhüter" hatte der 53-jährige Löw gesagt und die Frage, ob Weidenfeller schon mit einer Berufung für die Spiele gegen Österreich und die Färöer rechnen könnte, geantwortet: "Das warten wir mal ab." In jedem Fall habe sich der Dortmunder "fußballerisch und in der Strafraumbeherrschung klar verbessert, und auf der Linie ist er noch stärker geworden als er eh ohnehin schon war. Er hat viele eines Besseren belehrt." Weidenfeller, der in den Vorjahren oft verärgert auf seine Nicht-Berücksichtigung reagiert hatte, nahm den Ball dankbar auf. "Falls der Deutsche Fußball-Bund meine Hilfe benötigt, stehe ich gerne zur Verfügung. Dann fahre ich im nächsten Jahr selbstverständlich auch als Nummer drei mit zur Weltmeisterschaft", sagte der Dortmunder Torwart.
Eine Nominierung Weidenfellers wäre wegweisend. Wenn Löw den 33-Jährigen nun berufen sollte, scheint es wahrscheinlich, dass Neuer, Adler und Weidenfeller - vorbehaltlich von Verletzungen und gravierenden Formtiefs - bis zur WM das Tor-Trio bilden. Die jüngeren Keeper wie Ron-Robert Zieler (Hannover/24) oder Marc-André ter Stegen (Gladbach/21), die zuletzt nicht immer stabil wirkten, wären außen vor.
Sam, Kruse und Müller würden den Konkurrenzkampf auf eigentlich breit besetzten Positionen schüren. Kruse wäre der dritte Stürmer, der Bundestrainer hat jedoch immer wieder betont, Miroslav Klose und Mario Gomez als Platzhirsche zu sehen, er wird vermutlich auch nur zwei Angreifer mit zur WM nach Brasilien nehmen. Sam und Müller, die in den USA nur wegen zahlreicher Absagen zum Zug kamen, müssten in Konkurrenz treten zu Stars wie Podolski, Thomas Müller, Götze, Marco Reus, Julian Draxler, André Schürrle und Toni Kroos.
Quelle: ntv.de, Holger Schmidt und Thomas Niklaus, sid