Fußball

Protest gegen die Fifa-Wahl Funktionäre verlassen Kongress

Sepp Blatter redet, die AFC-Delegierten reisen ab.

Sepp Blatter redet, die AFC-Delegierten reisen ab.

(Foto: dapd)

Die Fifa hat den Präsidenten der Asiatischen Fußball-Konföderation suspendiert, doch die Delegierten stehen offenbar hinter Mohamed bin Hammam. Nach einer "schlimmen" Begrüßungsrede zum Auftakt des Fifa-Kongresses in Zürich von Verbandschefs Joseph Blatter reisen einige AFC-Vertreter offenbar ab. Der englische Fußballverband fordert eine Verschiebung der Präsidentenwahl. Sponsoren der Fifa sind entsetzt.

Joseph Blatter ging auf Werbetour in eigener Sache, doch die Wahl des Fifa-Präsidenten ist längst eine Farce. Der englische Fußball-Verband (FA) verlangte die Verschiebung der für Mittwoch angesetzten Wahl. Zudem sollen nach bislang unbestätigten Angaben "neun oder zehn" Delegierte der Asiatischen Fußball-Konföderation AFC bereits abgereist sein, aus Protest gegen die Suspendierung des einstigen Präsidentschaftskandidaten Mohamed bin Hammam. Das wäre ein verheerendes Signal für den im Kreuzfeuer stehenden Amtsinhaber Blatter.

Der suspendierte Präsident der Asiatischen Fußball-Konföderation AFC, Mohamed bin Hammam.

Der suspendierte Präsident der Asiatischen Fußball-Konföderation AFC, Mohamed bin Hammam.

(Foto: REUTERS)

Der 75 Jahre alte Schweizer hatte um 9.30 Uhr im Züricher Nobelhotel "Renaissance" ein paar Grußworte an die AFC-Vertreter gehalten und wollte trotz des desaströsen Zustandes seines Verbandes intensiv für sich werben. "Es muss schlimm gewesen sein", berichtete ein Fifa-Insider später. AFC-Chef Bin Hammam war am Sonntag von der Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes wegen Korruptionsvorwürfen vorläufig suspendiert worden. Der 62-Jährige bestreitet alle Vorwürfe, auch die einer gekauften WM 2022 in Katar, und legte prompt Einspruch gegen seinen Ausschluss ein.

Angebliche Enthüllungspressekonferenz

Für Verwirrung und Rätselraten sorgte eine angebliche Enthüllungs-Pressekonferenz zur WM-Vergabe an Katar. Laut eines Mitarbeiters eines ehemaligen Fifa-Offiziellen sollte sie in einem Fünf-Sterne-Hotel in Zürich stattfinden. Das Hotel teilte aber der Nachrichtenagentur dpa mit, dass dort keine Pressekonferenz geplant sei. Andere Quellen behaupten, das Hotel habe sich geweigert, einen Saal für die Veranstaltung bereitzustellen. Belegt werden sollten demnach Zahlungen über angeblich 20 Millionen Dollar, um die Entscheidung pro Katar ausfallen zu lassen. Bei den Beschuldigten solle es sich um Issa Hayatou (Kamerun), Nicolaz Leoz (Paraguay), Julio Grondona (Argentinien) und Rafael Salguero (Guatemala) handeln.

Auch am Tag des eigentlichen Kongressbeginnes im Züricher Hallenstadion kommen immer neue absurde Vorwürfe ans Tageslicht. Auch wichtige Sponsoren und Geldgeber halten sich mit Kritik am schlimmsten Skandal der 107-jährigen Fifa-Geschichte nicht zurück. Schon zuvor hatte der amtierende Fifa-Präsident Blatter mit einer Pressekonferenz für Aufsehen gesorgt, auf der er kritischen Fragen auswich - und die Veranstaltung dann einfach verließ.

"Schlecht für den Sport"

Sorge ums Image: Adidas-Chef Herbert Hainer.

Sorge ums Image: Adidas-Chef Herbert Hainer.

(Foto: REUTERS)

Ein Sprecher des amerikanischen Getränkegiganten Coca-Cola nannte das Führungschaos "beunruhigend und schlecht für den Sport". Der Konzern wolle der Fifa als Sponsor aber weiter die Treue halten. Auch der fränkische Sportartikel-Hersteller Adidas verurteilte die jüngsten Entwicklungen. "Der negative Tenor der öffentlichen Debatte um die Fifa ist weder gut für das Image des Fußballs, noch der Fifa und seiner Partner", sagte Firmensprecher Jan Runau. Er bestätigte zugleich eine Fortsetzung der "langjährigen und erfolgreichen Partnerschaft".

Die Fifa hält an dem absurd anmutenden Wahltermin fest, obwohl immer neue Details dieses schmutzigen Spiels bekanntwerden. So soll paraguayische Spitzenfunktionär Nicolas Leoz als Gegenleistung für seine Unterstützung der WM-Bewerbung Englands gefordert haben, dass der traditionsreiche englische Pokalwettbewerb nach ihm benannt wird.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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