Real-Profi gegen Gehaltskürzung "Gefühlslosigkeit"-Shitstorm ohrfeigt Kroos
08.04.2020, 20:22 Uhr
Real-Profi Toni Kroos spürt heftigen Gegenwind nach seinen Aussagen zum Thema Gehaltsverzicht in Corona-Zeiten.
(Foto: imago images/Action Plus)
Real Madrids Fußballstar Toni Kroos will trotz Corona-Pandemie nicht auf Gehalt verzichten. Deshalb weht dem Nationalspieler nun mächtiger Gegenwind ins Gesicht. "Er sollte sich schämen", schallt es aus Spanien. Dabei hatte Kroos wohl nur Gutes im Sinn.
In Spanien ist Fußball-Nationalspieler Toni Kroos wegen seiner ablehnenden Haltung zu einem Gehaltsverzicht in die Kritik geraten. Der Mittelfeldspieler von Rekordmeister Real Madrid wird von Medien und Fans unter anderem als unsolidarisch und realitätsfremd getadelt, nachdem er sich gegen eine Kürzung seiner Bezüge in der Corona-Krise ausgesprochen hatte.
"Er muss auf die Erde zurückkehren. Er hat eine Gefühlslosigkeit gezeigt, die mir wehtut", sagte der in Spanien bekannte Journalist Tomás Roncero von der Zeitung "AS" in einer TV-Talkrunde in der Nacht zum Mittwoch. Kroos habe gezeigt, "dass er sich nicht um das Unternehmen schert, das ihn bezahlt". Das sei "wie eine Ohrfeige", meinte der frühere Torhüter und Ex-Trainer Jorge D'Alessandro in derselben Sendung. "Dieser Mann lebt doch in einer Blase, in einer anderen Welt." Für sein Spiel war Kroos diese Saison meist in den höchsten Tönen gelobt worden.
"Ein bisschen Solidarität, bitte"
Der 30 Jahre alte Kroos hatte im SWR-Podcast "Steil extra!" gesagt: "Auf das Gehalt zu verzichten, ist wie eine Spende ins Nichts oder an den Verein, wobei es hier nicht nötig ist." In den Online-Ausgaben der Medien kritisierten zahlreiche Leser Kroos' Haltung. "Er sollte sich schämen, sich einer Gehaltskürzung zu widersetzen, wenn viele nichts zu essen haben", schrieb ein Leser von "AS". Ein anderer forderte: "Ein bisschen Solidarität, bitte." Spanien ist eines der vom neuartigen Coronavirus am schwersten betroffenen Länder in Europa.
"Was ich besser finde ist, schon das volle Gehalt zu bekommen, aber dann mit dem Gehalt vernünftige Sachen zu machen, und links und rechts zu helfen", hatte der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler in dem Podcast angefügt: "Es gibt viele Stellen, wo es nötig ist." Der Weltmeister von 2014 erklärte weiter, es sei für ihn aus Spielersicht "grundsätzlich natürlich eine Option, darüber nachzudenken".
Mit seiner Stiftung habe er sich neben einem Spendenaufruf überlegt, Familien Spielzeug zur Verfügung zu stellen, sagte Kroos. "Sie konnten sich in Spielzeugshops Spielzeug für ihre Kinder aussuchen, dass sie Zuhause ein bisschen Abwechslung haben. Da haben wir an die 80 bis 100 Bestellungen", so der Profi von Real Madrid. "Ich bin ein Freund davon, wenn man sich was überlegt, was direkt hilft." Anders als bei den großen Rivalen FC Barcelona und Atletico Madrid wird beim spanischen Rekordmeister Real weiter das volle Gehalt gezahlt.
Laut Informationen der spanischen Sportzeitung Marca haben sich die Spieler der ersten Mannschaft nach Gesprächen mit dem Generaldirektor der Königlichen, Jose Angel Sanchez, nun allerdings dazu bereiterklärt auf mindestens zehn Prozent ihres Gehalts zu verzichten. Die Summe soll sich insgesamt auf knapp 50 Millionen Euro belaufen. Sollte die Saison in La Liga, die aufgrund der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit ausgesetzt worden ist, nicht mehr fortgesetzt und beendet werden, würden die Spieler ihren Gehaltsverzicht auf 20 Prozent aufstocken.
Quelle: ntv.de, dbe/dpa