Fußball

Lieber Giannoulis als Kagawa/Holtby Gegenwind für FC-Manager Meier

Beim 1. FC Kön rückt nach der Schelte von Lukas Podolski auch FC-Manager Michael Meier in den Fokus der Kritiker, die ebenfalls die Stagnation beim 1. FC Köln beklagen. Grund ist seine Einkaufspolitik, die sich als unglücklich beschreiben lässt. Einem Volltreffer stehen viele teure Flops gegenüber - und aktuelle Shootingstars, deren Verpflichtung er vor der Saison ablehnte.

Kölns Manager Michael Meier mit FC-Präsident Wolfgang Overath.

Kölns Manager Michael Meier mit FC-Präsident Wolfgang Overath.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Am 20. Januar 2009 war Michael Meier auf dem vorläufigen Höhepunkt seines Schaffens beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln angelangt. An diesem Tag titelte die "Bild"-Zeitung zum Wirken des Managers: "Vom Schulden-Macher zum Transferkönig". 24 Stunden zuvor hatte Publikumsliebling Lukas Podolski nach drei Jahren bei Bayern München seine Rückkehr nach Köln bekannt gegeben. Fans und Verantwortliche träumten angesichts des zehn Millionen Euro teuren Coups vom Beginn einer neuen, großen Ära.

Podolski hatte auf seiner ersten Pressekonferenz im WM-Stadion vor 100 Journalisten und zahlreichen Kamerateams davon gesprochen, auch irgendwann mal mit dem FC in der Champions League spielen zu wollen. Passiert ist seitdem nichts, von der Königsklasse ist Köln Lichtjahre entfernt. Eine miserable Heimbilanz und der Kampf gegen den Abstieg, der sich auch in dieser Saison abzeichnet, sind die Realität in Köln. "Prinz Poldi" platzte nun der Kragen, er prangerte Konzeptions- und Strategielosigkeit sowie eine verfehlte Personalpolitik an - und schoss damit auch kräftig gegen Macher Meier.

Transferflops in Serie

Der Betriebswirt, der seit Dezember 2005 zum zweiten Mal am Geißbockheim im Amt ist, hatte seit der erfolgreichen Rückholaktion kein glückliches Händchen mehr. Transferflops wie der Portugiese Maniche dominierten die Schlagzeilen. Podolski beklagte zudem, dass Klubs wie Borussia Dortmund, die sich in einer ähnlichen Lage wie Köln befänden, mehr daraus gemacht hätten. Der Nationalstürmer nannte Namen wie Kevin Großkreutz oder Shinji Kagawa, der als 350.000-Euro-Schnäppchen beim BVB voll eingeschlagen hat.

Einen Kauf Kagawas habe Meier angeblich abgelehnt, heißt es. Auch Lewis Holtby, so die Kritiker, wäre eine Option gewesen. Der sorgt für eine Leihgebühr von 100.000 Euro an Schalke 04 nun beim Sensationsteam FSV Mainz 05 für Furore. Diese Beispiele werden den Kölnern, die abgesehen vom Podolski-Transfer überwiegend auf kostenbewusste Aktivitäten auf dem Transfermarkt achten, und Meier nun vorgehalten. Stattdessen verpflichtete man im Sommer den griechischen Linksverteidiger Konstantinos Giannoulis, der noch bei keinem Spiel im Kölner Kader stand.

Daum tritt verbal nach

Lichtblick in einer tristen Bilanz: Pedro Geromel ist neben Stürmer Milivoje Novakovic einer der wenigen richtig guten Einkäufe - in fünf Jahren Amtszeit.

Lichtblick in einer tristen Bilanz: Pedro Geromel ist neben Stürmer Milivoje Novakovic einer der wenigen richtig guten Einkäufe - in fünf Jahren Amtszeit.

(Foto: dpa)

Unter dem alten Trainer Christoph Daum war die Scouting-Abteilung SportsLab geschaffen worden. Leiter Boris Notzon sichtet mit drei Festangestellten und 30 freien Mitarbeitern aus ganz Europa unter der Tribüne des Franz-Kremer-Stadions am Geißbockheim Spieler auf Tausenden Video-Aufzeichnungen. Ein aufwendiges Archiv wurde angelegt. Ist ein Spieler als interessant identifiziert, werden die Scouts des 1. FC Köln auf die Reise geschickt. Der erste und bislang einzige Volltreffer war der brasilianische Innenverteidiger Pedro Geromel, der 2008 für 2,5 Millionen Euro von Vitoria Guimaraes kam und mittlerweile ein Vielfaches wert ist.

Wer ist nun Schuld an der Stagnation? Die Scoutingabteilung, der in der Kritik stehende Trainer Zvonimir Soldo oder Meier? Mittlerweile macht man in Köln die Ursachen am Letztgenannten fest. Meier, der vor Jahren mal "elitäre Arroganz" forderte, musste jüngst auch noch harsche Kritik von Daum lesen. "Schauen Sie sich die letzten fünf Jahre an. Es hat sich nichts verändert. Der Klub ist da, wo er vor fünf Jahren begann", sagte der 56-Jährige im Interview mit dem "Kölner Express".

Daum hat seine zweite Amtszeit in Köln 2009 beendet. Der exzentrische Fußball-Lehrer soll nicht gerade ein Fürsprecher für Podolskis Rückkehr gewesen sein, er hätte das Geld angeblich lieber auf mehrere Spieler verteilt. An Meier, dem in Dortmund der Schuldenberg von seinerzeit 119 Millionen Euro angelastet wird, tropft die Kritik scheinbar ab. "Das ist Jammern auf hohem Niveau", entgegnet er seinen Kritikern. "Ich stehe in der Verantwortung und stelle mich auch der Verantwortung, so wie ich es in 30 Jahren in dem Beruf getan habe", sagte er und fügt mit einem Schmunzeln an: "Mit Fleiß, Beharrlichkeit und ein wenig Kompetenz." Zu wenig Kompetenz, wie sie in Köln finden.

Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa

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