Fußball

Tormaschine Manchester City Geld statt Guardiolas Genie

Noch ein Tor bis zum Rekord: Sergio Agüero.

Noch ein Tor bis zum Rekord: Sergio Agüero.

(Foto: Action Images via Reuters)

5:0, 6:0, 5:0 - Manchester City ist im Moment eine Tormaschine in der Premier League und auch international. Das hat allerdings mehr mit den Transfers im Sommer zu tun als mit den Trainer-Künsten Josep Guardiolas, glaubt unser Autor.

Josep Guardiola hat neulich einen Dankesgruß an seine Vorgesetzten geschickt und damit die Frage beantwortet, warum Manchester City gerade spielt wie im Rausch. Nach dem 6:0-Erfolg seines Teams gegen den FC Watford vor anderthalb Wochen sprach er davon, wie dankbar er den Managern Ferran Soriano und Txiko Begiristain und dem Vorstandschef Khaldoon Al Mubarak dafür sei, im Sommer in großem Stil Geld freigegeben zu haben für Spieler wie Benjamin Mendy (angeblich 57 Millionen Euro), Kyle Walker (51 Millionen Euro) oder Bernardo Silva (50 Millionen Euro). Jeder Fußballtrainer habe seine Vorstellungen, seine Ideen, sagte Guardiola, aber ohne solche Spieler seien sie nicht umzusetzen.

Hoch und runter, Junge.

Hoch und runter, Junge.

(Foto: imago/DeFodi)

Sein Dank war auch ein Eingeständnis. Guardiola gab zu, dass Manchester Citys Stärke nicht seinen Übungsleiter-Fähigkeiten zu verdanken sei, sondern der blanken Finanzkraft des aus Abu Dhabi kontrollierten Klubs. Nach sechs Spieltagen führt die Mannschaft die Tabelle der Premier League an, vor Stadtrivale Manchester United, wegen der besseren Tordifferenz. Die jüngsten Erbnisse sind beeindruckend. 5:0 gegen Liverpool, 6:0 gegen Watford, 5:0 gegen Crystal Palace.

In der Champions League gab es zum Einstand ein 4:0 bei Feyenoord Rotterdam. Ein vergleichbares Resultat gegen Schachtar Donezk im Heimspiel an diesem Dienstag (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) wäre keine Überraschung. Und tatsächlich ist die Torflut nicht damit zu erklären, dass Guardiola in seiner zweiten Saison in der Premier League plötzlich eine taktische Wunderwaffe erfunden hätte. Stattdessen machen sich die Investitionen bezahlt, die der Verein zur neuen Kampagne getätigt hat. Er gab etwa 244 Millionen Euro für neue Spieler aus, mehr als jeder andere Klub in der englischen Liga.

Sané ist in blendender Verfassung

Die wichtigsten Verstärkungen sind dabei die beiden Außenverteidiger Benjamin Mendy auf der linken und Kyle Walker auf der rechten Seite, so seltsam das klingen mag. Ihnen ist es zu verdanken, dass Citys Spiel in dieser Saison auf einem anderen Niveau ist als in der vergangenen Spielzeit. Die beiden stürmen ohne Unterbrechung die Außenbahnen hoch und runter. Das erlaubt es der Mannschaft, im Zentrum enger beieinander zu stehen und das von Guardiola verehrte Kurzpass-Feuerwerk abzubrennen. Torchancen entstehen dadurch fast zwangsläufig. Und wenn man in der Offensive so prachtvoll besetzt ist wie City, dann werden die Gegner eben reihenweise zerlegt.

Hendrik Buchheister, Jahrgang 1986, ist freier Journalist, schreibt gut, gerne, aber nicht nur über Fußball - und berichtet seit dieser Saison aus Manchester über das sportliche Geschehen in England. Im Oktober erscheint sein Buch "Choreo" über Fan-Choreografien im deutschen Fußball.

Hendrik Buchheister, Jahrgang 1986, ist freier Journalist, schreibt gut, gerne, aber nicht nur über Fußball - und berichtet seit dieser Saison aus Manchester über das sportliche Geschehen in England. Im Oktober erscheint sein Buch "Choreo" über Fan-Choreografien im deutschen Fußball.

(Foto: Verena Knemeyer)

Sergio Agüero fehlt nach seinem Treffer gegen Crystal Palace nur noch ein Tor, um mit Eric Brook gleichzuziehen, dem Rekordschützen des Klubs. Er traf zwischen 1928 und 1940 insgesamt 177 Mal. Eine Marke aus der Schwarzweiß-Zeit steht vor dem Fall. In seiner zweiten Saison in Manchester blüht auch der Brasilianer Gabriel Jesus auf und traf in sieben Spielen schon fünf Mal. Gegen Crystal Palace saß er allerdings auf der Bank. Stattdessen kam der deutsche Nationalspieler Leroy Sané zu seinem zweiten Startelf-Einsatz in der Liga in dieser Saison und zeigte mit einem kunstvollen Tor und zwei Vorlagen, dass seine Berufung kein Fehler war. Sané ist in blendender Verfassung, schon unter der Woche hatte er seine Mannschaft mit zwei Treffern gegen West Bromwich Albion ins Achtelfinale des Ligapokals gebracht.

City verfügt in der Offensive über eine breite Auswahl. Trainer Guardiola kann seine Angriffsfraktion nach Belieben zusammenstellen und mal eine Doppelspitze (mit Agüero und Jesus) auflaufen lassen, mal nur einen Stürmer und dahinter eine Viererreihe unter anderem mit Sané und Kevin De Bruyne wie gegen Crystal Palace. Eine echte Belastungsprobe musste der Luxuskader in dieser Saison allerdings noch nicht aushalten. Sie dürfte am Samstag folgen, wenn City zum Spiel bei Meister Chelsea an der Stamford Bridge erwartet wird. Auch in der Champions League wird es das Team noch mit stärkeren Kontrahenten zu tun bekommen als mit Rotterdam, Donezk und dem dritten Gruppengegner SSC Neapel. Die Klubbesitzer aus Abu Dhabi wollen, dass City in dieser Saison endlich in die Riege der besten Vereine Europas vorstößt. In den vergangenen sechs Spielzeiten war zweimal in der Gruppenphase Schluss und dreimal im Achtelfinale. Damit es in dieser Saison besser wird, hat der Klub massiv investiert. Dafür ist auch Guardiola dankbar.

Quelle: ntv.de

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