Wolfsburg muss improvisieren Gladbach reist zum "Kampf der Titanen"
19.02.2015, 17:11 Uhr
Maximilian Arnold soll im zentralen Mittelfeld der Wolfsburger für Stabilität sorgen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der VfL Wolfsburg hat vor dem Europa-League-Spiel gegen Sporting Lissabon ein Problem: In der Mitte klafft ein großes Loch. Mit breiter Brust kann dagegen Borussia Mönchengladbach nach Sevilla fahren, denn dort wartet ein zitternder Titelverteidiger.
Die Champions League ist das große Ziel von Borussia Mönchengladbach und des VfL Wolfsburg, Königsklassen-Format hat für die beiden Bayern-Verfolger aber auch schon die Zwischenrunde in der Europa League. Wenn die Gladbacher beim FC Sevilla antreten, wartet immerhin der Titelverteidiger. Ein Duell, das die Europäische Fußball-Union als "Kampf der Titanen" umschreibt. Die Wölfe bekommen es mit Sporting Lissabon zu tun. Einem Club, der gerade erst aus der Champions League mit nur einem Punkt weniger als der FC Schalke 04 "abgestiegen" ist (beide Spiele ab 21.05 Uhr im Live-Ticker bei n-tv.de).
"Der Titelverteidiger war ohne Frage eines der schwersten Lose im Topf", sagte Borussia-Vizepräsident Rainer Bonhof, der beim FC Valencia einst selbst in Spanien spielte. Mönchengladbachs spanischer Verteidiger Alvaro Domínguez bezeichnete den aktuellen Tabellenfünften der Primera División vor dem Abflug als "stärkste Mannschaft im Wettbewerb. Unangenehm und aggressiv." Doch auch gegen die hat die Niederrhein-Elf Möglichkeiten, glaubt Sportdirektor Max Eberl: "Ich bin davon überzeugt, dass wir eine Chance haben - aber nur dann, wenn wir wirklich an unser Top-Niveau heranreichen können."
Beide Clubs kommen zusammen auf fünf Siege in diesem Wettbewerb. Sevilla triumphierte 2006, 2007 und 2014, die "Fohlen" gewannen 1975 und 1979 den Uefa-Cup. Inzwischen darf sich die Borussia wieder Hoffnungen auf internationale Erfolge machen, das hat die Favre-Auswahl schon zur Genüge bewiesen. In bisher acht Partien blieb der fünfmalige deutsche Meister bei fünf Siegen und drei Unentschieden sowie einer Trefferbilanz von 24:6 ungeschlagen. Und jetzt wollen Favre und Co. im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán auch das erste K.o.-Spiel gewinnen. "Natürlich. Aber da ist wirklich sehr viel Wunsch dabei", sagte Eberl. Elementarer sei es, mindestens einen Treffer beim in der Liga zu Hause noch ungeschlagenen Team von Chefcoach Unai Emery zu erzielen.
Sevilla gibt Favoritenrolle an die "Fohlen" weiter
Der Titelverteidiger aus Andalusien sieht sich nicht als Favorit und zeigt großen Respekt. "Wir dürfen uns keine Fehler leisten", warnte Spielmacher Vicente Iborra. "Wenn uns nicht sofort ein Tor gelingt, sollten wir die Ruhe bewahren." Das Sportblatt "Marca" konstatierte: "Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass in der ersten K.o.-Runde der Titelverteidiger nicht als Favorit gilt."
Die Favoritenrolle hat auch der VfL Wolfsburg angesichts der Rückrunden-Leistungen. Allerdings gibt es da ein Problem für Trainer Dieter Hecking. Im Zwischenrunden-Hinspiel sind in Luiz Gustavo und Josuha Guilavogui gleich zwei defensive Mittelfeldspieler gesperrt. "Der Trainer wird da schon eine Idee haben", meinte Maximilian Arnold, der als einziger Stamm-"Sechser" verbleibt, obwohl dies gar nicht seine gelernte Position ist. "Auf der Sechs zu spielen, macht schon Spaß, wenn Luiz neben mir spielt."
Doch der Brasilianer holte sich beim 3:0 in Lille im letzten Vorrundenspiel in der Nachspielzeit noch seine dritte Gelbe Karte ab und ist damit ebenso gesperrt wie Guilavogui, der in diesem Spiel Gelb-Rot sah. Nach dem tragischen Unfalltod von Junior Malanda in der Winterpause bleibt im ansonsten üppig besetzen VfL-Kader kein gelernter "Sechser" mehr übrig.
Hecking ahnt, dass die Aufgabe gegen Schalkes Champions-League-Vorrundengegner eine "richtige Messlatte für uns" wird: "Das ist eine spielstarke Mannschaft, die abgezockt ist, die Geduld hat." Gegen die Offensive um Nationalspieler Nani könnte Arnold als einziger "Sechser" ein Risiko sein. Dafür ist die Offensive immer für Tore gut. 13 Treffer in vier Spielen erzielten die Niedersachsen, sieben davon gingen auf das Konto von Bas Dost.
Quelle: ntv.de, Dietmar Fuchs und Carsten Lappe, dpa