"Fall Eberl" sorgt für Zündstoff Gladbach zerrupft RB Leipzig, Rose wird verhöhnt
17.09.2022, 20:24 Uhr
Nicht mehr gerne gesehen bei den Fans in Gladbach: Marco Rose.
(Foto: IMAGO/fohlenfoto)
Trainer Marco Rose kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück: Mit RB Leipzig tritt er bei Borussia Mönchengladbach an, wird von den Fans böse ausgepfiffen und kassiert mit seiner Mannschaft eine überraschend derbe Pleite. Dafür steht Leipzig kurz vor dem nächsten, brisanten Personal-Coup.
Marco Rose hat bei seiner brisanten Rückkehr in den Borussia-Park die erste Bundesliga-Niederlage mit RB Leipzig einstecken müssen. Im von der "Causa Max Eberl" überlagerten Topspiel unterlag der DFB-Pokalsieger Borussia Mönchengladbach 0:3 (0:2) und verliert die Spitzenplätze nach dem 7. Spieltag zunächst aus den Augen. Nationalspieler Jonas Hofmann (10./35.) und Ramy Bensebaini (53.) schossen die eiskalten Gastgeber vor 50.186 Zuschauern zum ersten Sieg nach zuvor drei Spielen ohne Dreier.
Für Rose, der mit Pfiffen und Beleidigungen bei seinem Ex-Klub empfangen wurde, war es die zweite Niederlage im dritten Spiel als RB-Coach. Zufriedenheit herrschte dagegen bei den Borussen. "Man kann gegen Leipzig Fußball spielen. Wir hatten vor allem in der ersten Halbzeit richtig gute Ballphasen", sagte Kramer am Sky-Mikrofon, "dann merkt man, dass sie auch hinten fehleranfällig sind." Er bezog indes auch Stellung zum anderen, zum unschönen Thema des Abends: "Ich teile den Hass von vielen Leuten überhaupt nicht. Ich weiß, dass es zum Geschäft dazugehört und dass es leider immer eine gewisse Dynamik annimmt, aber der schließe ich mich nicht an", sagte der Weltmeister von 2014 bei Sky: "Marco Rose als Trainer und Mensch ist überragend."
Leipzig und Gladbach werden auch nach dem direkten Duell im regen Austausch stehen. In der bevorstehenden Länderspielpause wird eine Einigung über einen Wechsel des langjährigen Gladbacher Sportdirektors Eberl zu RB erwartet. "Es ist nicht mehr ganz so weit, wir sind auf der Zielgeraden", sagte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff vor dem Spiel bei Sky. Am Wochenende werde zwar nichts mehr passieren. Aber: "Ich hoffe, dass wir in den nächsten Tagen eine finale Entscheidung haben", sagte Mintzlaff.
Spielunterbrechung wegen Schmähungen drohte
Die Heim-Zuschauer pfiffen die Gäste bei Ballbesitz in der Anfangsphase mit Trillerpfeifen aus. Eberl (mit Plakaten) und Rose (mit Gesängen) wurden aufs Übelste beleidigt. Der Stadionsprecher ermahnte die Fans in der Kurve gar, ein Plakat abzuhängen, da Schiedsrichter Patrick Ittrich das Spiel sonst unterbrechen werde. Auf diesem stand: "Ein Hurensohn-Verein stellt nur Hurensöhne ein." Eberl hatte in seiner Zeit in Mönchengladbach das RB-Konstrukt aus dem Red-Bull-Kosmos immer harsch kritisiert.
Bei derartigen Beleidigungen auf Spruchbändern habe er eine "relativ kurze Leine", sagte Ittrich hinterher, "wir müssen relativ deutlich gegen solche Sachen vorgehen. Hier sind Kinder im Stadion, hier sind Menschen, die Fußball sehen wollen. Diese Fläche zu nutzen, um seine beleidigenden Äußerungen rauszuposaunen - das muss aufhören." Er sei "auch nicht der größte Fan in Richtung RB Leipzig", sagte Kramer, "aber der pure Hass gehört auf keinen Sportplatz und nicht in unsere Welt. Von daher war es vollkommen richtig, das Plakat abzuhängen."
Defensiv wackelig, offensiv wunderbar
Die Gladbacher Spieler von Trainer Daniel Farke konzentrierten sich dagegen auf Fußball, und das erfolgreich. Nico Elvedi prüfte RB-Torhüter Peter Gulacsi per Kopf (9.), kurz darauf wehrte der Ungar auch den Kopfball von Marcus Thuram ab - jedoch genau vor die Füße Hofmanns, der aus kurzer Distanz abstaubte. Leipzig fing sich schnell und übernahm zunächst die Spielkontrolle. Josko Gvardiol (15.) und Andre Silva (25.) vergaben jedoch gute Gelegenheiten. Die Gladbacher Defensive wackelte etwas.
Die Offensive dagegen funktionierte glänzend. Nach einem Ballverlust von Nationalspieler David Raum spurtete Thuram in Richtung Gäste-Tor und legte im richtigen Moment für den coolen Hofmann auf. Der Nationalspieler hatte bereits beim jüngsten Aufeinandertreffen mit RB im Mai einen Doppelpack erzielt. Mit Timo Werner, der zunächst als einer von vier RB-Spielern im Vergleich zur 0:2-Niederlage bei Real Madrid aus der Startelf rotiert war, lief RB nach dem Seitenwechsel an. Gefährlich blieb jedoch Gladbach. Der bärenstarke Hofmann scheiterte noch an Gulacsi (53.). Kurz darauf lupfte Bensebaini aus kürzester Distanz cool über den RB-Schlussmann. Rose nahm den nächsten Tiefschlag nahezu regungslos zur Kenntnis.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa