Hitzfeld besiegt Rehhagel Griechen wittern Skandal
06.09.2009, 12:39 UhrErst musste König Otto Rehhagel den Tabellen-Thron an General Ottmar Hitzfeld abgeben, dann fiel dem Coach von Ex-Europameister Griechenland ein weiterer Zacken aus der Krone. "Ich sage immer, Schiedsrichter sollen ein Spiel leiten, nicht entscheiden. Heute hat er es mit dem Platzverweis für die Schweiz entschieden", schimpfte Rehhagel nach dem 0:2 (0:0) gegen die Eidgenossen auf den belgischen Unparteiischen Frank de Bleeckere.
Griechenlands Presse witterte nach dem verlorenen Gipfeltreffen in der Gruppe 2 gar einen Skandal. "Schande! Der Schiedsrichter schickt Blatters Schweizer zur WM", titelte die Zeitung "Sportday". Das Blatt "Goal" bezeichnete die Gelb-Rote Karte gegen Loukas Vyntra als "Verbrechen" und "Exedra" schrieb: "Der Schiedsrichter hat uns geschlachtet. Die Rote Karte war eine Erfindung aus Belgien."
Vor einem Eckball hatten sich Vyntra und der Stuttgarter Ludovic Magnin beharkt und waren von de Bleeckere ermahnt worden. Als der bereits verwarnte griechische Linksverteidiger seinen Gegenspieler wenige Sekunden später erneut am Trikot festhielt, schickte ihn der Referee vom Platz. Für Rehhagel war die Szene in der 42. Minute schlicht ein Witz und der Schiedsrichter der Buhmann. "Man kann in einem Spiel auf so hohem Niveau unmöglich bestehen, wenn man einen Spieler weniger auf dem Feld hat. Du kannst keinen Spieler für solch eine Kleinigkeit runterstellen", ereiferte sich der 71-Jährige.
Griechen bangen um Fahrkarte
Während Hitzfeld mit der Schweiz (16 Punkte) auf die direkte WM-Qualifikation zumarschiert, müssen sich Rehhagels Griechen (13) dem Angriff des punktgleichen Tabellendritten Lettland erwehren und um die Fahrkarte nach Südafrika bangen. "Es ist zwar noch keine Entscheidung gefallen, aber wir müssen realistisch anerkennen, dass uns nur der Kampf um Platz zwei bleibt", sagte Rehhagel.
Hitzfeld ließen die Verbalattacken seines deutschen Trainerkollegen gegen den Schiedsrichter kalt. Der Schweizer Nationalcoach freute sich vielmehr über den 11. Erfolg im 21. Duell mit Rehhagel durch die späten Tore von Stephane Grichting (83.) und Marco Padalino (88.). "Es war eine engagierte Teamleistung. Wichtig war, dass wir die Nerven behalten und immer an den Sieg geglaubt haben. Unsere Ausgangslage hat sich nun stark verbessert. Wir liegen alleine vorne und haben drei Punkte Vorsprung", sagte der frühere Meistertrainer von Borussia Dortmund und Bayern München.
In Moldawien unter Zugzwang
Allerdings taten sich die Gastgeber vor 38.500 Zuschauern im ausverkauften Baseler St.-Jakob-Park bis in die Schlussphase hinein äußerst schwer und hätten gegen die dezimierten Gäste durchaus in Rückstand geraten können. Einen Schuss von Nikolaos Spyropoulos (68.) lenkte Keeper Diego Benaglio vom deutschen Meister VfL Wolfsburg jedoch mit einem tollen Reflex an die Latte. "Nun ist der erste Schritt Richtung Südafrika gemacht", meinte Mittelfeldspieler Tranquillo Barnetta vom Bundesligisten Bayer Leverkusen.
Am kommenden Mittwoch wartet auf die Eidgenossen in Lettland die womöglich letzte hohe Hürde auf dem Weg zur WM-Endrunde. "Das wird eine heiße Partie. Wir müssen dort punkten, sonst war dieser Sieg nicht viel wert", erklärte Hitzfeld. Die Griechen stehen in Moldawien unter Siegzwang. "Für uns geht es darum, zu gewinnen. Dann sehen wir weiter", sagte Rehhagel und verabschiedete sich mit grimmigem Blick.
Quelle: ntv.de, Eric Dobias, dpa