Fakten zum Bayern-Trainer Guardiola übernimmt das Kommando
24.06.2013, 10:16 Uhr
Die Pep-Show kann beginnen.
(Foto: dapd)
Am Mittag präsentiert sich Pep Guardiola erstmals als neuer Bayern-Trainer der Weltöffentlichkeit (n-tv und n-tv.de überträgt ab 12 Uhr live). Der Vertrag beim Triple-Sieger läuft über drei Jahre. Wie kam der Deal zustande? Was wird sich bei den Bayern ändern? Wen bringt Guardiola mit? Ist der Spanier nach seiner Auszeit überhaupt fit genug für die große Aufgabe?
Wie kamen Guardiola und der FCB zusammen?
Beim Vorbereitungsturnier des FC Bayern in München tritt auch der FC Barcelona an: Dessen Trainer Pep Guardiola signalisiert sein Interesse, eines Tages den FC Bayern zu trainieren - und er hinterlässt den Verantwortlichen seine Handynummer. Von Jupp Heynckes lässt er sich das Trainingsgelände zeigen. Den ersten Kontakt stellte im Juni 2012 der ehemalige Sportdirektor Christian Nerlinger her. Der Kontakt riss über die Monate nie ab, "kurz nach Weihnachten" erfolgte laut Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge die Vertragsunterschrift. Erst am 16. Januar 2013, um 16.48 Uhr bestätigt der FC Bayern die Mediengerüchte, dass der 41 Jahre alte Guardiola einen Vertrag bis 2016 unterschrieben hat und die Nachfolge von Jupp Heynckes antreten wird.
Welche Rolle spielte das Geld?
Das Münchner Angebot war laut Orobitg nicht das lukrativste. Am Hungertuch wird Guardiola aber trotzdem nicht nagen. Angeblich soll sich das Gesamtpaket auf rund 15 Millionen Euro im Jahr belaufen - brutto, und das mindestens bis 2016. Unmittelbar nach dem Deal im Januar hatte die spanische Zeitung "Sport" von 17 Millionen Euro geschrieben.
Wen bringt Guardiola in den Stab des FC Bayern mit?
Begleiten werden Guardiola Assistent Domenec Torrent, Scout und Videoanalyst Carles Planchart, Fitnesstrainer Lorenzo Buenaventura sowie Manel Estiarte, sein engster Vertrauter, und sein Bruder Pere, der auch sein Agent ist. Dazu kommt von Schalke 04 der Videoexperte Lars Kornetka.
Welche Philosophie pflegt Guardiola?
"Nichts ist gefährlicher, als nichts zu riskieren", hat Guardiola mal über seine Denkweise gesagt, die stark von den Vorstellungen von Johan Cruyff geprägt ist. Guardiola hat Barças Tiki-Taka-Stil nicht erfunden, ihn aber zur Perfektion getrieben. Inwieweit er bei Bayern ein 4-3-3-System einführen wird, ist offen.
Ändert sich das Training beim FC Bayern?
Wohl nur in Nuancen. Auch Jupp Heynckes ließ fast ausschließlich mit dem Ball trainieren. Es soll zudem bei den Bayern auch künftig öffentliche Einheiten für die Fans geben. Zum Start unter Guardiola am 26. und 27. Juni (jeweils ab 17.00 Uhr, Eintritt fünf Euro zugunsten der Flutopfer-Hilfe) dürfen die Anhänger in der Allianz-Arena zuschauen.
Welche Neuerungen gibt es?
Womöglich keine Hotelübernachtung mehr vor Heimspielen. In Barcelona durften die Profis die Nacht vor den Spielen zu Hause verbringen. "Die Leute verbringen den Tag, bevor sie zur Arbeit gehen, auch nicht eingesperrt im Hotel", hat Guardiola erklärt. Er sei kein Polizist.
Wie sieht es mit den Deutschkenntnissen von Guardiola aus?
Guardiola lernt seit einem halben Jahr intensiv Deutsch - angeblich bis zu vier Stunden am Tag. Die erste Pressekonferenz mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Sportvorstand Matthias Sammer und Präsident Uli Hoeneß will er auf Deutsch abhalten. Zur Sicherheit wird es aber auch eine Simultanübersetzung vom Spanischen ins Deutsche geben. Die "Amtssprache" in der Kabine und bei Besprechungen soll ebenfalls Deutsch sein.
Was erhofft sich der FC Bayern?
Titel, internationales Renommee. Guardiola habe eine gewisse "Strahlkraft" auf internationale Stars, sagte Vorstandschef Rummenigge. Aber er soll auch den Weg mit- und weitergehen, den der Klub im Nachwuchsbereich mit Sportvorstand Sammer eingeschlagen hat.
Ist Guardiola der Aufgabe gewachsen?
"Ich war an einem Punkt angekommen, an dem ich entschied, dass es genug war", sagte Guardiola nach seinem Abschied von Barcelona. Er fühlte sich ausgebrannt, die Familie mit drei Kindern verlangte Aufmerksamkeit. In New York sammelte er ein Jahr lang neue Kraft und fühlt sich für den FC Bayern gewappnet. Zur Erwartungshaltung in München sagte er bereits: "Ich kann das ab."
Holt er sich Tipps von Heynckes?
Wird er nicht. Er will unbelastet an die Aufgabe herangehen. Zudem hatte auch Heynckes schon betont, sich nicht einmischen zu wollen.
Wie sieht der neue Kader aus?
Mario Götze (Borussia Dortmund) und Jan Kirchhoff (FSV Mainz 05) stehen als Zugänge fest. Sichere Abgänge: Anatoli Timoschtschuk und Nils Petersen. Zudem wird wohl Mario Gomez den FC Bayern verlassen.
Wer fehlt zum Auftakt?
Beim ersten Training am 26. Juni werden Dante, Luiz Gustavo und Javi Martínez wegen ihrer Teilnahme am Confed-Cup fehlen. Sie steigen erst im Juli ein. Zudem haben Arjen Robben, Mario Mandzukic und David Alaba nach Länderspiel-Einsätzen noch bis Ende Juni frei. Mario Götze und Holger Badstuber sind verletzt.
Was ist Guardiola für ein Typ?
Der Freistaat und der Freigeist - das könnte eine für beide Seiten fruchtbare Beziehung werden. Guardiola setzte sich für die Unabhängigkeit Kataloniens ein, er ist mit Literaten und Künstlern befreundet, gilt als belesen. Ein intimer Barça-Kenner beschrieb ihn als "manisch-obsessiv" in seiner Leidenschaft für den Fußball und als besessenen Perfektionisten. Darin ist er Sammer ähnlich - das könnte also passen.
Ist alles rosarot?
Nein. Guradiolas Karriere hat ein paar wenige dunkle Flecken. Als Profi bei Brescia wurde er 2001 des Nandrolon-Dopings überführt - viermonatige Sperre, 2005 Verurteilung zu einer Haftstrafe von sieben Monaten. "Ich bin unschuldig, ich habe Vitamine eingenommen", sagte er. Sein Körper soll ungewöhnlich viel Nandrolon produzieren. Guardiola wurde freigesprochen, die Behörden lobten explizit, dass er sich vorbildlich an der Klärung des Falles beteiligt habe. Zudem gab es 2009 Unregelmäßigkeiten bei Steuerzahlungen. Auch diese Vorwürfe wies Guardiola zurück.
Quelle: ntv.de, dsi/sid