Zum Krisenduell in Gladbach HSV erlebt Horror-Anreise
17.12.2010, 11:45 UhrDer 17. Spieltag wird mit dem Duell zweier Krisenclubs eröffnet: Gladbach will seinem Trainer Michael Frontzeck mit einem Sieg den Job retten, der Hamburger SV keineswegs weiter abrutschen. Die Reise des HSV nach Mönchengladbach gerät für die kriselnden Hanseaten allerdings schonmal zum Fiasko.

HSV-Trainer Armin Veh ist mit seinem Team hinter den Erwartungen und auch dem Zeitplan bei der Anreise nach Gladbach weit zurückgeblieben.
(Foto: dapd)
Die Anreise zum Punktspiel am Abend bei Borussia Mönchengladbach (20.30 Uhr/n-tv.de Liveticker) war für den Tross des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV ein wahrer Horror-Trip. Aufgrund der winterlichen Witterung strandeten die Hanseaten noch am Donnerstag in Nottuln in der Nähe von Münster und mussten dort eine Nacht im Hotel verbringen. Erst am Freitagmittag wurde die letzte Etappe in Richtung Spielort in Angriff genommen.
Aufgebrochen waren Trainer Armin Veh und seine Mannschaft bereits am Donnerstag um 14.30 Uhr, als es per Bus zum Hamburger Flughafen ging. Der ursprünglich anvisierte Flug nach Düsseldorf wurde jedoch gestrichen, der HSV buchte in Richtung Köln um. Während sich die Hamburger in der Luft befanden, wurde jedoch der dortige Flughafen gesperrt, so dass man in Münster landete. Von dort ging es mit dem Bus weiter in Richtung Düsseldorf. Um 23.30 Uhr entschied man sich, auf der Strecke noch einen Zwischenstopp einzulegen.
"Wir sind gut drauf"
Trotz der Odyssee gaben sich die Hamburger gelassen. "Das ist kein Problem. Wir sind gut drauf", sagte Pressesprecher Jörn Wolf. Sportlich ist das allerdings nicht ganz zutreffend, das Spiel beim Tabellenletzten Gladbach ist auch für die ambitionierten Hamburger ein Krisenduell.
Nach zuletzt zwei Niederlagen und Platz neun in der Liga sprach Trainer Veh gar von einer "schweren Krise" und betonte die dringende Notwendigkeit eines Siegs bei den Borussen: "Gewinnen wir da nicht, sind wir nicht mehr Mittelmaß, dann hängen wir unten drin." Allerdings müssen die weit hinter ihren Erwartungen zurückgebliebenen Hanseaten in Gladbach gleich neun Spieler ersetzen. Definitiv ausfallen werden auch Zé Roberto, Guy Demel (beide Grippe) und Ex-Borusse Marcell Jansen nach Zehenbruch. "Ich wünsche mir nur gesunde Spieler, nichts anderes möchte ich zu Weihnachten haben", sagte Trainer Armin Veh.
Frontzeck macht auf Optimist

Michael Frontzeck geht vor dem Hamburg-Spiel fest davon aus, "dass uns die Trendwende gelingt". Mit dieser lobenswerten Einstellung geht Frontzeck allerdings jedes Spiel an.
(Foto: dpa)
Sportlich noch desolater hat es freilich Gegner Mönchengladbach erwischt. Die Borussen liegen mit nur 10 Punkten aus 16 Spielen auf dem letzten Tabellenplatz. In acht Heimspielen gelang ihnen noch kein Sieg, dafür hat die Abwehr insgesamt schon 45 Treffer zugelassen, fast drei pro Partie. Trainer Michael Frontzeck ist mal wieder angezählt, geht aber trotzdem gewohnt zweckoptimistisch in die letzte Hinrunden-Partie. "Ich gehe fest davon aus, dass uns die Trendwende gelingt", sagte Frontzeck. Dies sei auch kein Endspiel für ihn. "Ich kenne Endspiele nur aus Berlin, wo es dann um den DFB-Pokal geht", meinte der Borussen-Coach, der sogar im Falle einer Niederlage gegen die Norddeutschen im Amt bleiben könnte. Immerhin steht vier Tage später die Partie im Pokal-Achtelfinale bei 1899 Hoffenheim an.
Sportdirektor Max Eberl betonte vor dem HSV-Spiel, dass Frontzeck bei den weiteren Planungen miteinbezogen werde. "Wir haben gemeinsam etwas angefangen und diesen Weg werden wir weitergehen." Auch das Team stehe absolut hinter dem Coach. "Da kann man jeden Einzelnen fragen. Ich habe schon gesagt, dass es nicht am Trainer liegt", meinte Kapitän Filip Daems. Gleichwohl ist die Lage prekär. Die Kritiker schießen aus allen Richtungen gegen die Clubführung und die sportlich Verantwortlichen. Auch die Fans haben weitere Protestaktionen angekündigt.
Mit Notelf gegen das Punkteelend
Ausgerechnet in dieser Phase muss Frontzeck den Ausfall von zehn Spielern verkraften und eine "Notelf" ins Rennen schicken. Vor allem die Abwehrreihe muss wieder komplett neu aufgestellt werden. Zudem fallen im Angriff der ohnehin gesperrte Raul Bobadilla und der verletzte Mohamadou Idrissou aus - für Frontzeck fast schon Alltag. "Wir haben jede Woche eine absolute Ausnahmesituation. Gegen den HSV muss die Mannschaft, die dann auf dem Platz steht, alles in die Waagschale werfen, um die drei Punkte zu holen", sagte der Coach.
Immerhin hat sich der Club entschieden, in der Winterpause personell aufzurüsten. Bis dahin will man mehr als die derzeitigen 10 Punkte auf dem Konto haben und eine ordentliche Vorstellung im Pokalspiel am kommenden Dienstag abliefern.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Mönchengladbach: Heimeroth - Schachten, Callsen-Bracker, Daems, Wissing - Bradley, Marx - Matmour, Arango - Reus, de Camargo
Hamburg: Rost - Rincon, Besic, Westermann, Pressel - Jarolim, Trochowski - Pitroipa, Torun, Elia - Guerrero
Schiedsrichter: Günter Perl (Pullach)
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa