
Ob Sakai und seine HSV-Mitspieler den Bundesligisten Rasenballsport Leipzig bezwingen können?
(Foto: imago images / Philipp Szyza)
Im DFB-Pokal-Halbfinale trifft der Hamburger SV auf RB Leipzig - also auf einen Klub, der noch gar nicht gegründet war, als die Hanseaten zum letzten Mal so weit im Wettbewerb vorgedrungen waren. Die Rollenverteilung ist klar, der HSV-Trainer hofft schon mal auf "einen sehr guten Torwart".
Worum geht's?
Um den Einzug ins DFB-Pokalfinale. Der Fußball-Zweitligist Hamburger SV empfängt in der Vorschlussrunde den Erstligaklub Rasenballsport Leipzig (20.45 Uhr bei ARD & Sky sowie im Liveticker bei n-tv.de). So wollte es das Los. Der HSV spielte zuletzt vor zehn Jahren im Halbfinale und trifft nun auf einen Klub, der damals noch nicht mal existiert hat - aber heute wie seinerzeit der HSV als Tabellendritter Kurs auf die Champions League nimmt. Tatsächlich, RB Leipzigs Gründungsdatum ist der 19. Mai 2009. Das letzte, verhängnisvolle Halbfinale des HSV fand am 22. April 2009 statt (siehe "War sonst noch etwas?"). Von der Vereinsgründung ins DFB-Pokalfinale in nicht einmal zehn Jahren? Beim Brauseklub geht so einiges schneller als bei anderen Vereinen.
Hamburger SV: Pollersbeck - Lacroix, Papadopoulos, van Drongelen - Sakai , Janjicic, Mangala, Douglas Santos - Hunt (Holtby) - Lasogga, Jatta. Trainer: Wolf
Rasenballsport Leipzig: Gulacsi - Mukiele, Orban, Klostermann - Laimer, Kampl, Halstenberg - Sabitzer, Forsberg - Poulsen, Werner. Trainer: Rangnick
Schiedsrichter: Brych (München)
Die Tradition des Gegners ist bedeutend älter, die Erfolge (noch) deutlich zahlreicher. Der HSV stand zuletzt vor 32 Jahren in einem Finale in Berlin, damals mit erfolgreichem Ausgang: Gegen den Zweitligisten Stuttgarter Kickers gewann der Klub mit 3:1. Seitdem ist der Traditionsverein abgestürzt - sportlich und finanziell. Und da wären wir schon beim schnöden Mammon. 2,656 Millionen Euro gibt es für jeden Halbfinalisten, ein Finaleinzug bringt weitere 3,5 Millionen Euro. Für den mit rund 85 Millionen verschuldeten HSV ist das ein kleiner Grund zum Träumen. Und ganz nebenbei winkt mit dem Pokalerfolg auch die Teilnahme an der Europa League.
Geld lockt den Gegner dagegen nicht, RB ist heiß auf den ersten Titel der Vereinsgeschichte. Trainer Ralf Rangnick könnte seiner Leipzig-Ära einen weiteren Erfolg hinzufügen. Er räumt am Saisonende den Trainerposten und ist dann "nur" noch Sportdirektor bei den Sachsen. Sein halber Abschied könnte mit großem Getöse vonstattengehen.
Wie ist die Ausgangslage?
Zweitligist trifft auf Erstligist. Champions-League-Aspirant ist zu Gast beim stotternden Wiederaufstiegsanwärter. Es holpert gerade mächtig bei der Hamburger Mannschaft von Trainer Hannes Wolf, die sofortige Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus ist gefährdet. Anders sieht's beim sächsischen Erstligisten aus, der die vergangenen fünf Spiele in der Liga gewonnen hat und seit insgesamt 14 Pflichtspielen unbesiegt ist. Die Favoritenrolle ist also klar verteilt. Und doch sagt Rangnick: "Wir treffen in Hamburg gefühlt auf einen weiteren Bundesligisten." Wolf hingegen ist bemüht, die Erwartungen zu dämpfen: "Wir spielen gegen eine Supermannschaft. Wir wollen nicht zu viel träumen". Für das Spiel wünsche er sich dennoch "einen sehr guten Torwart und Glück".
Glück war - wenn überhaupt - nur wenig im Spiel, als beide Teams in Richtung Pokalhalbfinale zogen. Die Leipziger haben mit der TSG Hoffenheim, dem VfL Wolfsburg und dem FC Augsburg drei Bundesligisten ausgeschaltet - mehr als die drei anderen Halbfinalisten (neben dem HSV noch Werder Bremen und der FC Bayern München). Der HSV besiegte im Achtelfinale den 1. FC Nürnberg, im Viertelfinale den Ligakonkurrenten SC Paderborn und ist der einzig verbliebene Zweitligist im Wettbewerb. Nun treffen die beiden besten verbliebenen Defensiven aufeinander: Der HSV kassierte erst drei Gegentore, Leipzig gar erst derer zwei. Und wo wir schon bei direkten Vergleichen sind: Möglicherweise haben die Hamburger einen kleinen Vorteil. Mit Aaron Hunt (Werder Bremen im Jahr 2009) und Kyriakos Papadopoulos (FC Schalke 04 im Jahr 2011) stellen sie in diesem Halbfinale die einzigen zwei Spieler, die den Pokal schon einmal gewinnen konnten.
Wie ist der HSV drauf?
Der große Traum vom Endspiel in Berlin überlagert die schwierige Situation des Klubs. "Für viele ist das einer der größten Momente in ihrer Karriere. Auch für mich persönlich", sagt Pierre-Michel Lasogga, der mit sechs Pokaltreffern torgefährlichste HSV-Stürmer. Ein Pokalsieg "wäre natürlich für die Stadt toll", erklärt auch Vereinslegende Uwe Seeler. Doch den würde er sofort eintauschen: "Der Aufstieg wäre wichtiger als alles andere, denn der HSV gehört in die erste Liga, nicht in die zweite", so Seeler bei Sport1. Doch so einfach, wie es lange in der Saison aussah, ist der direkte Wiederaufstieg dann doch nicht. Seit fünf Spielen ist der HSV sieglos, aus dem Duell mit dem 1. FC Köln ist mittlerweile ein Fünfkampf geworden. Nur noch zwei Punkte trennen die Hanseaten vom Dritten SC Paderborn, direkt dahinter drängen sich der 1. FC Union Berlin und der 1. FC Heidenheim.
Also hat der HSV eigentlich gar keine Zeit für ein Pokalspiel? So ist es nicht, sagt Trainer Wolf. "Es wäre grundsätzlich total falsch, wenn wir das herschenken", so der 38-Jährige. "Wir werden einen Teufel tun und dieses Spiel nicht voll nehmen." Er erwartet "eine andere Art von Fußball", als den, den der Klub in der 2. Liga gewohnt ist. Auf falsche Gedanken solle aber in Hamburg niemand kommen: Sofort ab Mittwochmorgen hat die Liga wieder "absolute Priorität".
Was macht RB Leipzig?

Rasenballsporttrainer Rangnick will in Hamburg den "letzten Schritt" ins Finale machen.
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Rangnick zufolge hoffentlich "den letzten Schritt". Denn: "Jeder bei uns im Verein brennt darauf, ins Finale einzuziehen." Zum zehnten Jahrestag des Vereins käme ein Titel gerade recht. "Das wäre für die ganze Stadt, für die Fans und Spieler eine großartige Sache, ein einmaliges Erlebnis, dorthin zu kommen", sagt Mittelfeldspieler Kevin Kampl. Keineswegs einmalig soll die Qualifikation für die Champions League werden. Die ist den Leipzigern in der Bundesliga kaum noch zu nehmen. Zuletzt elf Siege und drei Remis sprechen eine deutliche Sprache. Vor allem auswärts reüssiert das Team, der Tabellendritte siegte in den acht vergangenen Spielen auf fremden Plätzen. Und das gibt Mut für das Auswärtsspiel im Pokal: "Wenn man sieht, wie unsere Jungs seit Weihnachten auswärts aufgetreten sind, dann weiß man, dass wir mit gesundem Selbstvertrauen nach Hamburg reisen", sagt Rangnick.
War sonst noch etwas?
Oh ja! Vor fast exakt zehn Jahren, am 22. April 2009, stand der HSV zuletzt im Pokal-Halbfinale. Das Spiel war der Auftakt zu turbulenten 19 Tagen im Zeichen des Nordderbys. Gleich vier Mal trafen die Rothosen auf den Rivalen Werder Bremen: Neben dem Pokal ging's um den Einzug in den Uefa-Pokal und um den 31. Spieltag der Bundesliga. Anschließend war die Welt des HSV ein bisschen weniger in Ordnung als vor den Aufeinandertreffen - die Hamburger verloren alles und der damalige Trainer Martin Jol sagte: "Ich kann Bremen nicht mehr sehen!" Im Pokal sorgte ein gewisser Torwart Tim Wiese im Elfmeterschießen dafür, dass der HSV den Einzug ins Pokalfinale verpasste. Wiese, der damals schon breit, aber wesentlich weniger bullig war als heutzutage, hielt damals drei Elfmeter.
Mit etwas Losglück wäre es im Hamburger Volksparkstadion zur Neuauflage des norddeutschen Pokalduells gekommen. Stattdessen spielt der nun HSV gegen RB Leipzig - und Werder Bremen hat den FC Bayern zu Gast (Mittwoch, 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de). Die Neuauflage des Nord-Pokalfights könnte also in Berlin stattfinden - im Finale.
Quelle: ntv.de