Keine Strafe für Regel-Verstöße Hertha umarmt, küsst und spuckt
16.05.2020, 19:16 Uhr
Hertha jubelt wie auch vor der Corona-Pause, dabei will die DFL solche Szenen verbieten.
(Foto: imago images/Poolfoto)
Die Bundesliga ist zurück - anders als gewohnt. Die Spieler sollen auf Abstand jubeln, aber ausgerechnet Hertha BSC pfeift auf die Maßgaben. Coach Bruno Labbadia wirbt um Verständnis und erinnert an die Emotionen im Sport. Die DFL sieht wohl von einer Strafe ab.
Abstand hieß das Gebot am 26. Spieltag: Abgeklärt wahrte Erling Haaland die neue Distanz im deutschen Fußball. Das Bundesliga-Premierentor nach mehr als zweimonatiger Zwangspause in der Corona-Krise bejubelte der Stürmer von Borussia Dortmund wie vorgeschrieben: Bloß keine Umarmung, kein überschwänglicher Körperkontakt - stattdessen wog Haaland seinen Oberkörper in deutlicher Entfernung zu seinen Teamkollegen hin und her. Der höchst umstrittene Neustart für die Deutsche Fußball Liga glückte zumindest in den ersten Geisterpartien der beiden Bundesligen ohne befürchtete, größere Zwischenfälle. Angesichts desinfizierter Bälle und laut zu hörender Zwischenrufe wie auf Amateurplätzen ist eine Normalität noch weit entfernt.
Auf fast allen Plätzen hielten sich die Spieler an die Maßgabe aus dem 36-seitigen "Covid-19 Organisations-Rundschreiben Sonderspielbetrieb": "Gemeinsames Jubeln, Abklatschen und Umarmungen sind zu unterlassen". Pikanterweise schien dieses Memo vor allem von den Spielern von Hertha BSC nicht gänzlich verinnerlicht worden zu sein: Nach allen drei Toren kamen sich die Berliner beim Sieg bei 1899 Hoffenheim recht nahe.
Wangenküsse und Umarmungen
Der Berliner Dedryck Boyata war nach einem Eigentor des Hoffenheimers Kevin Akpoguma (58.) von Mitspieler Marko Grujic auf die Wange geküsst worden. Matheus Cunha klopfte Vedad Ibisevic auf den Kopf und nahm den Kapitän von hinten in den Arm. In der ersten Halbzeit hatte bereits Ibisevic nach einer vergebenen Chance deutlich erkennbar im Strafraum ausgespuckt - auch dies soll nach dem Konzept der "Task Force" eigentlich unterbleiben. Ihr inzwischen suspendierter Teamkollege Salomon Kalou hatte mit seinem Kabinenvideo inklusive zahlreicher Handshakes den Kritikern des DFL-Konzepts reichlich Argumente geliefert.
Herthas Neu-Trainer Bruno Labbadia verteidigte nach dem Spiel den emotionalen Jubel seiner Spieler inklusive Körperkontakt und warb um Nachsicht. "Ich sehe das meinem Team auf jeden Fall nach. Ich hoffe einfach, dass die Menschen draußen Verständnis haben", sagte der Coach auf der Pressekonferenz. "Die Emotionen gehören dazu. Sonst brauchen wir das Spiel nicht zu spielen", so Labbadia. Auf der Mannschaft habe "ein unheimlicher Druck" gelastet. Auch Ibisevic führte Gefühle als Grund für den Jubel an. "Emotionen kann man wirklich nicht verstecken", sagte er. "Ich habe unseren Doktor vor dem Spiel gefragt, ob das Tor zählt, wenn man das macht. Das war für mich das Allerwichtigste."
Durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat Hertha BSC nun wohl keine Konsequenzen zu befürchten. Der Torjubel von Spielern sei "nicht Bestandteil" des medizinisch-organisatorischen Konzepts, teilte ein DFL-Sprecher mit und betonte: "Zum Thema Torjubel wurden in Ergänzung zum Konzept lediglich Hinweise zur Orientierung gegeben - Sanktionen erübrigen sich daher."
Quelle: ntv.de, dbe/dpa