Das falsche Signal Hoeneß hätte gehen müssen
07.05.2013, 12:35 Uhr
Der Fehler ist schon sehr gravierend, er ist eben eine Straftat: Uli Hoeneß.
(Foto: picture alliance / dpa)
Uli Hoeneß hat eine Straftat eingeräumt. Der FC Bayern hält dennoch an ihm als Aufsichtsratschef fest. Ein großer Fehler. Denn die Entscheidung schadet nicht nur der Fußball-AG. Sie missachtet auch das Rechtsgefühl der Bürger.
Der Aufsichtsrat der Bayern München AG hat sich und dem allgemeinen Rechtsbewusstsein mit der gestrigen Entscheidung wahrlich keinen Gefallen getan. Unbedingt richtig wäre es gewesen, das Angebot von Uli Hoeneß, sein Amt als Vorsitzender ruhen zu lassen, anzunehmen. Denn dabei würde es sich weder um eine Vorverurteilung noch um eine Verletzung des Prinzips der Unschuldsvermutung handeln.
Erstaunlicherweise wird in den letzten Tagen immer häufiger vergessen: Uli Hoeneß hat Selbstanzeige erstattet. Die Selbstanzeige ist das Geständnis einer Steuerhinterziehung. Also einer Straftat. Offen ist nur, wie diese geahndet wird. Nicht aber, dass er sie begangen hat.
In einem solchen Fall müssten Politiker ihr Amt ruhen lassen oder sogar aufgeben. Ein Minister würde ganz sicher zurücktreten müssen. Uli Hoeneß ist kein Politiker, das stimmt. Aber gelten in einer anderen Welt andere Regeln, darf die Fußballwelt andere Regeln haben, als sie sonst für jeden Privatmann und Bürger gelten?
Hoeneß hat die Steuerhinterziehung zwar "privat" unternommen, also nicht für den oder mit Mitteln des FC Bayern München. Aber er ist eben nicht nur Privatmann, sondern auch eine öffentliche Figur. Er mag auch schon ganz viel Gutes in seinem Leben getan haben. Das haben viele andere auch. Und auch zu dem, was man häufig hört, nämlich dass Hoeneß "einen Fehler gemacht" habe, muss man sagen: Der Fehler ist schon sehr gravierend, er ist eben eine Straftat. Und die Aufsichtsräte, die ihm jetzt erst einmal "Bewährung" gegeben haben, verletzen damit die eigenen Compliance-Richtlinien, die sie in ihren Unternehmen extrem streng anwenden.
Und ein Letztes: Wenn das alles nur ein Fehler eines Privatmannes war und gar nichts mit dem FC Bayern zu tun hat, was war dann die Trunkenheitsfahrt der Vorsitzenden der evangelischen Kirche Margot Käßmann? Die fand doch auch nicht im Auftrag der Kirche statt und war ebenfalls nur ein "Fehler". Trotzdem hat Käßmann die einzig richtige Konsequenz gezogen und ist zurückgetreten. Bei Hoeneß wäre es schon ein gutes Signal gewesen, wenn er das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden bis zur Klärung aller Vorwürfe wenigstens hätte ruhen lassen. So aber wird das Unrechtsbewusstsein der Bürger weiter erschüttert und das Gefühl für Strafgerechtigkeit unterlaufen.

Heiner Bremer kommentiert seit 2003 das aktuelle politische Geschehen bei n-tv. In den n-tv Talks "Das Duell" und "Heiner Bremer - Unter den Linden 1" diskutiert er zudem die wichtigsten politischen Themen mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Quelle: ntv.de