Fußball

Früher Skandal, heute Museum Homburger Kult-Kondome kehren im DFB-Pokal zurück

Die Definition von Kult-Trikot hier präsentiert von Andreas Keim, Thomas Stickroth, Walter Kelsch, Tom Dooley, Andreas Hentrich und Roman Geschlecht (v.l.n.r.).

Die Definition von Kult-Trikot hier präsentiert von Andreas Keim, Thomas Stickroth, Walter Kelsch, Tom Dooley, Andreas Hentrich und Roman Geschlecht (v.l.n.r.).

Für den FC Homburg spielte einst der spätere Weltmeister Miroslav Klose. Bekannt wird der Klub aber zuvor durch eine Trikotwerbung, die den DFB verärgert und jetzt ein Revival erlebt. Es sind andere Zeiten: Was früher ein Skandal war, hängt heute im Museum und macht den Verein unsterblich.

FC 08 Homburg - da war doch was. Wenn der in der vierten Liga verschwundene frühere Bundesligist im DFB-Pokal die SpVgg Greuther Fürth empfängt, werden Nostalgiker an ein Kapitel kuriose deutsche Fußball-Geschichte erinnert. Der saarländische Klub läuft am heutigen Dienstag (18 Uhr/Sky und im Liveticker auf ntv.de) mit einer Billy-Boy-Werbung auf dem Trikotärmel auf - als Reminiszenz an den einst aufsehen erregenden Coup mit einem Kondomhersteller als Hauptsponsor.

Diesmal ist es nur ein Sondertrikot, aber es weckt Erinnerungen: Für die Saison 1987/88 hatte der gewiefte, 2021 gestorbene Präsident Manfred Ommer den Kondomhersteller London als Hauptsponsor gewonnen, angeblich für 200.000 Mark. Der Funktionär hatte sich zuvor zahlreiche Absagen eingehandelt; dann sollte es ein Geldgeber sein, "auf den sich die Presse stürzt und den der DFB ablehnt".

Die Empörung war groß: Der Deutsche Fußball-Bund unter dem damaligen Boss Hermann Neuberger verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 100.000 Mark und drohte mit Punktabzug. Deshalb verdeckten die Homburger den Schriftzug erst mal mit schwarzen Balken. Bei dem Rechtsstreit entschied schließlich das Landgericht Frankfurt am Main über den - so die Medien spöttisch - "Gummi-Paragrafen". Die Kondomwerbung verstoße weder gegen Sitte noch Moral. "Das war unbezahlbare Reklame", meinte Ommer später noch triumphierend. Wie konservativ der Verband reagiert hatte, zeigte auch die Tatsache, dass Aids in der Gesellschaft damals ein großes Thema war.

Nicht nur Kondome, sondern auch Weltmeister

Das legendäre Trikot mit der Kondomwerbung hängt heute im deutschen Fußball-Museum in Dortmund. Genau dort kam dem Verein aus der saarländischen 44.000-Einwohner-Kreisstadt die Idee, die Kondomwerbung wieder aufzuleben lassen - bei der Auslosung zur zweiten Pokalrunde. Wenn man heute Fußballfans nach dem FC Homburg frage, so Schatzmeister Hans-Joachim Burgardt, dann komme oft die Antwort: "Waren das nicht die mit den Kondomen?"

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Für Homburgs aktuellen Trainer Danny Schwarz, dessen Team in der ersten Runde Erstligist SV Darmstadt 98 aus dem Wettbewerb warf, ist es "mit ein wenig Augenzwinkern eine rundum gelungene Aktion" und "eine schöne Hommage an die Vergangenheit". Der frühere Bundesliga-Profi sagte in einem Interview auf dfb.de: "Ich denke, es trifft den heutigen Zeitgeist. 1988 war ich noch zu jung, hatte es nicht hautnah mitbekommen. Klar ist, dass damals Trikotwerbung für einen Kondomhersteller ein Skandal war. Das zeigt doch, wie sehr sich die Welt verändert hat."

Die öffentliche Aufmerksamkeit half der damaligen Homburger Mannschaft um Spieler wie Jimmy Hartwig, Tom Dooley, Walter Kelsch, Thomas Stickroth, Horst Ehrmantraut und Werner Vollack sportlich nicht entscheidend weiter: Der FCH stiegt als Tabellenvorletzter ab, obwohl er 1987/88 in Slobodan Cendic, Gerd Schwickert und Uwe Klimaschefski gleich drei Trainer verschliss. Dem unmittelbaren Wiederaufstieg folgte dann der erneute Absturz 1990, seitdem war der Klub nicht mehr im Oberhaus gesehen. Dabei können die Homburger in ihrer Historie nicht nur auf ihre berühmte Kondom-Werbung verweisen, sondern auch auf zwei Spieler, die für andere Klubs Weltmeister waren beziehungsweise wurden: Werner Kohlmeyer (1954/1. FC Kaiserslautern) und Miroslav Klose (2014/Lazio Rom).

Quelle: ntv.de, sue/dpa

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