WM-Quali überdeckt Staatskrise Honduras im Freudentaumel
15.10.2009, 11:14 Uhr
Auf den Straßen Honduras' bietet sich ein ungewohnter Anblick: Bis spät in die Nacht feiern die Menschen ihre Fußballer.
(Foto: REUTERS)
Honduras hat sich mit einem glücklichen 1:0-Sieg über El Salvador die Fahrkarte zur Fußball-WM 2010 in Südafrika erkämpft. In der emotional aufgeladenen Partie erzielte Mittelstürmer Carlos Pavón in der 63. Minute das erlösende Tor. Da Costa Rica in Washington gegen die USA nur ein 2:2-Unentschieden erreichte, hat Honduras sich nach den USA und Mexiko als dritte Mannschaft der Concacaf direkt für die Weltmeisterschaft in Südafrika qualifiziert. Costa Rica muss noch gegen Uruguay antreten.
Honduras, das derzeit von einer politischen Krise erschüttert wird, hatte in der Qualifikationsrunde der Concacaf (Nord- und Mittelamerika und Karibik) lange Zeit geführt und war in den letzten Spielen zurückgefallen. Am Morgen waren Tausende von Honduranern in Hunderten Autos und Bussen über die Grenze nach San Salvador gefahren, um ihre Mannschaft in dem alles entscheidenden Spiel zu unterstützen.
Micheletti nutzt die Gunst der Stunde
Nach dem Sieg kam es im ganzen Land zu Ausbrüchen von Freude und Jubel. In Tegucigalpa hatte die Stadtregierung schon vor dem Spiel angekündigt, im Falle des Sieges Feiern bis zum Morgen zu erlauben. Die Übergangsregierung erklärte den heutigen Donnerstag zum Feiertag. Unmittelbar nach dem Sieg über El Salvador sagte Präsident Roberto Micheletti im Fernsehen, er danke Gott, "weil er uns dieses Glück beschert hat". Honduras hatte zuletzt vor 27 Jahren die Teilnahme an einer Endrunde geschafft.

Der gestürzte Präsident Zelaya feiert den Sieg der Honduraner über El Salvador im Kreise seiner Anhänger.
(Foto: REUTERS)
Die Maßnahme dürfte aber auch von politischen Kalkül geleitet sein: Micheletti, der seit Ende Juni dank des Sturzes von Präsident Manuel Zelaya an der Spitze einer Übergangsregierung steht, forderte die Honduraner auf, die Krise des Staates und die politischen Gegensätze für einen Moment zu überwinden. Er zeigte sich überzeugt, dass nur die Nationalmannschaft in der Lage sei, die Honduraner ohne Rücksicht auf Politik und Religion zu einen.
Die Honduraner sind wegen der Staatskrise derzeit gespalten in Anhänger Michelettis und Zelayas. Beide Kontrahenten setzten unterdessen ihre Verhandlungen über eine Lösung des Konfliktes fort. Es geht vor allem um die Frage, ob Micheletti zustimmt, Zelaya wenigstens vorübergehend wieder an die Macht zurückkehren zu lassen.
Quelle: ntv.de, dpa