Klose "ist der wahre König Roms" Italien feiert den "Mythos Miro"
17.10.2011, 15:40 Uhr
Held aus Blaubach-Diedelkopf: Miroslav Klose hat sich bei Lazio Rom unsterblich gemacht.
(Foto: Reuters)
Wenn ein Tor im Derby tatsächlich einer Krönung gleicht, ist Miroslav Klose ab sofort der Herrscher von Rom. Denn im Stadtduell gegen den AS Rom gelingt dem 33-Jährigen der Siegtreffer für Lazio - spät in der Nachspielzeit, nach fünf Derby-Pleiten in Folge. Während Fans und Medien dem Routinier huldigen, nimmt der die WM 2014 ins Visier.
In der 93. Spielminute schlug sie doch noch, die große Stunde von Miroslav Klose in seinem ersten römischen Derby. Nach einem gelupften Anspiel schien es zunächst, als würde Klose den Ball im Strafraum verstolpern. Doch der Derby-Debütant verstolperte ihn nicht, sondern schob ihn überlegt ins lange Eck. 22 Sekunden vor Schluss machte Klose aus dem 1:1 einen 2:1-Erfolg für Lazio über den Erzrivalen AS Rom und sich nach nur acht Spielen unsterblich.
Die italienische Presse überschlug sich mit Superlativen und verneigte sich so tief vor dem 33-Jährigen, dass die Nasen der Schreiber den roten Teppich berührten, den Italiens Medien Klose ohnehin ausgerollt haben. "Klose ist der Held. Er ist der wahre König Roms", jubelte die römische Sporttageszeitung "Corriere dello Sport". Die "Gazzetta dello Sport" stimmte ein: "Ein Tor bei einem Derby gleicht einer Krönung." Mit Teamgeist und Toren habe der "Deutsche mit dem eisigen Blick und dem warmen Herz" die Lazio-Fans erobert. Eine Gruppe rechtsextremer Fans versuchte sogleich, Klose für sich zu vereinnahmen. Sie hielt ein Transparent hoch mit der Aufschrift "Klose mit uns" mit zwei runenartigen "S". Runenschriftzeichen wurden von den Nationalsozialisten für die Abkürzung SS verwendet.
Schreie puren Glücks
Klose selbst feierte sein sechstes Tor im achten Pflichtspiel ungewohnt emotional. Vor der vor Begeisterung tobenden Lazio-Fankurve brachen Freude und Erleichterung immer wieder in wilden Schreien aus dem Routinier heraus, der im Sommer ablösefrei vom FC Bayern nach Italien gewechselt war. Vor der Partie war noch unsicher gewesen, ob das Sturm-Schnäppchen überhaupt auflaufen könnte. Das Knie, das schon seinen Einsatz in den Länderspielen gegen die Türkei und Belgien verhindert hatte, machte noch immer Probleme. Doch Klose spielte, 93 Minuten, und er traf zum wichtigsten Lazio-Sieg der Saison, als das nächste sieglose Derby schon besiegelt schien.
Fünf Mal in Folge hatte der AS Rom zuletzt im Stadtduell triumphiert. Und sechs Minuten dauerte es nur, da lag der Erzrivale schon wieder vorn, Pablo Osvaldo hatte getroffen. Erst in der 52. Minute kam Lazio zum Ausgleich. Hernanes traf per Foulelfmeter, nachdem der Ex-Wolfsburger Simon Kjaer im AS-Strafraum die Notbremse gezogen hatte und vom Platz geflogen war. Danach verteidigten die zehn Römer im AS-Trikot leidenschaftlich, während elf Lazio-Profis vehement auf das Siegtor drängten - und Klose doch noch traf.
Erlösung für Edy Reja
Lazio-Coach Edy Reja fiel seinem Stürmerstar nach Spielende in die Arme, überglücklich und doppelt dankbar. Vor wenigen Wochen hatte der 66-Jährige noch hinschmeißen wollen. Er hatte sie satt, die Anfeindungen einiger Fans und Medien wegen seiner Pleitenserie im Derby, aber er blieb trotzdem. Auch dank Klose, der sich mit einigen Mitspielern persönlich bei Reja für einen Verbleib einsetzte und ihm nun den ersten Derby-Sieg bescherte. "Ich hoffe, dass dies zu einem Frieden mit den Lazio-Fans führt", sagte Reja nach dem Last-Minute-Erfolg.
Mit elf Punkten liegt Lazio nun auf Platz vier, nur einen Zähler hinter Spitzenreiter Juventus Turin. Wer den Unterschied zwischen Mittelmaß und Spitze ausmacht, darüber sind sich Fans und Medien einig. "Miro ist ein Mythos. Mit einem derartigen Fußballer kann Lazio in dieser Saison nach großartigen Resultaten jagen", findet der "Corriere dello Sport". Bei Lazios Stefano Mauri reifen sogar schon Träume von der ersten Meisterschaft seit 2000: "Mit einem Spieler wie Klose haben wir realistische Chancen, um den Titel mitzuspielen."
Traum von der WM 2014
Davon will Klose noch nichts wissen. Der 33-Jährige ist erst einmal glücklich darüber, in der Ewigen Stadt endgültig angekommen zu sein. Daher kann er sich gut vorstellen, seine Karriere bei Lazio zu beenden. "Wenn alles gut geht, spiele ich bei Lazio bis 2014, dann noch die Weltmeisterschaft - dann ist Finale", sagte der Torjäger im Fachmagazin "Kicker" und machte keinen Hehl aus seinen Zielen.
In seinen bisher 112 Länderspielen für die DFB-Auswahl erzielte Klose 62 Treffer, 14 davon bei Weltmeisterschaften - wie Gerd Müller, der die ewige DFB-Torjägerliste bisher mit 68 Toren anführt. Dessen Bestmarke möchte Klose ebenso übertreffen wie die 15 Tore von Ronaldo bei WM-Endrunden: "Wer meinen Ehrgeiz kennt, weiß, dass mich das reizt."
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid