Fußball

Fußballtalente im Check: Borussia Mönchengladbach Julian Korb, vom Praktikanten zum Profi

Julian Korb stand früher mal hinter dem Tresen des Fan-Shops.

Julian Korb stand früher mal hinter dem Tresen des Fan-Shops.

(Foto: imago sportfotodienst)

Was nach einem schlechten Drehbuch klingt, hat Julian Korb erlebt: Der Gladbacher Youngster durchläuft die Jugendmannschaften der Borussia, steht hinter dem Tresen des Fan-Shops - und spielt mittlerweile in der 1. Bundesliga.

Letzten Samstag, Borussia-Park, 20.21 Uhr: Gladbach feiert einen 3:1-Erfolg gegen Nürnberg, den dritten Sieg in Folge. Mittendrin statt nur dabei: Julian Korb. Noch vor drei Wochen hatten ihn wohl nur wenige auf dem Zettel, nun ist der 21-Jährige in der Bundesliga angekommen. Während sich einige Profis garantiert über die freie Zeit freuen, hätte der Rechtsverteidiger die Länderspielpause gar nicht gebraucht. "Ich war in den letzten drei Partien dabei, habe immer durchgespielt. Von daher hätte ich mich nicht beschwert, wenn es so weitergeht", sagt Korb im Interview mit sport.de.

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da stand der Youngster nicht mit den Profis auf dem Rasen, sondern hinter dem Tresen des Fan-Shops. Bei seinem Praktikum, das Korb während seines Fach-Abiturs bei der Borussia machte, durchlief er alle Abteilungen und "konnte sehen, wer hier alles arbeitet und welche Arbeit dahinter steckt, um den Verein zu organisieren - von der Presseabteilung über die Buchhaltung und den Fan-Shop bis hin zum Catering", erinnert er sich zurück: "Wenn man hier nur Fußball spielt, bekommt man das in der Form natürlich so alles gar nicht mit. Deshalb war es eine hilfreiche Zeit."

Währenddessen lebte das Gladbacher Eigengewächs im "Fohlen"-Internat, praktischerweise unter der Haupttribüne des Borussia-Parks. Der Weg zur Arbeit war damals kurz, der bis zu den Profis noch weit. Obwohl Korb schon 2011 regelmäßig mit der ersten Mannschaft trainierte, spielte er noch überwiegend bei den Amateuren. "Am Anfang habe ich mich hinten angestellt und wollte erst einmal so viele Erfahrungen wie möglich im Profi-Bereich sammeln", erzählt der Youngster, der abgesehen von einem Kurzeinsatz im ersten Jahr und einem Spiel in der Europa League in seiner zweiten Saison bei den Profis nicht zum Zug kam. "Ich habe daraufhin das Gespräch gesucht, in dem man mir aber versichert hat, dass man an mich glaubt."

Zum Glück scheiterte ein Leih-Geschäft

Dennoch überlegten die Verantwortlichen vor der Saison, ihr Eigengewächs auszuleihen, damit Korb Spielpraxis sammeln kann. Nachdem sich in den ersten Wochen keine Gelegenheit ergeben hat, zu einem ambitionierten Verein zu wechseln, ging Korb mit Gladbach in die Saisonvorbereitung - und überzeugte.

"Dadurch, dass Tony Jantschke wegen der U21-EM noch verlängerten Urlaub hatte, durfte ich praktisch in jedem Spiel zeigen, was ich kann. Da habe ich meine Sache wohl ganz gut gemacht", erzählt er. "Danach kam der Trainer zu mir und hat mir gesagt, dass ich hier bleiben soll. Mit Tony und mir würden wir mit zwei Rechtsverteidigern in die Saison gehen. Wer spielt, das werde man dann sehen."

Dass der Youngster mittlerweile Fuß gefasst hat, liegt auch an der Verletzung von Roel Brouwers, den Jantschke in den letzten Wochen in der Innenverteidigung vertrat. Korb übernahm die Position hinten rechts, zeigte solide Leistungen und ist in der Bundesliga angekommen. Natürlich würde er gerne weiter regelmäßig spielen, sagte der Rechtsverteidiger, der auch weiß, dass er seine Sache "ganz ordentlich" gemacht hat. "Dass ich jetzt aber irgendwelche Kampfansagen raushaue, dafür bin ich einfach nicht der Typ. Ich habe gelernt, die Füße still zu halten und weiß auch, dass ich meine Chancen bekommen werde."

Bis dahin will sich Korb nicht nur im Training aufdrängen, sondern auch von den Großen lernen - am Fernseher. Angesprochen auf Vorbilder, denen er nacheifert, antwortet Korb: "Ich gucke immer auf die Spieler, die auch auf meiner Position spielen. Wenn ich die Champions League oder Länderspiele verfolge, habe ich ein besonderes Auge auf die Außenverteidiger und schaue ganz genau, wie die älteren Spieler eine Situation lösen oder den Spielaufbau machen, wo ich mich verbessern kann."

Dass dabei Namen wie Philipp Lahm, David Alaba oder Lukasz Piszczek fallen, überrascht nicht. Korb ist ein Typ, der sich stets verbessern will - das war mit 12 Jahren so, als er beim MSV Duisburg spielte, um dann aber den Schritt nach Gladbach zu wagen, das ist auch heute noch so, wenn er mit den Profis trainiert. Er klingt schon wie ein Musterprofi, doch aus diesem jungen Mann spricht auch der Stolz, den er sich redlich verdient hat. Außerhalb des Platzes sei die Wahrnehmung viel größer geworden, sagt der Youngster: "Die Leute erkennen mich auf der Straße. Wenn man dann noch vor 50.000 Zuschauern aufläuft, merkt man endgültig, dass sich etwas verändert hat" - wohl nicht zum letzten Mal in der Karriere von Julian Korb.

Quelle: ntv.de, sport.de

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