Fußball

Schwacher Trost Kann Bayer sogar verlieren, ohne dass die Rekordserie reißt?

Bayer Leverkusen will weiterjubeln.

Bayer Leverkusen will weiterjubeln.

(Foto: IMAGO/Moritz Müller)

Bayer Leverkusen kann nicht mehr verlieren. So scheint es nach einer kompletten Bundesligasaison ohne Niederlage und einem Sturmlauf in Pokal und Europapokal. Der Lauf könnte sogar weitergehen, wenn der deutsche Meister ohne Trophäe vom Europa-League-Finale heimkehren würde.

Bundesliga, Pokal, Europa League: Bayer Leverkusen ist seit 51 Spielen ungeschlagen. Bayern München, Borussia Dortmund, West Ham, AS Rom, Teutonia 05 Ottensen - niemand konnte den neuen deutschen Meister schlagen. Hält die Serie auch am Abend im Finale der Europa League gegen Atalanta Bergamo (21 Uhr/ RTL, RTL+ und im Liveticker auf ntv.de), ist Bayer Leverkusen Europapokalsieger. Oder doch nicht?

Die "gefühlte" Antwort auf die Frage ist natürlich deutlich: Reckt Bayer Leverkusen am Ende des Abends nicht die Trophäe in den Himmel über Dublin, ist die Serie in jedem Falle futsch, alles andere ist Unsinn. Doch im Sinne der Statistik könnte der Rekord-Bundesligist gegen Bergamo Unentschieden spielen - und trotzdem am Ende eines langen Europapokalabends enttäuscht und mit leeren Händen auf dem Rasen des Aviva Stadiums stehen!

Denn ist nach 90 Minuten und der folgenden Verlängerung noch kein Europapokalsieger gefunden, geht die Partie als Unentschieden in die Fußballstatistik ein. Das folgende Elfmeterschießen, durch das der neue Europapokalsieger gekürt wird, ist statistisch irrelevant. Das Elfmeterschießen dient nur der Ermittlung eines Siegers, die erzielten Tore finden keinen Einzug in die Leistungsdaten - weder in die individuellen der Schützen, noch in die der beteiligten Klubs. Die großen Verbände sind da auch sehr klar: Die FIFA vergibt Punkte für die Weltrangliste genauso für das Ergebnis nach 120 Minuten (auch wenn der Gewinner einen kleinen "Bonus" erhält) wie die UEFA für ihre Fünfjahreswertung.

"Auch sie haben es im Kopf"

Einen weiteren Rekord würde der Bundesligist in jedem Falle behalten: Kein Klub war in der Geschichte des Fußballs länger inoffizieller Klubweltmeister! Ausgehend vom ersten erzielten Tor in einem FA-Cup-Spiel zwischen Upton Park und den Clapham Rovers am 11. November 1871 geht es nämlich - diese Idee hatten 2004 eine handvoll Nerds aus England - Woche für Woche um die Weltmeisterschaft, nach dem Vorbild des Boxens: Der alte König muss vom neuen entthront werden, egal in welchem Wettbewerb. Und niemand hielt den Titel länger als Bayer Leverkusen, das sich mit einem Sieg gegen RB Leipzig zum Saisonstart zum Klubweltmeister gemacht hatte. Am Abend steigt schon der 5322. "Kampf" um die inoffizielle Klub-WM.

Auch bei einer Niederlage im Elfmeterschießen wäre der Bundesligist den Titel jedoch los: "Da es sich um ein einmaliges Spiel handelt und das Ergebnis heute Abend entschieden werden muss", so heißt es von den Hütern über die inoffizielle Klubweltmeisterschaft, "wird das Team, das ein Elfmeterschießen gewinnt, der Champion sein."

Ein Trost wäre die statistische Spitzfindigkeit natürlich nicht, auch wenn sie in Leverkusen nie einen Zweifel daran ließen, dass der historische Lauf ihnen nicht nur wegen der Punkte und der Erfolge wichtig ist. "Wir haben 51 Spiele nicht verloren. Also nennt uns ruhig Favorit", sagte Stürmer Patrik Schick vor dem Finale: "Wir sind derzeit gut im Flow. Aber es ist ein Finale, das ist etwas Besonderes." Atalanta sei zwar sehr stark, "aber auch sie haben es im Kopf, dass wir mit 51 Spielen ohne Niederlage in dieses Spiel gehen".

Überstunden durch eine Verlängerung sollen vermieden werden, am Samstag steht im DFB-Pokal schließlich noch ein Finale an. Aber auch auf die Nachspielzeit will sich Bayer in Dublin diesmal nicht verlassen, auch wenn dort auf Bayer (wie auch in der Liga) zuletzt immer Verlass war: In den vier letzten Europapokalspielen hatte man gleich vier Treffer in der Nachspielzeit erzielt. "Wenn es im Finale wieder so käme, wäre das natürlich etwas ganz Besonderes", sagte Schick. "Aber wir wollen nicht bis in die Nachspielzeit warten. Wir wollen es früher regeln."

(Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes hatten wir geschrieben, dass Bayer im Falle einer Niederlage nach Elfmeterschießen auch seinen inoffiziellen Klubweltmeister-Titel behalten würde. Das ist falsch und korrigiert. Wir bitten darum, das zu entschuldigen.)

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen