BVB setzt in Madrid auf Understatement Klopps Aschenputtel will Real nerven
02.04.2014, 15:44 Uhr
Blut im Schuh? Nein, Aschenputtel!
(Foto: imago/Alterphotos)
Die Fußballer der Dortmunder Borussia spielen in der Champions League bei Real Madrid, ihr Trainer Jürgen Klopp hat einen Plan: Er will der Welt und dem Gegner weißmachen, der BVB sei krasser Außenseiter - ein gewagter Balanceakt.
Real Madrid: Casillas - Carvajal, Pepe, Sergio Ramos, Coentrão - Modric, Xabi Alonso, Di María - Bale, Benzema, Ronaldo. - Trainer: Ancelotti
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Hummels, Durm - Kehl, Sahin - Aubameyang (Hofmann), Mkhitaryan, Großkreutz - Reus. - Trainer: Klopp
Schiedsrichter: Mark Clattenburg (England)
Es war eine rhetorische Frage, klar. "Soll ich mich hier hinst ellen und sagen, die hauen wir weg?" Warum eigentlich nicht? Allerdings würde das, und das weiß Jürgen Klopp, ein wenig vermessen klingen. Die Fußballer der Dortmunder Borussia spielen heute (ab 20.45 Uhr im ZDF und im Liveticker bei n-tv.de) bei Real Madrid. Des Viertelfinals erster Teil steht an, es geht darum, wer am Ende zu den vier besten Mannschaften in der Champions League gehört. Viele glauben, dass der BVB dort wenig zu suchen hat - anders als die Konkurrenz vom FC Bayern, die gestern bei Manchester United ein 1:1 erreichte.
Dortmunds Trainer formuliert das so: "Unter den letzten Acht sind wir das Aschenputtel, angesichts unserer Personalsituation und unseres Budgets." Aber Jürgen Klopp wäre nicht Jürgen Klopp, hätte er nicht auch einen Plan, den er gewohnt plakativ präsentiert: "Wir haben gute Jungs, die in solchen Spielen über sich hinauswachsen. Wir wollen der unangenehmste Gegner der Welt sein." Es ist ein Balanceakt zwischen gepflegtem Understatement und gesundem Selbstbewusstsein, den er da wagt.
"Wir werden unsere Chancen haben"
Einerseits will er der Welt klar machen, dass seine Elf im Duell mit dem Tabellendritten der spanischen Primera Division klarer Außenseiter ist. Was auch gar nicht so verkehrt ist - angesichts der Tatsache, dass von dem Team, das im vergangenen Jahr in der Gruppenphase und im Halbfinale über die Königlichen triumphierte, nur noch vier Profis übrig sind. Neben den Dauerverletzten Ilkay Gündogan, Neven Subotic, Jakub Blaszczykowski, Sven Bender und Marcel Schmelzer fehlt im Estadio Bernabéu auch noch Angreifer Robert Lewandowski, der in diesem Wettbewerb eine Gelbe Karte zu viel gesehen hat. Das wiegt schwer, er ist Dortmunds bester Angreifer und erzielte seinerzeit in vier Spielen gegen Real fünf Tore.
Andererseits will Klopp seine Mannschaft auch nicht schlechter reden als ist. Denn dass der BVB gegen die Madrilenen keine Chance hat, glaubt nicht einmal Klopp selbst. Nicht nur, weil Real jüngst in der Liga gegen den FC Barcelona und beim FC Sevilla verloren hat, sondern weil der Trainer an die Stärke seiner Spieler glaubt. Mit Marco Reus, Pierre-Emerick Aubameyang und Henrikh Mkhitaryan zum Beispiel lässt es sich auch im Bernabéu prima kontern. Auch wenn der Gegner mit Gareth Bale, Cristiano Ronaldo und Karim Benzema ein Offensivtrio hat, das ebenfalls so schlecht nicht ist und jüngst im Achtelfinale den FC Schalke 04 in Grund und Boden spielte.
Ein 1:1, wie es die Bayern in Manchester erreichten, wäre für die Dortmunder ein Geschenk. Aber selbst, wenn es so läuft wie im vergangen Jahr, ist noch alles drin, schließlich ist Lewandowski im Rückspiel am Dienstag nächster Woche wieder dabei. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke jedenfalls sagte: "Wenn wir in Madrid ohne Robert wieder 0:2 verlieren und das Rückspiel mit Robert eine Woche später 4:1 gewinnen - alles gut." Und auch der Trainer behauptet: "Ich bin da ganz ruhig, wir werden unsere Chancen haben." Was Jürgen Klopp wirklich umtreibt, hat er dann doch noch verraten, ganz ohne rhetorische Frage: "Ich habe ja schon oft gesagt, dass wir nicht die beste Mannschaft der Welt sind, aber dass wir an einem guten Tag die beste Mannschaft der Welt schlagen können."
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid