Fußball

"Viele gehen den bequemen Weg" Klose kritisiert deutschen Fußball-Nachwuchs

Miroslav Klose trainiert auch in der kommenden Saison die U17.

Miroslav Klose trainiert auch in der kommenden Saison die U17.

(Foto: imago images / Sven Simon)

Der frühere Fußball-Nationalspieler Miroslav Klose trainiert heute den Nachwuchs des FC Bayern München. Seine U17 wird gleich im ersten gemeinsamen Jahr deutscher Vizemeister. Dennoch sei die Zukunft nicht rosig, moniert der 2014er-Weltmeister, denn die "Spieler sind oft zu schnell satt".

Der frühere Weltmeister Miroslav Klose vermisst bei den Nachwuchsfußballern von heute die nötige Hingabe. "Ich habe viel Kontakt zu Ex-Profis, die heute Trainer oder sonst im Fußball tätig sind. Sie bestätigen, dass die heutige Generation diese Einstellung, die bei uns normal war, nicht mehr hat, bis auf wenige Ausnahmen. Diese Leidenschaft, dieses Herz vermisse ich. Sie gehört zum Gesamtpaket neben Talent, Physis, Athletik", sagte der 41-Jährige dem "Kicker".

Klose schließt dabei auch den Nachwuchs des FC Bayern nicht aus, für den er als U17-Trainer mit zuständig ist. Auch dort mangele es vielen Spielern am unbedingten Willen. "Die Ausbildung muss sein, klar. Aber manche lassen die Schule schleifen und kapieren nicht, dass sie, wenn sie als Nationalspieler oft weg sind, den Stoff nachholen müssen. Viele gehen da den bequemen Weg. Das zeigt mir, dass es dann nicht reicht", sagte Klose weiter. In seinem ersten Bayern-Jahr habe er noch keinen künftigen Mittelstürmer für die DFB-Elf gesehen.

"Jungs sind im Kopf nicht da"

Er vermisse "diesen unbedingten Willen, die jungen Spieler sind oft zu schnell satt", monierte der frühere Torjäger, sieht aber auch eine gewisse Überforderung: "Sie müssen wieder Spaß am Fußball bekommen. Manchmal wirken sie derart gestresst, mit Schule und vielem mehr, dass sie - so mein Eindruck - nur zum Training kommen, weil sie es müssen." Auch die digitale Welt sorge für viel Ablenkung. "Die Jungs sind im Kopf nicht da, bis das Training anfängt", monierte Klose. "Auf dem Weg zum Trainingsplatz gehen sie am Ballsack vorbei. Ich frage sie, warum. Oder warum die Hütchen fehlen. Oder warum die Bälle nicht aufgepumpt sind. Das musst du immer wieder beanstanden, das macht müde."

Klose ist Rekord-Torschütze der deutschen Nationalmannschaft und holte 2014 in Brasilien mit der DFB-Auswahl den WM-Titel. In der Bundesliga spielte er für den 1. FC Kaiserslautern, Werder Bremen und den FC Bayern. Bei den Münchnern sollte er zuletzt die U19 als Trainer übernehmen, entschied sich aber für einen Verbleib bei der U17. Als Trainer sehe er sich erst am Anfang, betonte Klose. "Ich will nicht möglichst schnell hochkommen wie viele vor mir."

Er selbst habe einfach ebenfalls noch Schwächen. "Manchmal erkenne ich Änderungen im Spiel zu spät, um noch schneller eingreifen zu können", sagte der frühere Torjäger. Sein Fernziel bleibe die Bundesliga. "Vielleicht mache ich 2020 den Fußballlehrer", sagte Klose. Er wolle sich jedoch nicht unter Zeitdruck setzen. "Erst will ich investieren und noch mehr erkennen und lernen", sagte er.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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