Trennung trotz Tabellenführung Köln-Coach Anfang steht vor dem Aus
27.04.2019, 12:55 Uhr
Ist Anfang beim 1.FC Köln am Ende?
(Foto: imago images / Jan Huebner)
Es ist eine skurrile Situation: Der 1.FC Köln führt die Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga mit sechs Punkten Vorsprung an - und dennoch muss Trainer Markus Anfang offenbar gehen. Die Gründe sind demnach mangelnde Konstanz und zunehmender Fan-Frust.
Kurz vor dem Aufstieg in die Fußball-Bundesliga hat sich Zweitliga-Tabellenführer 1. FC Köln Medienberichten zufolge von Trainer Markus Anfang getrennt. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung wurde die Beurlaubung des gebürtigen Kölners am Morgen beschlossen, genau 300 Tage nach Amtsantritt. Nach der 1:2 (0:1)-Heimniederlage gegen Darmstadt am Freitag hatten zahlreiche Fans den Rauswurf des Trainers gefordert. Auch der WDR und der "Express" berichteten über die Trennung vom Coach.
Wer das Team in den letzten drei Spielen betreuen wird, ist noch offen. Sport-Geschäftsführer Armin Veh, langjähriger Bundesliga-Coach und früherer Meistertrainer des VfB Stuttgart, hatte mehrfach ausgeschlossen, sich in Köln auf die Bank zu setzen. Nach dem Darmstadt-Spiel hatte sich Veh mit nebulösen Worten verabschiedet. "Ich sage etwas, wenn ich etwas zu sagen habe", erklärte der Sportchef. Nun hatte er offenbar Gesprächsbedarf. Die für den Morgen angesetzte Trainingseinheit wurde kurzfristig verschoben.
Die Vereinsspitze kam zusammen, um die sportliche Situation zu analysieren. Ein Verbleib Anfangs über den Sommer hinaus war zuletzt immer unwahrscheinlicher geworden. Eine Trennung noch in der Saison ist jedoch ein harter Schritt. Zwar ist von Feierlaune in der Domstadt nichts, aber auch gar nichts zu spüren. Dennoch ist der FC Tabellenführer, in Sachen Aufstieg fehlt trotz vier Spielen ohne Sieg nur noch die Vollzugsmeldung. "Ich bin genauso ehrgeizig wie jeder Fan. Deshalb gibt mir das nicht mehr Frust als der, den ich sowieso in mir habe", sagte Anfang, angesprochen auf die kuriose Situation, als Trainer des souveränen Spitzenreiters heftigem Fan-Unmut ausgesetzt zu sein.
Fan-Frust nimmt zu
Vor zwei Wochen hatte Anfang noch Lob von allen Seiten für seinen bewegenden und menschlichen Auftritt erhalten. Anfangs Vater Dieter hatte am 10. April kurz vor dem Spiel beim MSV Duisburg einen Herzinfarkt im Stadion erlitten. Anfang junior erschien zwei Tage später wieder zum Training. Es wäre der Wunsch seines Vaters gewesen, betonte er in einer bemerkenswerten Pressekonferenz. Immerhin: Der einzige Spieler, der sich direkt nach dem Spiel gegen Darmstadt den Medien stellte, verteidigte den Trainer deutlich. "Natürlich nimmt man das wahr", sagte Torhüter Timo Horn: "Ich kann den Frust der Fans auch verstehen. Aber die zweite Halbzeit sollte Beweis genug sein, dass die Mannschaft intakt ist und der Trainer uns erreicht."
Schon zweimal, nach dem 0:1 Anfang November beim Hamburger SV und dem 2:3 nach 2:0-Führung in Paderborn hatte es Gerüchte um einen bevorstehenden Rauswurf des im Sommer aus Kiel verpflichteten Anfang gegeben. Nach der Niederlage in Paderborn soll Präsident Werner Spinner die Trennung sogar gefordert haben. Am Ende trat jedoch Spinner zurück. Nach zuletzt vier Spielen ohne Sieg nahm die Diskussion um den 44-Jährigen nach zuvor sechs Siegen wieder Fahrt auf.
"Eigenlich ein Witz"
Als Veh unter der Woche nach Anfang gefragt wurde, vermied er ein klares Bekenntnis. "Mit solchen Aussagen kann ich als Chef nichts gewinnen", hatte der frühere Stuttgarter Meistertrainer gesagt. Freilich mit dem Nachsatz: "Unser Trainer ist mit seiner Mannschaft Tabellenführer und hat sechs beziehungsweise acht Punkte Vorsprung auf Platz zwei und drei. Dass ich dazu gefragt werde, ist eigentlich ein Witz."
Anfang werden unter anderem fehlende Konstanz, fehlende Balance zwischen der anfälligen Defensive und der überragenden Offensive sowie seltsame taktische Wechsel vorgeworfen. Schon am Freitag hatte sich der Coach sehr niedergeschlagen gezeigt. "Das war ein bitterer Abend für uns", hatte er gesagt: "Das tut einfach brutal weh."
Quelle: ntv.de, Holger Schmidt und Martin Beils, dpa