Mega-Zoff um Fetzen Stoff König Ceferin wird beim BVB nicht belästigt
29.09.2021, 14:08 Uhr
UEFA-Präsident Aleksander Čeferin (2 v.l.) mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (3 v.l.).
(Foto: imago images/Team 2)
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin besucht das Champions-League-Spiel zwischen dem BVB und Sporting Lissabon. Beinahe wird er mit einem Fetzen Stoff belästigt: ein Spruchband gegen die geplante Königsklassen-Reform. Es wird alles getan, um diese schrecklichen Bilder zu verhindern.
König Aleksander Ceferin hielt Hof und die Untertanen rebellierten. Das konnte nicht geduldet werden. Denn Unzufriedenheit und oppositionelles Verhalten können zur Revolution, gar zum Abdanken des Herrschers führen. Doch der hat noch eine Aufgabe: Er muss der von Rebellenklubs unter Beschuss stehenden Champions League das Überleben sichern. Unter allen Umständen. Kritik darf nicht geduldet werden.
So trug es sich am Dienstag im Dortmunder Stadion zu. Am zweiten Spieltag der Königsklasse empfing der heimische BVB den portugiesischen Vertreter Sporting Lissabon. Von allen Spielen des Tages, und trotz der alles überlagernden Scheich-Schlacht im Pariser Prinzenpark, dem Spiel zwischen der katarischen Weltauswahl Paris St. Germain und dem Abu-Dhabi-Klub Manchester City, hatte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin eben jenes Duell in Dortmund auserwählt.
Hoch oben auf der Tribüne zeigte er sich mit Hans-Joachim Watzke, dem Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA, um dort dem 1:0-Sieg der Gastgeber beizuwohnen. Doch unten auf der Südtribüne wagten einige Fußball-Konservative, die nach Monaten der Pandemie langsam ins Stadion zurückkehren, den Aufstand.
Das Spruchband muss verschwinden
Sie zeigten ein Spruchband, das zwingend als Herrschaftskritik gelesen werden musste. Das sogar vom gastgebenden Verein erst genehmigt worden war und so ähnlich auch bereits bei anderen Spielen zu sehen war. "Stoppt die UCL-Reform. Fußball für Millionen von Leuten und nicht Milliarden von Euro", stand dort in englischer Sprache geschrieben. Umstürzlerisches Geschreibsel. Ein Angriff auf den König. Das musste verschwinden. Erst vom Zaun und später auch von den Rängen, auf denen nur noch ein kleines Stück Stoff auslag: "Stoppt die UCL-Reform".
Zu viel Revolution. Der König sollte es nicht sehen. Unter der Tribüne, dort, wo nicht einmal die digitalen Augen hinreichen, habe hektische Betriebsamkeit geherrscht, erzählt man sich in den Kreisen der Revolutionäre. Alles, um die Augen des Königs rein zu halten. Es gelang nicht. Längst waren die Bilder um die Welt gegangen. Die Botschaft: Der König kann sich im Kampf mit den Rebellenklubs nicht auf die Unterstützung der Fußball-Konservativen, die Fans, die lieber Bewahrer einer untergehenden Kultur sein wollen, verlassen.
Die hatten bereits vorher Ungeheuerlichkeiten formuliert. Sie hatten die Reform abgelehnt. Weil sie mehr Geld und mehr Planungssicherheit für einige wenige Vereine bringen wird. Weil sie den Weg in die Königsklasse weiter verengen wird und weil sie den nationalen Ligen, noch mehr als sie es jetzt schon tut, die Luft zum Atmen nimmt.
UEFA von allen Seiten unter Beschuss
"Wir Fans wünschen uns mehr Spannung in den nationalen Ligen, keine Zwei- oder Dreiklassengesellschaften. Europäische Spiele sollen Highlights bleiben, denen man wochenlang entgegenfiebert", hatten einflussreiche Gruppierungen aus dem Umfeld des Champions-League-Dauergasts Borussia Dortmund und des einzigen deutschen Weltklubs Bayern München formuliert und sich damit gegen die Zukunft gewendet. Eine Zukunft, für die Aleksander Ceferin und seine UEFA stehen wollen. Eine Zukunft, die ihnen unter dem Super-League-Angriff der Rebellenklubs um Real Madrid, Juventus und Barcelona sowie den größenwahnsinnigen WM-Plänen des Weltverbands FIFA zu entgleiten scheint.
Der Kampf um den Fußball, der schon lange kein Spiel mehr ist, sondern eine gigantische Unterhaltungs- und Gelddruckmaschine, geht weiter. Da sollen sich die Fans bloß nicht einmischen. Aber Fußball ohne Fans bleibt gar nichts. Auch das haben die langen Monate der Pandemie gezeigt. Ein Blick in die Kassen der Klubs genügt. Dort herrscht nach anderthalb Jahren Geisterspiele Ebbe.
Quelle: ntv.de