Dafür gibt es keinen Pokal Krisen-Klub Hertha BSC ist Klub-Weltmeister
18.10.2021, 09:37 Uhr
Jurgen Ekkelenkamp feiert das 2:0 und wahrscheinlich auch den UFCC-Titel.
(Foto: picture alliance / Fotostand)
Solche Geschichten schreibt nur der Fußball. Unter der Woche muss Hertha BSC einen herben Rückschlag verkraften. CEO Carsten Schmidt zieht es zurück nach München. Mit nur zwei Siegen aus sieben Spielen sieht es auch sportlich schlecht aus. Doch plötzlich ist Hertha Weltmeister.
Es ist Eintracht Frankfurt zu verdanken, dass die Bundesliga auch in Zukunft den (inoffiziellen) Klub-Weltmeister stellen wird. Die 1:2-Niederlage im Titel-Duell gegen Krisen-Klub Hertha BSC belässt den UFCC-Titel für einige weitere Wochen in Deutschland. Ansonsten hätte er bereits am kommenden Donnerstag nach dem Spiel der Eintracht in der UEFA Europa League gegen Olympiakos nach Griechenland wandern können. Das passiert nun nicht. Hertha BSC verteidigt den Titel nun gegen Borussia Mönchengladbach und könnte ihn im darauffolgenden Pokal-Spiel gegen den Regionalligisten Preußen Münster für lange Jahre im Land halten. Dazu benötigt es nur eine Pleite im Preußenstadion. Realistisch ist das bei der Pokalgeschichte der Hertha allemal.
Womöglich fragen Sie sich jetzt, wovon wir hier wieder reden? Hertha BSC ist Weltmeister? Das Clickbait bei ntv.de wird auch immer schlimmer. Seien Sie unbesorgt: dem ist nicht so. Hier haben nur ein paar Statistik-Liebhaber das alte Boxsport-Prinzip auf den Fußball übertragen. Es gibt nur einen Titel und der wird in jedem Spiel verteidigt.
Die inoffizielle Klub-Weltmeisterschaft wird seit 2004 von einer handvoll Nerds aus England und Deutschland nachgehalten. Ausgehend vom ersten erzielten Tor in einem FA-Cup-Spiel zwischen Upton Park und den Clapham Rovers am 11. November 1871 geht es seitdem Woche für Woche um die Weltmeisterschaft. Auf die Clapham Rovers, dem ersten Titelträger, folgten die Wanderers. Mittlerweile wird auf Titelmatch 5200 zugesteuert. Das Spiel Hertha BSC gegen Gladbach wird das Match Nummer 5188 sein. Gewinnen die Fohlen vom Niederrhein, könnten die Bayern den Titel im Pokal zurückerobern.
Vom Chaos-Klub zum Titelträger
Bei Hertha BSC äußerte sich nach dem Spiel niemand zur Weltmeisterschaft, man war nach langen Wochen der Krise erleichtert über den Erfolg in Frankfurt. Trainer Pal Dardai dürfte somit ein wenig mehr Zeit bekommen, den Hauptstadt-Klub auf Erfolg zu trimmen. In der Woche hatte er seinen Spielern die Grundlagen des Spiels erklärt und die hatten auch zugehört. "Es war manchmal wie im Kindergarten - so, wohin muss man gehen, was muss man machen?", beschrieb er den Prozess in der Länderspielpause. "Danke an die Jungs für die taktische Disziplin. Schön, dass wir diese zwei Wochen so ausgenutzt haben. Alle haben gut mitgemacht. Wir sind sehr glücklich." Glücklich über die Tore von Neuzugang Marco Richter und Super-Joker Jurgen Ekkelenkamp, der wenige Minuten nach seiner Einwechslung traf, und glücklich über den Befreiungsschlag im Tabellen-Keller.
Für Frankfurt war es nicht nur die erste Heimniederlage seit Juni 2020, sondern auch ein unerwarteter Rückfall nach der ermauerten 2:1-Sensation bei Bayern München, die den Adlern den Titel des Weltmeisters brachte. "Wir sind alle schuld an dieser Niederlage, ich will das in keinster Weise auf die Spieler abwälzen. Es war zu wenig, von mir auch. Ich hätte ein Stück weit früher ins Spiel eingreifen können", schimpfte Trainer Oliver Glasner nach dem Spiel und verwies auf den Kolumbianer Rafael Borré. Der hatte in nur 30 Minuten Spielzeit die meisten Torschüsse für Frankfurt gehabt. Glasner sagte: "Da kann ich aufhören zu sprechen." Da wusste er noch nichts vom verlorenen Weltmeister-Titel. Hoffentlich erfährt er es nie. Für den deutschen Fußball war es eine strategische Meisterleistung. Für Hertha BSC war es die unwirkliche Wandlung vom Chaos-Klub zum besten Verein der Welt.
Quelle: ntv.de, sue